Ahnentanz
Mausoleum wieder und fragte sich, wonach er suchte, was er zu finden hoffte. Es gab eine einfache und vernünftige Erklärung für alles, was ihn beunruhigte. Rutschende Erdmassen und steigendes Wasser hatten dazu geführt, dass an allen möglichen seltsamen Orten Knochen auftauchten. Amelia hatte unter Morphium gestanden, insofern war es nicht verwunderlich, dass sie merkwürdige Dinge gesehen und gehört und zu Geistern gesprochen hatte. Irgendein abgerissener Pechvogel hatte auf dem Grundstück sein Lager aufgeschlagen, Hühnchen gegessen und sich Suppe gemacht.
Was auch immer ihn störte, er musste es abschütteln, und zwar am besten, indem er den Friedhof gleich verließ. Er und seine Brüder schwammen zwar nicht im Geld, doch sie konnten sich dieses Projekt leisten. Er befand sich gerade in einer Pause zwischen seinen Fällen und hatte daher genug Zeit, sich in die Restaurierung des Hauses zu stürzen. Vielleicht war es für sie alle gut.
Er ging zurück in Richtung Haus und wäre fast über einen zerbrochenen Grabstein gefallen.
Leise fluchend fing er sich wieder und sah nach, worüber er gestolpert war.
Er runzelte die Stirn, als er einen verdächtig vertrauten Fleck auf dem Stein bemerkte.
Er bückte sich und musterte ihn eingehend. Es sah so aus, als ob etwas auf den Stein gespritzt oder … getropft wäre. Es war bräunlich und aus der Nähe gut zu identifizieren.
Getrocknetes Blut.
Dieses E-Book wurde von der "Osiandersche Buchhandlung GmbH" generiert. ©2012
6. KAPITEL
Kendall stöhnte. „Mason, nein. Ich kann heute Abend nicht ausgehen.“
„Du musst.“
„Nein, muss ich nicht. Wie sagt das Sprichwort? Man muss nur zwei Dinge im Leben: sterben und Steuern zahlen. Und wir müssen nicht einmal Steuern zahlen, wenn wir nicht wollen. Wir können auch direkt ins Gefängnis gehen und dann sterben. Ich muss heute Abend nicht ausgehen.“ Sie war müde, auch wenn sie nicht wusste, warum. Und sie befürchtete, dass sie wieder Aidan Flynn über den Weg laufen könnte, was sie definitiv vermeiden wollte, auch wenn sie nicht genau wusste, warum eigentlich. Wenn der Kerl bald in der Stadt wohnte, würden sie sich sicher häufiger begegnen, also sollte sie einfach lernen, damit umzugehen. Schließlich würde sie nicht seinetwegen ihr Leben ändern, ihre Freunde oder ihre Gewohnheiten.
Nicht dass sie dauernd in der Bourbon Street ausging. Unter den Einheimischen hieß es, dass die Bourbon Street nur was für Touristen sei. Wer den richtigen Blues hören oder eine echte Southern-Style-Bar sehen wollte, ging in die Frenchman Street.
Aber Vinnie spielte nun einmal in der Bourbon Street. Und viele ihrer Freunde gingen dorthin, um ihn spielen zu hören. Jeder Musiker, der nach Auftrittmöglichkeiten für seinen Lebensunterhalt suchte, konnte sich glücklich schätzen, wenn er einen Job in der Bourbon Street bekam.
Mason zeigte mit dem Finger auf sie. „Gut. Wenn du Vinnie das Herz brechen möchtest, dann bleib eben fort. Er war gestern Abend am Boden zerstört, dass du seinen neuen Song nicht gehört hast.“
„Ach komm schon. Er weiß, dass ich sein größter Fan bin“, protestierte Kendall.
Insgeheim allerdings gab sie zu, dass Mason vermutlich recht hatte. Vinnie war empfindlich, wenn es um seine Musikging. Künstler! Sie kannte genug von ihnen. Früher einmal hatte sie selbst Künstlerin werden wollen. Doch ihren Lebensunterhalt zu bestreiten hatte bestimmte Träume verdrängt, und sie mochte ihren Laden. Sie mochte sogar die Möglichkeit, mit ihren „Kräften“ Menschen zu helfen, die verletzt oder angsterfüllt waren oder einfach nur eine freundliche Hand brauchten.
Sie kannte die Enttäuschungen der Zurückweisung nur zu gut. Das war ein weiterer Grund, warum sie Amelia so sehr geliebt hatte.
„Junge Dame“, hatte Amelia ihr immer gesagt. „Lass dich von niemandem heruntersetzen. Du bist stark und talentiert, vergiss das niemals, egal, was irgendjemand anders sagt oder tut. Das Leben ist ein Kampf. Du musst wissen, wann die Zeit für einen Rückzug und wann die Zeit für einen Angriff gekommen ist. Du musst dich selbst und deinen eigenen Wert kennen.“
Amelia hatte ihr also geraten, den anderen niemals ihre Tränen zu zeigen.
Amelia hatte ihr so viel gegeben.
„Mason, Vinnie ist mein bester Freund. Aber …“
Sie beendete den Satz nicht. Warum sollte sie die Gefühle eines Freundes verletzen und damit noch mehr zu dem Schmerz beitragen, den das Leben so oft austeilte?
Mason warf
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