Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarm auf Wolke sieben

Alarm auf Wolke sieben

Titel: Alarm auf Wolke sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
Blödsinn!
    Er wusste ja nicht einmal mehr, was das eigentlich bedeutete.

6. KAPITEL
    J  ared stand vor dem Jugendzentrum Spot und dachte an die aufmunternden Reden, die sein Trainer vor jedem Spiel in der Umkleidekabine hielt. Er hatte vom Zentrum erfahren, als er einige Jugendliche beim Kleingeldschnorren auf der 16. Straße belauscht hatte. Hier konnte man sich also von fünf Uhr nachmittags bis abends um zehn Uhr aufhalten. Die Aussicht auf fünf ganze Stunden in Sicherheit kam ihm einfach himmlisch vor. Er konnte sich kaum daran erinnern, wann er das letzte Mal fünf Stunden Ruhe gehabt hatte – von Schlaf ganz zu schweigen. Fünf Stunden, in denen er nicht ständig auf der Hut sein musste.
    Er stand noch eine Weile an der Tür und sah einigen Latinojungs zu, bevor er tief durchatmete und einen Schritt in Richtung Eingang machte.
    „An deiner Stelle würde ich da nicht reingehen“, sagte eine leise, raue Stimme hinter ihm. Jared blieb abrupt stehen und sah sich um. Ein Junge trat aus dem Schatten des Gebäudes. Er sah so dünn aus, als ob ihn der nächste Windstoß umblasen würde. Er steckte die Hände in die Taschen seiner viel zu weiten Jeans und wies mit dem Kinn auf die Gruppe Latinos. „Das ist ’ne Gang“, sagte er zu Jared. „Die machen jeden fertig, der nicht zu ihnen gehört.“
    „Scheiße.“ Die Enttäuschung schien Jared förmlich zu erdrücken. Er war so müde. Er war so verdammt müde, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als nach Hause gehen zu können.
    Tränen brannten hinter seinen Augenlidern. Er drehte dem Jungen mit der komischen Stimme den Rücken zu, damit dieser ihn nicht für ein bescheuertes Baby hielt. „Danke für die Warnung“, sagte er rau. Er seufzte tief und machte sich dann auf den Weg, weg von dem Ort, der ihm eben noch einige Stunden Ruhe und Geborgenheit verheißen hatte.
    „Hey, warte!“ Der Junge holte ihn ein und versetzte ihm einen freundschaftlichen Stoß in die Rippen. „Wie heißt du? Ich hab dich schon ein paarmal gesehen. Ich bin P. J.“ Er grub mit einer schmuddeligen Hand in seiner Hosentasche und zog einen Schokoriegel heraus. „Willst du die Hälfte?“
    Verstohlen wischte Jared ein paar Tränen weg, die sich trotz allem ihren Weg gebahnt hatten. Er beobachtete den Jungen aus dem Augenwinkel. Dieser wiederum schaute betont in eine andere Richtung. Vielleicht war er ja nicht der Einzige, der hin und wieder von einem Gefühl der völligen Hilflosigkeit überfallen wurde. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich bei dieser Erkenntnis besser, wischte sich die Nase am Ärmel ab und richtete sich auf. „Ja, gern.“ Vorsichtig nahm er den halben Schokoriegel, den P. J. ihm anbot. Am liebsten hätte er dem kleinen Kerl den ganzen Riegel aus der Hand gerissen. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal etwas gegessen hatte. Den Brandy hatte er vergangene Nacht ausgetrunken, aber die letzte Mahlzeit lag länger zurück. Jared riss sich zusammen, um nicht das ganze Stück in den Mund zu stopfen, und biss stattdessen ein kleines Stück ab. „Danke.“
    „Kein Problem. Ich weiß aber immer noch nicht, wie du heißt.“
    „Jared.“
    „Das ist hüb…, äh, ein ziemlich cooler Name.“ Er räusperte sich, aber seine Stimme klang noch rauer als vorher. „Was wolltest du im Spot, Jared?“
    „Keine Ahnung. Ich wollte nur irgendwo … sein, schätze ich. Irgendwo, wo ich nicht sofort wieder abhauen muss, wenn ich es mir gerade bequem gemacht habe.“ Jared besah seine schmutzige Hand, als er den Schokoriegel zum Mund führte. „Und ich würde echt gern duschen. Vielleicht sollte ich doch zur Heilsarmee gehen.“ Er hatte die bekannten Obdachlosenunterkünfte gemieden, aus Angst, jemand würde ihn erkennen. Allerdings wusste er gar nicht, ob er hier überhaupt gesucht wurde. Die Schlagzeilen aus Colorado Springs waren in Denver vielleicht gar nicht der Rede wert. Und außerdem war er langsam, aber sicher an dem Punkt angekommen, wo er sich selbst im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr riechen konnte.
    „Glaub mir“, unterbrach P. J. seine Gedanken, „von der Heilsarmee hältst du dich besser fern. Da treiben sich zu viele Dreckskerle herum.“
    „Selbst die Heilsarmee ist nicht sicher?“ Jared sah P. J. schockiert an.
    Der zuckte mit den Schultern. „Die Leute, die den Laden schmeißen, sind nicht das Problem. Es sind die erwachsenen Obdachlosen, die da herumhängen.“ Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Die würden dir

Weitere Kostenlose Bücher