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Al Wheeler und die Teufelsbrut

Al Wheeler und die Teufelsbrut

Titel: Al Wheeler und die Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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niederließ, nahe genug, um einen
freundlichen Eindruck zu machen, aber auch nicht mehr.
    Ich warf einen bedeutungsvollen
Blick auf meine Uhr. Es war fünf Minuten nach elf. »Sind die übrigen Mädchen
auch so früh schlafen gegangen?« fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich
bin mutterseelenallein, Lieutenant. Die anderen fanden, sie hätten mitten in
der Woche mal einen Urlaub nötig, aber ich hasse den Strand - Sonnenbrand,
Fliegen und Sand im Bikini.« Sie hob ihr eigenes Glas und warf mir dann einen
fragenden Blick zu. »Als Sie das letztemal hier
waren, haben wir auf die Lebenden getrunken, soviel ich mich erinnere. Bleibt
es dabei?«
    »Wie wär’s, wenn wir auf das
Andenken an Alice Medina tränken?« schlug ich vor.
    Die samtbraunen Augen weiteten
sich. »Auf Alices Gedenken«, flüsterte sie. »Soll das heißen, das sie tot ist?«
    »Es war ihre Leiche, die
Stephanie Channing am letzten Freitag in der Strandhütte gefunden hat«, sagte
ich. »Aber aus irgendeinem Grund litt sie an plötzlichem Gedächtnisschwund und
erkannte ihre alte Freundin nicht.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Meiner Ansicht nach verstehen
Sie ausgezeichnet!« fauchte ich.
    »Was soll das heißen?« fragte
sie, und ihre Stimme klang zaghaft.
    »Alice muß sich außerordentlich
für die Sache von H.U.R.E. eingesetzt haben«, sagte ich. »Schließlich hat sie
sich angeboten, Pete Mendozas Geliebte zu werden, abgesehen von allem übrigen.«
    »Von alldem weiß ich nichts«,
sagte sie steif.
    »Wie gut stand sie mit Ihrem
Bruder?«
    Sie überlegte — wie mir schien,
sehr lange. Ich drängte nicht, denn es bestand schließlich die Möglichkeit, daß
diese Frage harmlos genug war, um von ihr wahrheitsgemäß beantwortet zu werden.
    »Ich weiß es nicht genau«,
sagte sie schließlich. »Ich meine, von Alices Gesichtspunkt aus. Chuck war
verrückt nach ihr. Ich habe zuvor nie erlebt, daß er in ein Mädchen derartig
verschossen war.«
    »Wann haben Sie Chuck zum letztenmal gesehen?«
    »Irgendwann letzte Woche, bevor
er nach New York flog«, sagte sie. »Offenbar muß er an der Ostküste gute
Geschäfte machen, denn er ist noch nicht zurückgekehrt.«
    »Wie kommen Sie darauf?« fragte
ich.
    Sie starrte mich mit
offensichtlichem Erstaunen an. »Marian hat mir erzählt, er sei in dieser Woche
noch nicht im Büro aufgetaucht; und ich habe zweimal in seinem Apartment
angerufen, ohne daß sich jemand gemeldet hat.«
    »Er ist zurückgekommen«, sagte
ich langsam. »Er fand heute am frühen Abend Alice Medinas Leiche. Wer immer sie
umgebracht hat, der Mörder brachte sie in die Strandhütte zurück. Chuck sollte
sich hinterher in seinem Apartment mit einem anderen Polizeibeamten treffen;
aber er kam nicht dorthin. Soviel ich gehört habe, hat ihm jemand mitgeteilt,
Pete Mendoza habe seine Freundin ermordet. Deshalb fuhr er ins Valley hinaus,
um ihn umzubringen.«
    »Und hat er das getan?«
flüsterte sie.
    »Er war fest entschlossen, ihn
umzubringen, aber einer von Mendozas Leibwächtern kam ihm zuvor«, sagte ich mit
ausdrucksloser Stimme.
    »Chuck ist tot?«
    »Es tut mir leid«, sagte ich,
und aus irgendeinem unerforschlichen Grund klang meine Stimme auf scheußliche
Weise unaufrichtig.
    Ihr Gesicht schien plötzlich in
sich zusammenzufallen. Dann begannen ihr die Tränen aus den Augen zu strömen.
Ich nahm ihr das Glas aus der Hand, stellte es neben das meine auf den Tisch,
legte einen Arm um ihre Schultern und hielt sie fest, bis das heftige Beben ihres
geschmeidigen Körpers nachließ.
    »Ich kann das nicht verstehen«,
sagte sie schließlich mit zitternder Stimme. »Warum hat Chuck versucht, so
etwas Verrücktes zu tun?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich
ehrlich. »Ich weiß auch nicht, ob Mendoza Alice Medina umgebracht hat.«
    »Haben Sie den Mann verhaftet,
der meinen Bruder ermordet hat?«
    »Er ist tot und Mendoza auch«,
sagte ich müde. »Es scheint eine große Nacht für die vorbeugende
Verbrechensverhinderung gewesen zu sein.«
    »Chuck und ich standen uns nie
besonders nah«, sagte sie. »Aber er war der einzige Mensch aus meiner Familie,
der noch übrig war.« Die Tränen flossen erneut, und sie stand schnell von der
Couch auf. »Entschuldigung«, sagte sie mit erstickter Stimme und rannte aus dem
Zimmer.
    Eigentlich war das der
Zeitpunkt, den mitfühlenden Polypen zu spielen, aufzustehen und sie mit ihrem
Schmerz allein zu lassen. Nur reichte es dazu gar nicht. Rona Henry kam
ungefähr fünf Minuten später ins Zimmer

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