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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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passierte. Jetzt sind drei Personen tot, zwei Passagiere gelähmt, und der Copilot liegt noch immer im Koma. Insgesamt mußten siebenundfünfzig Personen zur stationären Behandlung ins Krankenhaus. Eine Schande für die Luftfahrt.«
    »Dieser Drecksack«, sagte Kenny Burne. »Er weiß, daß das nicht stimmt.«
    Nun zeigte der Bildschirm noch einmal das CNN-Band, diesmal in Zeitlupe; abwechselnd verschwommen und scharf wirbelten Körper durch die Luft. Als Casey das sah, brach ihr kalter Schweiß aus und die Brust wurde ihr eng. Ihre Umgebung verschwamm hinter einem blaßgrünen Schleier. Sie ließ sich schnell auf einen Barhocker sinken und atmete tief durch.
    Jetzt zeigte der Fernseher einen bärtigen Mann mit leicht pro-fessoralem Habitus, der vor einer der Startbahnen in LAX stand. Im Hintergrund waren rollende Flugzeuge zu erkennen. Sie konnte nicht hören, was der Mann sagte, weil die Ingenieure um sie herum das Bild anschrien.
    »Du Arschloch!«
    »Wichser!«
    »Schlappschwanz!«
    »Verlogener Blödsack!«
    »Seid ihr jetzt vielleicht mal still?« rief sie. Der Bärtige im
    Fernsehen war Frederick Barker, ein ehemaliger FAA-Beamter, der jetzt jedoch nicht mehr bei der Behörde war. Barker hatte in den letzten Jahren mehrere Male vor Gericht gegen die Firma ausgesagt. Die Ingenieure haßten ihn.
    Barker sagte eben: »O ja, ich fürchte, dieses Problem steht außer Frage.« Was für ein Problem? dachte sie, aber jetzt wechselte das Bild in die CNN-Studios in Atlanta, wo die Moderatorin vor einem Foto der N-22 saß. Unter dem Foto stand in großen roten Druckbuchstaben: »Unsicher?«
    »O Gott, diese Scheiße ist doch wirklich nicht zu glauben«, sagte Burne. »Sky King und dieser Drecksack Barker. Wissen die denn nicht, daß Barker für King arbeitet?«
    Das Fernsehen zeigte jetzt Bilder eines ausgebombten Hauses im Mittleren Osten. Casey wandte sich ab, rutschte vom Hocker und atmete tief durch.
    »Verdammt noch mal, jetzt brauch ich ein Bier«, sagte Burne. Er ging zum Tisch zurück. Die anderen folgten ihm, über Fred Barker murmelnd.
    Casey nahm ihre Handtasche, zog das Handy heraus und rief im Büro an. »Norma«, sagte sie, »rufen Sie CNN an und besorgen Sie sich eine Kopie des Bands aus der N-22, das sie eben gezeigt haben.«
    »Ich wollte gerade weg, um …«
    »Jetzt«, sagte Casey. »Tun Sie es sofort.«

15 Uhr 06 Ortszeit
    Newsline
    »Deborah!« schrie Jennifer, als sie die Bilder sah. »Rufen Sie CNN an und besorgen Sie sich eine Kopie dieses NortonBands!« Jennifer starrte gebannt auf den Bildschirm. Jetzt zeigte man es noch einmal, diesmal in Zeitlupe, sechs Bilder pro Sekunde. Und die Wirkung hielt sich! Phantastisch!
    Sie sah einen armen Kerl durch die Luft taumeln wie einen Taucher, der die Kontrolle verloren hatte, Arme und Beine wedelten in alle Richtungen. Er knallte gegen einen Sitz, ein Knacken, und sein Genick brach, der Körper zuckte, schnellte dann wieder in die Luft und krachte gegen die Decke… Unglaublich! Ein Genickbruch vor der Kamera! Es war das großartigste Band, das sie je gesehen hatte. Und der Ton. Fabelhaft! Menschen, die in nacktem Entsetzen schrien - Geräusche, die man nicht nachstellen konnte -, Menschen, die auf chinesisch schrien, was es sehr, sehr exotisch machte, und die ganze Zeit dieses Krachen, wenn Menschen und Taschen und alles mögliche gegen Wände und Decke knallten. Mein Gott!
    Es war ein fabelhaftes Band. Es war unglaublich! Und es dauerte eine Ewigkeit, fünfundvierzig Sekunden vielleicht, und alles davon war gut! Auch wenn die Kamera wackelte, wenn das Bild verschwamm und streifig wurde, das machte es höchstens noch besser! Nicht für noch so viel Geld konnte ein Kameramann so etwas hinkriegen!
    »Deborah!« schrie sie. »Deborah!«
    Sie war so aufgeregt, daß ihr Herz hämmerte. Sie fühlte sich, als würde sie gleich platzen. Nur aus dem Augenwinkel sah sie den Kerl, der jetzt vor der Kamera stand, irgendein Winkeladvokat, der dem Reporter seine Argumente vortrug; anscheinend war es sein Band. Aber sie wußte, daß er es Newsline geben würde, er wollte die Publicity, und das bedeutete - sie hatten eine Story! Phantastisch! Ein bißchen ausschmücken und zurechtmachen - und sie hatten ihre Reportage!
    Deborah kam hereingelaufen, das Gesicht rot vor Aufregung. Jennifer sagte: »Besorgen Sie mir alles Material über Norton Aircraft aus den letzten fünf Jahren. Suchen Sie die Nexis-Dateien ab nach der N-22, einem Kerl namens Bradley King und einem

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