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Ahnentanz

Ahnentanz

Titel: Ahnentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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er die Suppendosen und den Knochen gefunden hatte. Der Ort machte den Eindruck, als wäre eine Invasion von Maulwürfen darüber hergefallen, so viele Löcher hatten die Polizisten auf der Suche nach weiteren Knochenoder etwas Verdächtigem gegraben. Er bückte sich, um zu sehen, was die Suche zutage gefördert hatte. Es hatte andere Knochen gegeben: Hühnerknochen. Sie passten gut zu einer weggeworfenen Verpackung aus einem Fast-Food-Restaurant.
    Nichts Verblüffendes daran. Irgendein Obdachloser hatte hier sein Lager aufgeschlagen. Bei all den Menschen, die aufgrund des Sturms noch immer heimatlos waren, konnte das nicht überraschen.
    Dennoch wäre es gut, herauszubekommen, wer hier gehaust hatte.
    Lichter. Amelia hatte Lichter gesehen. Sie war überzeugt gewesen, dass ihre Vorfahren das Haus heimsuchten, dass sie sie holen wollten. Diese Lichter konnten nun erklärt werden, ebenso die Geräusche. Jemand, der hier hinten herumschlich, verursachte zweifellos ab und an Lärm.
    Aber dann war da noch der Knochen.
    Das Grundstück lag eigentlich relativ hoch – am Fluss, ja, aber über dem Wasserspiegel. Wie hoch war das Wasser damals gestiegen? Hoch genug, um Knochen aus alten Särgen zu spülen?
    Er erhob sich und betrachtete das Anwesen, das nun das Erbe der Flynn-Brüder war. Zumindest äußerlich befand es sich in traurigem Zustand, doch eigentlich hatte es die Jahrhunderte relativ gut überdauert. Das Haus und die Ställe waren intakt, die Sklavenquartiere verfielen und mussten restauriert werden, doch immerhin standen sie noch.
    So wie sie seit fast zwei Jahrhunderten standen.
    Vielleicht hatten seine Brüder recht, vielleicht war dieser Ort wichtig und gab ihnen die Chance, etwas Gutes zu tun, etwas zu bewirken.
    Er blickte über den wuchernden Rasen und das ungepflegte Dickicht hinüber zum Familienfriedhof, dessen weißes Mausoleum und Grabmäler durch die Bäume schimmerten. Es handelte sich um eine Reihe gekrümmter, verwachsener alter Eichen,die mehr oder weniger die Begrenzung des Friedhofs markierten.
    Er steuerte darauf zu.
    Eine mit Flechten überwachsene kleine Steinmauer, die stellenweise fast zusammenfiel, zog sich an den Bäumen entlang und bildete eine klarere Grenze, wo der Friedhof begann und wo er endete.
    Ein Engel saß auf einem Sarkophag, der sich mindestens einen Meter fünfzig hoch erhob. Nur ein Name stand darauf: Fiona MacFarlane. Die Inschrift unter ihrem Namen war nur noch schwer zu entziffern: Geliebt in diesem Haus .
    Eine anrührende Gefühlsbekundung. Er fragte sich, wie sie mit seiner Familie verbunden war. Er sollte sich wirklich einige der alten Familienunterlagen und den Stammbaum ansehen.
    Es gab eine Reihe von unterirdischen Gräbern mit einfachen Gedenktafeln, auf denen jeweils nur der Vorname stand. Aidan nahm an, dass es sich um die Gräber der Familiensklaven handelte und von jenen, die nach dem Krieg als freie Männer weiter auf der Plantage gearbeitet hatten, denn einige der Gräber datierten aus den 70er- und 80er-Jahren.
    Alles schien unangetastet.
    Als Nächstes zog das große Familienmausoleum, das er schon am Tag zuvor bemerkt hatte, seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein imposantes steinernes Gebilde mit Marmorfassade. Offenbar war es vor langer Zeit errichtet worden, als die Familie noch im Geld schwamm. Vor dem Bürgerkrieg. Er ging den halb zerfallenen Steinpfad entlang zu der schweren Eisentür. Er hatte erwartet, sie verschlossen zu finden, doch dem war nicht so.
    Er schob die Tür auf und trat ein. Es war kühl und dunkel, sodass er die kleine LED-Lampe an seinem Schlüsselbund anknipste, um sich umzusehen.
    Er hätte mehr Spinnenweben erwartet. Und hier und dort lagen verwelkte Blumen – offenbar gedachte irgendjemand ab und an der Toten.
    Amelia war an Krebs gestorben. Zum Ende hin war sie mit einiger Sicherheit bettlägerig gewesen. Wer war also hier gewesen? Kendall?
    Er hielt es für unmöglich, dass der Knochen aus einem der Gräber seiner Vorfahren stammte, die an den Wänden aufgereiht waren. Und auch nicht aus den zwei Sarkophagen, die in der Mitte des Mausoleums standen, gegenüber von einem kleinen Marmoraltar, hinter dem sich ein großes goldenes Kreuz erhob. Ein Kirchenglasfenster dahinter zeigte St. Georg im Kampf gegen den Drachen. Das Fenster ging zu den Bäumen hinaus und erfüllte seinen Zweck nur theoretisch, da die schweren Äste der Eichen keine Sonne hereinließen, die seine Schönheit zur Geltung hätte bringen können.
    Er verließ das

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