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Airport-Klinik

Airport-Klinik

Titel: Airport-Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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übergeschnappt.«
    Zu den heiligen, unantastbaren Gesetzen der großen Fluggesellschaften gehört es, den Passagieren ihren Aufenthalt an Bord so angenehm und erfreulich wie möglich zu gestalten. Natürlich, es gab Grenzen. Und an eine solche waren sie nun gestoßen.
    Sie schleppten den Bewußtlosen in den Vorraum auf der Steuerbordseite der Busineß-Klasse und kümmerten sich zunächst um sein Opfer, die alte Dame, der er anscheinend das Nasenbein angeschlagen hatte. Doch es ging ihr bereits ganz gut, sie blutete nicht länger, hatte eine feuchte Kompresse auf dem Gesicht, und Evi Borges gab ihr ein Schmerzmittel.
    Viel schlimmer, so stellte sich jetzt heraus, ging es dem Mann. Er wird uns noch abschmieren, dachte Flugkapitän Andersen und beugte sich über den Körper am Boden.
    Ganz blau war er im Gesicht und hechelte nur so nach Luft. Evi Borges kniete sich neben ihn, fühlte den Puls. Ingrid Bohm , Chefin der Kabinen-Crew, stand bei ihr, schmal, zierlich und wie immer völlig ruhig.
    Andersen kannte Ingrid seit vielen Jahren und war so ziemlich auf allen Strecken mit ihr geflogen. Daher blieb sie auch die einzige, die sich ihm gegenüber das vertraute ›Du‹ leistete.
    »Mannomann, Robert, das ist ein Ding!«
    »Wie sieht's aus?« fragte Andersen.
    Evi sah hoch: »Mies. Der Puls ist kaum zu finden. Aber er rast. Und wie! Sehen Sie doch das Gesicht des Mannes – schon ganz bläulich. Das ist der Sauerstoffmangel … Mein Gott, wo bleibt denn die Maske?«
    »Gleich, Evi!«
    Andersen zog den Vorhang zu, mit dem man den Galley-Bereich von der Kabine abtrennen konnte. So waren sie wenigstens vor dem erregten Starren der Passagiere geschützt – oder besser noch, die Passagiere vor diesem deprimierenden Anblick.
    Endlich! Da kam Ingrid mit der Maske. Evi stülpte sie über das eingefallene Gesicht. Lange fühlte sie die Halsschlagader ab. »Der Sauerstoff scheint jetzt ein bißchen zu wirken.«
    »Na gut. Und hoffentlich tut er das noch länger!« Andersen sah auf seine Uhr: »Noch eine Stunde, dann setzen wir in Frankfurt auf und sind diesen Irren los.«
    Er zog Ingrid Bohm zur Oberdeck-Treppe: »Hör mal, Ingrid! Die Borges macht das ja gut. Aber hast du nicht noch mehr Erfahrung darin?«
    Zum ersten Mal, seit er sie kannte, entdeckte Andersen etwas wie Furcht in ihrem Blick. Sie schüttelte den Kopf. »Die ist da schon am besten. Evi hat sich immer für Krankenpflege interessiert. In Los Angeles …«
    Sie brach ab. Robert Andersen ging schließlich nichts an, was gemunkelt wurde.
    »Na dann«, sagte er, »dann red ich mal zum Volk …«
    Er griff zum Mikrophon der Kabinen-Lautsprecheranlage und ließ die Kapitäns-Stimme erklingen, freundlich, kompetent, männlich: »Meine Damen und Herren! Einige unter Ihnen sind gerade Zeuge eines sehr bedauerlichen Zwischenfalls geworden. Und ich darf mich bei dieser Gelegenheit bei den Herren bedanken, die mitgeholfen haben, daß wir ihn so rasch unter Kontrolle bringen konnten. Einer unserer Passagiere hat einen Anfall erlitten, anders kann man es wohl nicht nennen. Es geht ihm den Umständen entsprechend und deshalb möchte ich mich an Sie mit der Frage wenden, ob sich unter Ihnen vielleicht ein Arzt befindet? Falls dies so ist, möchte ich den Betreffenden bitten, zu mir an den Oberdeck-Aufstieg zu kommen. Danke!«
    Keine Antwort. Kein Arm, der sich reckte. Niemand, der sich erhob. Nur Flüstern.
    Andersen seufzte und gab das Mikrophon an seinen Platz zurück. »Ich rufe jetzt Frankfurt. Ihr bekommt gleich Bescheid.«
    In der Airport-Klinik Frankfurt am Main war es jetzt vierzehn Uhr und für den Chefarzt Dr. Fritz Hansen Zeit, sich noch einmal den Papierkram vorzuknöpfen. Was haben wir da? Zwei Schreiben des städtischen Gesundheits-Referats. Konnte warten … Eine Transportkosten-Aufstellung des Roten Kreuzes. Er schob sie der Sekretärin zu: »Hier, Schmidtchen, kümmer dich mal drum.« Ein Brief: »… und laden wir Sie herzlich ein zu dem Vortrag von Professor Hubmann über die Intensiv-Therapie schwerer Verbrennungs-Unfälle.« – Ja, wenn ich Zeit hätte …!
    Schließlich das Arbeits-Protokoll von gestern.
    114 Einsätze. Darunter allein 23 Fälle von schwerem Alkohol-Abusus. Einer der Besoffenen mußte ruhiggestellt werden, da er in einem Tobsuchtsanfall die Beamten des Flughafen-Schutzdienstes attackierte. Und woher kamen die Herrschaften? Zwölf Skandinavier – an die sind wir gewöhnt. Aber hier: Zwei Ukrainer, ein Russe. Willkommen in der großen

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