Al Wheeler und die Füchsin
und wieder hinauszuhüpfen .«
Ich überlegte benommen, daß es
sich hier um die Art weiblicher Logik handeln mußte, die nur Frauen verstehen
können.
»Hartes Leben ?« sagte ich mit erstickter Stimme.
»Der alte Pace haßte sie ebenso
sehr, wie er ihre Mutter gehaßt hatte«, sagte sie.
»Er wollte, daß sie derselbe Typ Frau sein sollte, nur um beweisen zu können,
daß er recht hatte — auf völlig verrückte Weise. Dasselbe Blut, dieselbe
Veranlagung und solche krankhaften Vorstellungen.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte
ich.
Der Kellner brachte einen
frischen Wodka Martini, und sie nahm einen langen nachdenklichen Schluck, bevor
sie antwortete.
»Er erwischte ihre Mutter
dabei, wie sie ihn betrog, warf sie sofort aus dem Haus und ließ sich bald
darauf scheiden. Sie starb etwa ein Jahr später an Alkoholvergiftung, und
gleich danach bot er Virginia an, bei ihm zu wohnen. Vermutlich wußte sie
nicht, wohin sie sonst gehen sollte, aber sie haßte ihn wegen allem, was er
ihrer Mutter angetan hatte; und er haßte sie wahrscheinlich, weil sie die
Tochter ihrer Mutter war .«
»Und da wohnten sie nun zehn
Jahre lang im selben Haus und taten nichts als einander hassen ?« fragte ich verblüfft.
»Ich glaube, auf irgendeine
gespenstische Weise genossen sie es beide .« Ihre Augen
umwölkten sich für eine Sekunde, und dann zuckte sie die Schultern. »Es klingt
noch immer nicht sehr logisch, was ich da sage, oder ?«
»Nein«, bestätigte ich.
»Es ist irgendwie fast
unmöglich, es zu erklären —«
»Stimmt .« Ich seufzte. »Wie wäre es, wenn wir bei den Männern in ihrem Leben blieben und
die Psychoanalyse beiseite ließen ?«
»Die Männer in Virginias
Leben?« Ihr voller Mund verzog sich ausdrucksvoll nach unten. »Fangen Sie an zu
zählen, Lieutenant, und ich werde Ihnen sagen, wann Sie aufhören sollen — irgendwann
sehr viel später !«
»Okay.« Ich biß die Zähne
aufeinander. »Dann wollen wir uns den speziellen Männern in ihrem Leben
zuwenden .«
»Sie waren alle speziell — solange
die Sache dauerte .«
»Also dann die, deren Namen Sie
wissen.«
»Dieser Schmutzfink, Clyde Radin !« Ihre Augen blickten
allein bei dem Gedanken an den Modeschöpfer wieder finster drein. »Dann Ray
Walters natürlich.«
»Wer noch?«
Sie zuckte die Schultern. »Ich
kannte nur die Namen dieser beiden .«
»Virginia war ihre beste
Freundin, aber sie war offensichtlich kein mitteilsamer Typ ?« knurrte ich.
»Genau das, Lieutenant.« Sie
lächelte voller Wärme. »Ah — Sie haben wirklich ein gutes Einfühlungsvermögen
in andere Menschen. Nicht?«
»Vor allem in Lügner«, sagte
ich erschöpft. »Weshalb sind Sie so nervös, Miß Gallant ?«
»Ich? Nervös?« Sie warf in
einer plötzlichen nervösen Reflexbewegung den Kopf zurück und lachte schrill.
»Wie kommen Sie auf die Idee, ich sei nervös, Lieutenant ?«
»Ich habe den Eindruck, als
seien Sie plötzlich nervös geworden und lögen deshalb so schlecht«, sagte ich
mit gelassener Stimme. »Ich glaube, Sie erinnern sich an einen der Männer in
ihrem Leben- namentlich — , und das macht Sie aus
irgendeinem Grund nervös. Sie lügen doch, wenn Sie behaupten, Sie hätten nur
zwei von ihnen gekannt ?«
»Sie sind meilenweit auf dem
Holzweg, Lieutenant .« Ihre blaugrünen Augen waren groß
und unschuldig. »Nein, wenn ich mich an einen Namen erinnerte, so wäre es doch
meine Pflicht, ihn Ihnen mitzuteilen — als gute Staatsbürgerin .«
»Sie gefielen mir besser, als
Sie halb nackt auf einem Tisch standen, Miß Gallant«, sagte ich betrübt. »Da
sahen Sie nicht nur sexy, sondern auch noch ehrlich aus .«
Ich stand auf und zwängte mich
aus der Nische, während sie mich mit wutentbrannten Augen anstarrte.
Im letzten Augenblick fiel mir
noch etwas ein. »Ich brauche Ihre Adresse .«
Sie spie mir die Worte förmlich
ins Gesicht, so daß ich den Verkehrspolizisten spielte — schön langsam, mit
einem stumpfen Bleistift — und sie zwang, die Adresse dreimal zu wiederholen
und jede Silbe deutlich auszusprechen. Dann nickte ich kurz und sagte auf
Wiedersehen.
»Haben Sie nicht noch was
vergessen, Lieutenant ?« Ihre Stimme war ebenso frigid
wie die Handbewegung, die sie in Richtung des herumlungernden Kellners machte.
»Ganz recht«, sagte ich mit
dankbarem Kopfnicken. »Vielen Dank, daß Sie mich daran erinnert haben.« Ich
wandte mich an den Kellner. »Die Dame wünscht zu zahlen«, sagte ich und strebte
der Tür zu, ohne auf den Ausdruck
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