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Al Wheeler und der falsche Mann

Al Wheeler und der falsche Mann

Titel: Al Wheeler und der falsche Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mir
klarzumachen, daß er schwul ist?«
    »Sie meinen, er hat Nigel
Barrett umgebracht, um es zu beweisen?«
    »Stellen Sie sich nicht
absichtlich dumm, Al!« sagte sie ruhig. »Das steht Ihnen nicht. Genauso nicht
wie dieser Quatsch, ob ich das alles ganz allein herausgefunden habe. Ich meine,
daß er zum Beispiel mit diesem Nigel Barrett für Pornofotos Modell gestanden
hat. Ich habe Ihnen bereits erzählt, daß er das Geld nicht braucht. Er kriegt
so viel Geld, wie er nur haben will, von mir. Und wenn er fünfundzwanzig ist,
erbt er alles, was sein Vater ihm hinterlassen hat, was — präzise ausgedrückt —
verdammt viel Moos ist.«
    »Vielleicht benimmt er sich
nicht so, nur um Sie zu schockieren«, sagte ich. »Vielleicht macht es ihm ganz
einfach Spaß, sich so zu geben. Es ist sein Lebensstil.«
    »Scheiße! Das ist so
naheliegend, daß ich nie daran gedacht habe.«
    »Sie fahren von Ihrem
wunderschönen Haus hier herüber, parken vor meinem Apartment-Block und sind
bereit, bis Mitternacht auszuharren, nur um der winzigen Chance willen, mich
besuchen zu können. Es drängt Sie nicht gerade, mit mir ins Bettchen zu hopsen.
Ich bin zu alt für Sie, da ich älter als neunzehn bin. Das haben Sie mir
jedenfalls gesagt, und ich glaube Ihnen. Weshalb sind Sie wirklich gekommen,
Blanche? Doch nicht, um über die psychologischen Probleme Ihres schwulen Sohnes
zu lamentieren?«
    Sie trank ohne Hast ihr Glas
leer, setzte das Glas ab und erhob sich.
    »Danke für den Drink, Al«,
sagte sie. »Ich habe einfach nur die Nerven verloren.«
    »Trinken Sie noch etwas! Vielleicht
fällt es Ihnen wieder ein.«
    »Nein.« Sie schüttelte den
Kopf. »Ich bin sicher, daß mein Sohn diesen Barrett nicht getötet hat. Weshalb
sollte ich also Angst haben?«
    »Vielleicht weil Sie glauben,
er weiß, wer es getan hat?«
    Sie erbleichte. »So etwas
möchte ich nicht einmal denken! Doch es wäre möglich, daß Mandy es weiß. Meine
Tochter.«
    »Wir sind uns — ganz kurz — auf
Ihrer Vorder-Veranda begegnet. Ich werde mich mit ihr unterhalten.«
    Sie schüttelte rasch den Kopf.
»Lassen Sie erst mich mit ihr reden. Es dürfte sehr viel besser sein, wenn sie
zu Ihnen kommt. Wenn sie nicht will, dann verschwenden Sie, glaube ich, nur
Ihre Zeit mit ihr.«
    »Gut.«
    Ich brachte sie zur
Eingangstür. Sie lächelte mich flüchtig zum Abschied an und steuerte dann rasch
auf die Treppe zu.
    Es war ein interessanter, wenn
auch unproduktiver Abend gewesen. So etwas wie eine weibliche Gleichung: Carol
+ Madeline + Blanche = kein Sex. Ein Mädchen in der Hand ist mehr wert als drei
in einem Apartment.
    Ich suchte Zuflucht bei einem
letzten Drink, bevor ich in mein einsames Bett ging. Was, zum Teufel, hatte
Blanche Stevens mir mitzuteilen versucht? Allein nur der Versuch, sich das
vorzustellen, konnte einen Mann schon verwirren.
    Mein letzter Gedanke vor dem
Einschlafen galt Mandy Stevens, wie sie ausgesehen hatte an jenem Morgen, in
ihrem kurzen Tenniskleid, mit den langen blonden Haaren und den funkelnden
blauen Augen; wie ihr Rocksaum sich aufgebauscht hatte, als sie herumwirbelte
und ich flüchtig ihr weißes Höschen erblickte, das sich eng an die strammen
Rundungen ihres hoch sitzenden Hinterteils anschmiegte.
    Ein geiler Bulle zu sein,
bedeutet noch lange nicht die Aufklärung eines Verbrechens, kann aber durchaus
dazu beitragen.

6
     
    »Ich habe nichts berührt, Lieutenant«,
sagte Clem Duggan . »Ich dachte mir, Sie würden es so
sehen wollen, wie ich es gestern abend vorgefunden
habe.«
    Morgens um zehn sah er noch
fetter, noch kahler und wenn möglich, noch widerwärtiger aus. Das Kabuff, das
als Büro fungierte, war in einem wüsten Zustand. Die Schubladen des
Aktenschrankes waren weit herausgezogen, und den Fußboden bedeckten leere
Aktendeckel.
    »Nur die Akten?« fragte ich.
    Er nickte. »Namen, Adressen,
Aufzeichnungen und die Fotos. Alles ist weg.«
    »Und die Negative?«
    Er sah noch unglücklicher
drein. »Auch die gesamten verdammten Negative. Wenn ich im Geschäft bleiben
will, muß ich noch mal ganz von vorn anfangen.«
    »Nun, das könnte eine amüsante
Aufgabe sein.«
    »Nicht für mich«, sagte er
verbittert. »Ich bin normal. Für mich war es ein Lebensunterhalt, sonst
nichts. Durch die Nähe des Homo-Klubs hatte ich automatisch meinen
Kundenkreis.«
    »Sind Sie darum in erster Linie
hier eingezogen?«
    »Weshalb sonst?«
    »Sie sind so eine Art Vampir,
und das wissen Sie auch«, sagte ich.
    Meine Beleidigung schien

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