Al Wheeler und die letzte Party
Stirn. »Nein, Lieutnant . Das
war eben der heikle Punkt. Hatten sie tatsächlich unterschrieben, und die
Sekretärin log, mußten sie merken, daß ich Harkness nicht traute und ihn sogar
der Urkundenfälschung für fähig hielte. In diesem Fall hätten sie, von ihrer
Warte aus gesehen, allen Grund gehabt, es sich noch einmal zu überlegen, ob sie
mit ihm als Filmproduzent zusammenarbeiten sollten. Verstehen Sie?«
»Ich
glaube schon«, antwortete ich.
»Nachdem
Sie heute morgen sein Hotelzimmer verlassen hatten«,
fuhr er fort, »war ich von der Nachricht der Ermordung des Mädchens wie vor den
Kopf geschlagen, so daß ich nicht vernünftig denken konnte. Harkness machte in bezug auf die Verträge einen völlig zuversichtlichen
Eindruck und sagte, bis heute abend würde er den
Beweis in den Händen halten. Punkt halb elf wollte er ihn mir ins Hotel
bringen. Er erschien jedoch nicht. Ich wartete bis Viertel nach elf, und dann
wußte ich, daß er nicht mehr kommen würde. Da verlor ich vollends die Geduld —
rief Ravell an, aber der hatte gerade das Haus
verlassen. Judy Manners war am Apparat, und ich
fragte sie, ob sie schon die Verträge mit Harkness unterschrieben habe. Sie
sagte nein, sowohl sie als auch ihr Mann seien sich noch unschlüssig.«
Mit
nervöser Hand drückte er seine Zigarette aus. »Es schien mir also ganz sicher
zu sein, daß Harkness die beiden Unterschriften gefälscht und das Mädchen
ermordet hatte, um zu verhüten, daß sie gegen ihn aussagte. Der bloße Gedanke
an ihn brachte mich in blinde Wut. Er war ein Lügner, ein Betrüger und ein
Mörder — und er hatte sich von mir hunderttausend Dollar erschwindelt!
Ich
holte den Revolver aus der Aktentasche und ging ihn suchen. Als ich gerade vor
seinem Hotel vorfuhr, sah ich, wie sein Wagen den Parkplatz verließ. Ich verfolgte
ihn also. An einer Verkehrsampel verlor ich ihn bei Rotlicht, aber später
glaubte ich, ihn wieder erwischt zu haben, und sah den Wagen hier einbiegen.
Ich muß wohl Ravells Wagen nachgefahren sein, aber
das wußte ich natürlich nicht.
Jedenfalls
parkte ich meinen Wagen draußen und kam in den Hof. Ich sah Harkness — ich
meine natürlich die Person, die ich für ihn hielt — dieses Apartment betreten,
und ich folgte ihm. Den Rest kennen Sie selbst, Lieutnant .
Ich werden Ihnen mein Leben lang dankbar sein, daß Sie mich daran gehindert
haben, einen Unschuldigen zu ermorden.«
Mit
einer ruckartigen Bewegung zündete er eine Zigarette an und starrte geradeaus
vor sich hin.
»Ich
habe Ihre Waffe an mich genommen«, sagte ich. »Ich werde Sie wegen dieses
Zwischenfalls nicht festnehmen, Luther.«
»Nein?«
Er blickte mich verstört an.
»Unter
einer Bedingung«, fuhr ich fort. »Gehen Sie nicht mehr zu Harkness. Halten Sie
sich von ihm fern. Einverstanden?«
»Natürlich!«
Er schien leicht benommen zu sein. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll...
Ich...«
»Sparen
Sie es sich!« sagte ich. »Ich weiß nicht, wie Ravells Stimmung am Morgen sein wird, aber ich glaube nicht, daß er Sie gerichtlich
belangen wird. Falls Sie sich jedoch Harkness auch nur auf Blickweite nähern,
wichse ich Sie so in Grund und Boden, daß man ausschachten muß, um Sie
wiederzufinden.«
»Glauben
Sie, Lieutnant , ich werde es nicht tun!« sagte er.
»Ich habe Ihre Großzügigkeit gar nicht verdient — vielen Dank.«
»Sie
gehen jetzt am besten nach Hause«, sagte ich. »Es ist eine aufregende Nacht für
Sie gewesen.«
»Ja,
natürlich.« Er stand von der Couch auf und ging zur Tür. Dort blieb er kurz
stehen und blickte Camille an. »Bitte schicken Sie mir eine Rechnung über den
angerichteten Schaden«, sagte er in höflichem Ton, dann ging er hinaus und
schloß die Tür hinter sich.
Camille
saß bewegungslos da, nur ihre Augen addierten mit der Geschwindigkeit einer
Rechenmaschine.
»Glaubst
du, er wird gegen fünfzigtausend oder so ähnlich was einzuwenden haben?« fragte
sie.
»Höchstens
gegen die drei letzten Nullen«, meinte ich.
Sie
lächelte mich warm an. »Du bist der netteste Polizist, den ich je kennengelernt
habe, Al. Sollte ich einmal jemanden ermorden wollen, werde ich mich vorher
versichern, daß du in der Nähe bist, um mich laufenzulassen.«
»Ja,
so bin ich«, stimmte ich ihr zu. »Weiches Herz, weiche Birne. Glaubst du an
Zufälle?«
»Du
kannst es ja bei mir einmal darauf ankommen lassen.«
»Er
fährt genau dann vor dem Hotel vor, als Harkness wegfährt — er verliert ihn bei
Rotlicht, findet ihn
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