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Al Wheeler und die Teufelsbrut

Al Wheeler und die Teufelsbrut

Titel: Al Wheeler und die Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Beruf
ergreifen sollen, zum Beispiel Papierpuppen ausschneiden. Ich kletterte wieder
in den Healey, fuhr rückwärts aus der Zufahrt und machte mich in Richtung
Strand davon. Genau wie die Mädchen hatte ich entschieden das Bedürfnis nach
einem Kurzurlaub mitten in der Woche.
    Es war fast Mitternacht, als
ich die Strandhütte erreichte. Wenn ich genügend Zeit gehabt hätte, so hätte
ich angehalten, um den Vollmond zu bewundern, der vom wolkenlosen Nachthimmel
herunterstrahlte und sein weiches Licht über die Wogen des Pazifischen Ozeans
ergoß. Ein abgenutzter Kombi stand quer vor der Hütte, und ich parkte daneben.
    Die Hüttentür öffnete sich, als
ich noch einen knappen Meter entfernt war; und ich sah die Rothaarige dort
stehen, ein einladendes Lächeln auf dem Gesicht. Als ich näher trat, hielt sie
mir ein Glas in der ausgestreckten Rechten entgegen.
    »Willkommen, Lieutenant.« Ihre
Stimme war hell und gelassen. »Scotch auf Eis natürlich, eigens für Sie
zubereitet. Aber leider kein Soda, auf die Feinheiten des Dasein gilt es hier
draußen in der rauhen Wildnis zu verzichten.«
    »Danke.« Ich nahm das Glas.
»Sie haben mich erwartet?«
    »Ich habe Rona vor zwei Minuten
angerufen, nur um mich zu vergewissern, daß sie sich nicht allzu einsam fühlt.
Sie erzählte mir von Ihrem kleinen Besuch bei ihr und von den schrecklichen
Nachrichten über Chuck.« Ihre grünen Augen verströmten Mitgefühl. »Sie müssen
mir alles erzählen — allerdings später. In diesem Augenblick möchte ich, daß
Sie hereinkommen und jemand ganz Speziellen kennenlernen.«
    Sie trug noch immer die
hautenge schwarze Lederhose und die schwarzen Lederstiefel mit den hohen
Absätzen. Diesmal war allerdings, um die Monotonie ihrer Aufmachung zu
durchbrechen, die dünne Seidenbluse ebenfalls schwarz. Sie trat zur Seite, um
mich vorbeizulassen; und ich trat in den Wohnraum. Der Bursche, der aus dem
Korbsessel aufstand, um mich zu begrüßen, sah aus wie der unheroische Held des
Jahres. Er mochte Mitte Dreißig sein, war mittelgroß, breitschultrig und
verfügte über Muskeln, um damit drei durchschnittliche Männer
zufriedenzustellen. Seine Haut — so weit sie zwischen
dem dicken schwarzen Schnauzbart und dem entsprechenden struppigen Vollbart
ersichtlich war — war tief gebräunt. Wenn er lächelte, blitzten seine Zähne in
blendendem Weiß.
    »Lieutenant«, gurrte Lisa
Frazer, »ich möchte Sie gern Juan Hernandez vorstellen.«
    »Es ist mir ein Vergnügen,
Lieutenant.« Hernandez’ Händedruck hatte in etwa dieselbe Wirkung, wie wenn man
seine Finger zwischen eine zugleitende Schiebetür steckt. »Ich habe gerade
gehört, was mit Mendoza passiert ist. Ich kann nicht behaupten, daß es mir das
Herz bricht, aber es tut mir leid, daß es auf diese Weise geschehen mußte.«
    Mir fiel keine passende Antwort
ein, deshalb lächelte ich vage und nippte an meinem Scotch.
    »Juan hat die völlige
Unterstützung von H.U.R.E. in seinem Kampf um die Anerkennung der Gewerkschaft,
um einen vernünftigen Lebensstandard und um annehmbare Arbeitsbedingungen für
seine Leute«, sagte Lisa, als spräche sie vor einer Massenversammlung. »Wir
haben eine letzte Besprechung darüber, was H.U.R.E. zu ihrem
Demonstrationsmarsch morgen an Hilfe beisteuern kann.«
    »Ein tapferes Lächeln«, sagte
ich. »Ein flatterndes Taschentuch und faßweise Zitronenlimonade für die durstigen Helden, wenn alles vorüber ist.«
    »Sie sind ein zynischer
Bastard«, sagte sie leichthin. »Aber was kann man von einem Polizistenschwein
schon erwarten?«
    »Man kann in der Regel hoffen,
daß es die Kastanien aus dem Feuer holt«, sagte ich. Sie rollte verzweifelt die
Augen.
    »Ich glaube, ich muß gehen«,
sagte Hernandez mit Festigkeit. »Es ist spät, und ich muß morgen früh
aufstehen.«
    »Halten Sie bloß Ihre Leute
davon ab, während des Marsches von der Straße abzuirren, dann wird es keinerlei
Scherereien geben«, sagte ich.
    »Der Lieutenant ist in allen
Detailfragen des Verkehrs Experte«, sagte Lisa giftig. »Seine Erfahrungen
stammen von der Kreuzung Fifth Avenue und Main
Street. Damals war er lediglich bei der uniformierten Polizei. Dann, eines
Tages, fuhr ein Lastwagen, dem er freie Fahrt gewinkt, dies aber im gleichen
Augenblick vergessen hatte, über seinen Kopf, preßte dort das vorhandene
winzige bißchen Grips zu einem festen kleinen Ball in dem dicken Schädel
zusammen. Natürlich beförderte man ihn anschließend sofort zum Lieutenant.«
    Hernandez

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