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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skin
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und auf die Aktenschränke zuging, die in ebenmäßiger Flucht an einer der Backsteinwände aufgebaut waren. Seine Aussprache war ein wenig undeutlich, aber Mulder konnte nicht erkennen, ob der Alkohol die Schuld trug oder lediglich die Tatsache, dass sie den Mann aus dem Schlaf gerissen hatten. »Josh Kemper und ein Freund von ihm - ich glaube, er hieß Mike. Haben im OP 6 gearbeitet, oben in der Chirurgie. Haben hinterher anständig aufgeräumt. Keiner der Ärzte hat sich beschwert.«
    Eckleman zog eine Aktenschublade auf und begann, die Hängemappen im Inneren durchzublättern. Mulder sah zu, wie Scully durch den Raum schlenderte, wobei ihre niedrigen Absätze auf dem gefliesten Boden klapperten. Ihr Blick klebte an der Wand mit den Leichenschränken, die sich über die ganze Länge des Raumes zogen. Mulder zählte mindestens sechzig Schubladen, und er wusste, dass dies lediglich einer von achtzig ebensolchen Kühlräumen war, die gemeinsam die Leichenhalle des Krankenhauses bildeten. New York war nun einmal eine große Stadt. Hier war es schwer, eine Wohnung zu finden, und vermutlich war es ebenso schwer, die richtige Schublade zu finden.
    »Hier ist es«, sagte Eckleman schließlich, wobei er eine Hängemappe aus dem Aktenschrank hervorzog. »Mike Lifton, das war der Name von dem anderen Jungen. Beide waren im dritten Jahr an der medizinischen Fakultät Columbia. Sie haben für ihre Hautspende um drei Uhr fünfzehn morgens unterschrieben. Derrick Kaplan, Kaukasier, Mitte Dreißig, blond, blaue Augen, Schubfach zweiundfünfzig.«
    Mulder ging bereits auf die Schubfächer an der anderen Wand zu, während Scully sich an Eckleman wandte und die Aufschrift auf der Aktenmappe studierte. »Darf ich die Akte einmal sehen?«
    Achselzuckend übergab Eckleman ihr die Mappe. »Da gibt es nicht viel zu sehen. Kaplan ist mit Brustschmerzen in die Notaufnahme eingeliefert worden. Später ist er auf der Intensivstation an akutem Kreislaufversagen gestorben. Hatte einen Spenderausweis in der Brieftasche. Die Hautburschen haben ihn zuerst bekommen, weil der Lieferwagen von der Augenbank in dem Unfall auf dem FDR-Drive feststeckte. Die Massenkarambolage, wissen Sie? In der einen Nacht habe ich sieben Leichen eingesammelt, aber nur Kaplan hatte eine Geierkarte.«
    »Geierkarte?« hörte Mulder Scully fragen, als er endlich die Stahlschublade mit der Nummer zweiundfünfzig entdeckt hatte, die in schwarzer Schrift auf einem Pappetikett prangte. »So nennen Sie hier den Organspenderausweis?«
    »Wenn Sie hier unten arbeiten, müssen Sie morbid werden. Außerdem habe ich nichts gegen Geier. Verdammt fleißige Vögel - die lassen nichts verkommen. So sehr unterscheiden sie sich nicht von den Ernteleuten, wenn man es recht bedenkt.«
    Mulder war nicht überzeugt, ob er das überhaupt bedenken wollte. Er tastete nach dem Handgriff unter dem numerierten Etikett und zog behutsam daran. Mit einem leisen, metallischen Ächzen öffnete sich das Schubfach. Mulder wartete einen Augenblick und sah Scully an, doch sie war in Kaplans Akte vertieft. Mulder räusperte sich.
    Scully sah auf. Ihr Partner deutete auf das Innere des Schubfaches, und Scully erbleichte augenblicklich.
Das Schubfach war leer. Rasch wandte sie sich wieder zu dem Assistenten des Leichenbeschauers um. »Mr. Eckleman?«
    Eckleman wischte sich mit dem Handrücken über die wulstigen Lippen. Dann lachte er nervös. »Hoppla. Das ist nicht gut. Sind Sie sicher, dass das Fach Nummer zweiundfünfzig ist? « Mulder überprüfte noch einmal die Zahl auf dem Etikett. »Kann es sein, dass der Leichnam fortgebracht worden ist?«
    Rasch ging Eckleman zu dem Aktenschrank zurück. »Sollte er nicht. Aber manchmal tauschen sie einfach die Plätze. Ganz besonders in arbeitsreichen Nächten. Und Freitag war eine arbeitsreiche Nacht. Sieben Leichen, wie ich schon sagte. Außerdem kann es natürlich immer passieren, dass die Jungs den Leichnam nach der Organentnahme in eine falsche Schublade legen.«
    Er unterbrach sich, während er eine Handvoll Aktenmappen aus dem Schrank zog. Dann begann er, sie schweigend zu lesen, und Mulder ging zurück zu Scully, die noch immer Kaplans Akte studierte. »Irgend etwas Auffälliges, Scully?«
    Scully schüttelte den Kopf. »Nichts, was auf eine Virusinfektion hindeutet. Aber wir brauchen den Leichnam, um sicherzugehen. Oder wenigstens ein Stück von seiner Haut.«
    Mulder fühlte das Adrenalin in seinen Adern pulsieren. Zuerst die verschwundenen Schalen aus

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