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Al Wheeler und die geborene Verliererin

Al Wheeler und die geborene Verliererin

Titel: Al Wheeler und die geborene Verliererin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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resümierte ich, daß der Besitzer einen miserablen
Sinn für Humor hatte und gut daran täte, statt seiner Mahlzeiten Gruppensex zu
Discountpreisen zu bieten.
    Es war kurz nach neun, als ich
in die Wohnung zurückkehrte. Ich fütterte den Hi-Fi mit Liza Minellis
unsterblichem >Cabaret<, weil ich mich nicht nur einsam, sondern auch ein
bißchen dekadent fühlte, und goß mir einen Drink ein. Es erwies sich als
unmöglich, nicht darüber nachzugrübeln, wie sich Annabelle Jacksons Verabredung
mit dem Genie des örtlichen Fernsehens wohl entwickelte. Der einzige
Unterschied, der zwischen einem natürlichen Erotomanen wie mir und einem intellektuellen
Erotomanen wie ihm bestand, war vermutlich der, daß er ihr mit dem
abgedroschenen Geschwafel, er sei nur an ihrem Intellekt interessiert, zu Leibe
rückte. Da ich verdammt gut wußte, daß Annabelle aller Wahrscheinlichkeit nach
mit fliegenden Fahnen darauf hereinfallen würde, hob sich meine Stimmung
keineswegs.
    Kurz vor halb zehn klingelte es
an der Wohnungstür, und ich versuchte sofort die alberne Hoffnung in mir zu
ersticken, daß Annabelles Verabredung sich als die Katastrophe des Jahres herausgestellt
habe und sie zu mir käme, um Trost zu suchen. Aber die Hoffnung, die das
Inferno in Wheelers Brust besiegen konnte, erlosch schlagartig in dem
Augenblick, als ich die Tür öffnete.
    Die beiden hätten die Erfüllung
des Bittgebets eines Erotomanen sein können. Da standen sie nun — die eine
blond, die andere dunkelhaarig. Die Blonde trug eine Art schwarzen Kaftan aus
irgendeinem sehr leichten Stoff, so leicht, daß er sich, sobald irgend jemand
auch nur heftig atmete, gefällig um ihren Körper legte, so daß sie dann
plötzlich splitterfasernackt wirkte. Die Dunkelhaarige trug ein kanariengelbes
Seidenhemd, bei dem lediglich die beiden untersten Knöpfe geschlossen waren,
und dazu äußerst knappe schwarze Samthosen. Einen Augenblick lang fühlte ich
mich wie der große weiße Jäger, der sich plötzlich einer Tigerin und einer
Löwin gegenübersieht, während ihm einfällt, daß er das Gewehr hinten im Zelt
zurückgelassen hat.
    »Ich kapiere es einfach nicht«,
sagte Zana Whitney.
    »Ich kann es nach wie vor nicht
glauben«, sagte ihre dunkelhaarige Freundin.
    »Was?« fragte ich intelligent.
    »Sie haben Daddy eine
Scheißangst eingejagt«, sagte Zana elegant. »Das hätte ich vorher nicht für
möglich gehalten.«
    »Wie interessant.« Ich
versuchte ihnen die Tür vor der Nase zuzumachen. »Gute Nacht.«
    »Moment mal.« Die Blonde legte
die Hand flach gegen die Tür und drückte sie wieder auf. »Ich bin nicht den
ganzen langen Weg hierhergekommen, bloß um blöde daherzuquasseln.«
    »Sind Sie auf irgendwelche
Sensationen aus?« Ich gab es auf, die Tür schließen zu wollen.
    »Mir ist eingefallen, wo ich
das Mädchen schon mal gesehen habe«, sagte Zana.
    »Kommen Sie rein«, forderte ich
die beiden auf.
    Sie schoben sich an mir vorbei
ins Wohnzimmer. Ein kurzes Schweigen entstand, nachdem ich sie eingeholt hatte
und beide damit fertig waren, die Einrichtung zu mustern.
    »Primitiv«, bemerkte Diana.
    »Aber im Ansatz gar nicht so
schlecht«, wandte Zana ein.
    »Eine deutlich eingleisige
Denkweise«, pflichtete ihre Freundin bei. »Die Riesencouch, die Hi-Fi-Anlage
mit all den in den Wänden versteckten Lautsprechern und nicht zu vergessen die
schummrige Beleuchtung.«
    »Ein Superhengst?« Die Stimme
der Blonden klang nun leicht angeregt. »Vielleicht bildet er sich das aber auch
bloß ein.«
    »Ein Säufer«, sagte Diana. »Und
dazu noch ein einsamer Säufer. Das sind die Schlimmsten.«
    »Vielleicht sollten wir ihn vor
sich selbst retten?« Zana dachte eine geschlagene Sekunde nach. »Ich möchte
einen Campari mit Soda haben.«
    »Für mich einen Stinger«, sagte
Diana. »Kein Eis. Aber kühlen Sie das Glas gut.«
    »Scotch«, sagte ich. »Sie haben
die Wahl zwischen Wasser und Soda.«
    »Mit Eis«, sagte Zana prompt.
»Was für ein unglaublich niederes Niveau!«
    »Es hätte noch schlimmer sein
können.« Diana schauderte drastisch. »Ich meine, es hätte sich ja um Rye oder
sogar Bourbon handeln können.«
    »Sie haben nach wie vor die
Wahl«, erklärte ich. »Soda oder einen Schuß reinen Stoffs aus der städtischen
Wasserleitung.«
    »Auf Eis!« zischte Diana.
    Ich ging in die Küche, goß die
Drinks ein und brachte sie ins Wohnzimmer zurück. Die beiden Mädchen saßen
nebeneinander auf der Couch. Diese ließ aufgrund ihrer Größenordnung noch

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