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Agent 6

Titel: Agent 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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in den Mund. Es drückte ihr schon gegen die Kehle, sie musste würgen. Sie schlug hilflos um sich, bekam ihre Laken zu fassen, zog sie vom Bett.
    Sie konnte nicht mehr klar sehen, ihr Blick war verschwommen. Dann ertastete sie etwas – den Kugelschreiber, mit dem sie sich Notizen gemacht hatte. Sie packte ihn fest, drückte die Spitze heraus und hieb damit nach ihrem Angreifer. Sie traf ihn am Hals. Der Überfall hatte sie geschwächt, trotzdem drang der Stift so tief ein, dass der Mann aufschrie. Er ließ ihr Gesicht los. Sie spuckte einen Teil der Papierfetzen aus und sog einen halben Atemzug ein. Sofort konnte sie wieder deutlich sehen, ihre Gedanken wurden klarer, und ihre Kraft kehrte zurück. Sie rammte den Stift tiefer, so fest sie konnte, und spürte Blut auf ihrer Hand. Der Mann stürzte zur Seite.
    Nara stand auf, sie konnte kaum glauben, dass sie plötzlich frei war. Sie spuckte das restliche Papier aus, sprang auf ihr Bett und wich so weit zurück, wie es das kleine Zimmer erlaubte. Der zweite Mann kniete neben seinem Partner. Als er ihm den Stift aus dem Hals zog, strömte Blut aus der Wunde. Während der Mann hektisch versuchte, die Blutung zu stoppen, schätzte Nara die Entfernung zur Tür ab. Der Weg würde sie zu nah an ihre Angreifer führen. Selbst, wenn sie sich vorbeischleichen konnte, würde sie es höchstens bis ins Wohnzimmer oder auf die Treppe schaffen. Als sie einen Hauch kalter Nachtluft an den Füßen spürte, drehte sie sich zum Fenster um. Es war ihre einzige Möglichkeit zu entkommen. Sie stellte sich auf den Fenstersims und kletterte auf das Dach.
    Ohne Strom kam von unten kein Licht. Die Stadt lag im Dunkeln da, der Stromausfall breitete sich wie ein Ölteppich über ihr Viertel, ergoss sich ins Tal und die fernen Hügel hinauf, nur durchbrochen von flackernden Öllampen und Kerzen. Die Häuser der Reichen und die Regierungsgebäude besaßen Dieselgeneratoren, sie schimmerten als helle Inseln in der Dunkelheit.
    Sie hörte, wie die Hand ihres verbliebenen Angreifers neben ihr auf das Dach klatschte, und lief los, mit nackten Füßen über den Beton. Sie hielt auf das Nachbarhaus zu, ohne genau erkennen zu können, wo das Dach endete. Als ihre Zehen bei einem Schritt keinen Halt mehr hatten, sprang sie so hoch, wie sie konnte. Ihre Füße strampelten in der Luft, bis sie auf dem benachbarten Dach landete. Sie stürzte, rappelte sich wieder hoch und lief weiter. Eine schwere Erschütterung ging durch das Dach, als ihr Angreifer hinter ihr landete. Sie sah sich nicht um, rannte nur, so schnell sie konnte, ihre Fußsohlen trommelten über den rauen Beton. Ihre Augen hatten sich mittlerweile der Dunkelheit angepasst, jetzt konnte sie die Dächer von den Lücken zwischen den Häusern unterscheiden. Sie sprang und landete leichtfüßig auf dem nächsten Dach. Nach wenigen Schritten spürte sie wieder eine Erschütterung, als ihr Verfolger hinter ihr landete. Er holte auf. Sie konnte nicht widerstehen, blickte zurück und sah seine dunkle Gestalt hinter sich, nur wenige Schritte entfernt und mit ausgestreckten Armen. Verzweifelt schätzte sie die Kluft vor sich ab. Der Zwischenraum war diesmal zu weit. Das würde sie niemals schaffen. Aber sie hatte nichts zu verlieren.
    Sie setzte zum Sprung an. Einen kurzen Moment glaubte sie schon, sie würde sicher landen, dann stürzte sie plötzlich. Mit einer Hand bekam sie einen Fenstersims zu fassen. Aber sie konnte sich nicht halten, ihre Finger rutschten ab, wieder fiel sie, dann schlug sie auf dem Boden auf.
    Reglos blieb sie liegen, sie wusste nicht, ob sie sich bewegen konnte. Sie versuchte es, stützte sich auf und spürte dabei Schmerzen, aber nicht genug, um sie aufzuhalten. Sie wartete mit angehaltenem Atem. Der Mann war nicht gesprungen, das hätte sie gehört. Als sie in den nächtlichen Sternenhimmel hinaufblickte, konnte sie seine Umrisse am Rand des Daches sehen. Dann verschwand er. Er suchte einen anderen Weg nach unten.
    Sie kämpfte sich hoch, humpelte die Gasse entlang, stolperte, rannte, bog blind um eine Ecke. Ihr einziger Vorteil war der Stromausfall, der eine Verfolgung erschwerte. Als sie an eine Hauptstraße gelangte, ohne zu wissen, wo sie war oder wie weit sie gerannt war, sah sie eine Frau, die gerade ein Haus betrat. Nara lief auf sie zu und flehte sie an:
    – Helfen Sie mir.
    Nara sah unzüchtig aus, sie war halb nackt, voller Dreck und Matsch. Die Frau schloss die Tür.
    Stotternd sprang der Strom wieder an. Die

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