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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Handtuch!«
    Erschreckt reicht ihr das Mädchen ein frisches Wolltuch und trocknet sie vorsichtig ab.
    Eine weitere Sklavin kommt herein, älter und erfahrener, die Hände voller Tiegel und kleiner Töpfe. Mit geübter Hand und flinker Bewegung salbt sie ihre Herrin von Kopf bis Fuß, dann streift sie ihr ein leichtes Leinengewand über.
    »Das hat gut getan!« Agrippina ist zufrieden. »Jetzt werde ich etwas ruhen. Weckt mich, wenn die Clepsydra die elfte Stunde anzeigt. Mein Sohn hat sich für den frühen Abend angesagt. Ich will schön sein, wenn der Cäsar kommt.«
    Die Sklavin nickt und blickt auf die Wasseruhr, die in der Ecke des Schlafzimmers in einer Nische steht. Der kleine Schwimmer, der sich mit dem abfließenden Wasserstand verändert, zeigt auf eine Skala, an der man recht genau die Uhrzeit ablesen kann. Also eine knappe Stunde noch!
    Gerade will die Kaiserinmutter sich auf das einladende weiche Bett legen, als die junge Sklavin, die sie im Bad bedient hat, hereinstürmt und sie am Arm festhält.
    »Was unterstehst du dich, Lavinia, dummes Ding? Willst du die Peitsche schmecken?«
    Lavinia starrt ihre Herrin mit angstgeweiteten Augen an, aber sie lockert den Druck der Arme nicht.
    »Nicht auf das Bett, Herrin, nicht auf das Bett!«
    »Nicht auf das Bett? Bei Minerva, bist du von Sinnen? Warum soll ich nicht etwas ruhen?«
    »Schau, Herrin, schau nur!«
    Sie zieht Agrippina behutsam ein Stück aus dem Zimmer heraus. Dann nimmt sie einen Hocker – Agrippina beobachtet das Geschehen starr vor Schreck – und wirft ihn plötzlich auf die Mitte des Bettes. Sekunden später ist alles in Staub und Dreck gehüllt, denn in tosendem Lärm ist die Decke herabgestürzt und hat den zierlichen Hocker in seine Teile zerlegt. Aus allen Winkeln des Hauses strömen nun Bedienstete, die der Lärm herbeilockt, und beobachten fassungslos das Geschehen. Sie verstehen nicht.
    Agrippina schon! Leichenblass lehnt sie an der Wand, die Hände zittern, unkontrolliert zucken ihre Mundwinkel.
    »Bei den Göttern! Lavinia! Du hast mir das Leben gerettet«, haucht die zu Tode erschrockene Augusta . Mit zitternden Fingern deutet sie auf die Trümmer, die im ganzen Schlafzimmer verstreut liegen.
    »Wie konnte das nur geschehen?«
    Da sprudelt es aus der Sklavin heraus, ohne Zusammenhang zunächst und wirr stammelnd, dann allmählich geordnet. Sie erzählt atemlos von mehreren Männern, die sich hier während Agrippinas Abwesenheit im Schlafzimmer zu schaffen gemacht hätten. Lavinia sei, wie Agrippina ja wisse, als Einzige zurückgeblieben, weil ihre Menstruationsbeschwerden wieder so heftig gewesen seien. Agrippina nickt nur.
    Die Männer hätten sie nicht bemerkt, weil sie sich gut versteckt habe. Am letzten Tag seien zwei Männer gekommen, um das Werk ein letztes Mal in Augenschein zu nehmen. Nachdem die Männer gegangen seien, habe sie sich im Schlafzimmer gründlich umgesehen. Da sei ihr blitzartig klar geworden, um welch einen mörderischen Plan es sich gehandelt habe.
    Ob sie die Männer erkannt habe, will die Augusta wissen.
    »Nein«, haucht Lavinia, »ich kenne keinen der beiden.« Sie beschreibt die Männer, und als sie von einem silbernen Brustpanzer spricht, zuckt es über das Gesicht der Kaiserinmutter. Ihre Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen, ihre Hände krampfen sich zusammen.
    ***
    Aufmerksam blickt Crepereius Gallus seine Herrin an. Sie hat sich wieder etwas gefasst, aber sie ist immer noch aufgeregt. Nervös läuft sie quer durch den Raum, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Ich kann ihn jetzt nicht sehen«, ruft sie und deutet auf die Wachstafel. Gehorsam nimmt der Vertraute den Stilus in die Hand.
    »Schreib, mein Lieber, schreib!

    Agrippina grüßt Nero Cäsar,
    ihren geliebten Sohn
    Die Götter haben deine Mutter heute vor einem schlimmen
    Schaden bewahrt.
    Sicher wirst du meine Freude teilen, wenn du hörst, dass ich heute
    durch ihre Hilfe dem Tode entgangen bin.
    Sei es die Unfähigkeit der Baumeister, die dieses Haus einst
    errichteten, sei es das unergründliche Fatum oder die blind
    wütende Tyche, jedenfalls stürzte plötzlich die Decke meines
    Schlafzimmers hinab und hätte mich fast begraben. Eine meiner
    treuen Dienerinnen hat mich ...

    Nein, streich den letzten Satz! Das muss er nicht wissen!«
    Sofort dreht Crepereius den Griffel herum und glättet die betreffende Stelle. Einen Augenblick zögert Agrippina, dann fährt sie fort:

    »Die ... äh ... Götter aber haben mich vor dem

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