Alarm auf Wolke sieben
Niedergeschlagenheit, die er gerade eben noch darin gesehen hatte.
Sie setzte sich kerzengerade auf. „Du hast Mary befragt?“
„Jawohl, Ma’am. Und den Koch und die beiden Mädchen, die hier zweimal in der Woche sauber machen. Oh, den Gärtner nicht zu vergessen.“ Er grinste, weil er genau wusste, dass es sie wütend machen würde. „Mit Ausnahme des Gärtners, der immer noch sauer ist, weil Jared mit dem Auto seine Dahlien zerstört hat, sind sich alle einig, dass der Junge deinen Vater nicht getötet haben kann. Sie sagten, er könne keiner Fliege etwas zuleide tun.“
„Das habe ich dir auch schon gesagt!“
„Ja, hast du. Aber ich nehme niemals etwas als gegeben hin. Ich ziehe es vor, meine eigenen Erkundigungen einzuholen. Ich gehe erst dann davon aus, dass ich mich auch nur in der Nähe der Wahrheit befinden könnte, wenn ich jede Tatsache, jede Aussage, zweimal oder vorzugsweise drei-bzw. viermal überprüft habe. Dafür bezahlst du mich, meine Süße.“
„Ich bezahle dich dafür, ein Zyniker zu sein?“
„Verdammt richtig. Wenn du jemanden suchst, der dir die Hand hält und dich wegen deines ermordeten Vaters und deines vermissten Bruders bemitleidet, dann such dir einen der Jungs aus deinem Country Club. Aber du willst, dass Jared gefunden wird, und dafür bin ich zuständig. Und das bedeutet nun mal, dass ich meine Nase in jeden Aspekt seines Lebens stecken muss.“
Sie setzte sich auf und sah ihn abwägend an. „Die Polizei konzentriert sich nur auf Jared, oder?“
„Wenn man von dem Gespräch ausgehen kann, das ich mit Detective Simpson geführt habe, dann ja.“ Voller Wut dachte er an den völlig inkompetenten Cop. Seine Polizeikontakte hatten in der Regel ein anderes Kaliber.
„Dann würde ich deinen Job gern ausweiten.“
Er sah sie an. „Auf welche Art und Weise?“
„Ich verstehe die Einstellung der Polizei einfach nicht. Es gibt Dutzende von Menschen, die meinen Vater getötet haben könnten. Überprüfe du sie. Ich kann dir aus dem Stegreif mindestens zehn Namen nennen.“
„Das ist nicht gerade ein cleverer Weg, sein Geld zu investieren. Es wird dich ein Vermögen kosten und dir vermutlich nicht das gewünschte Ergebnis bringen.“
„Das Geld ist mir egal. Die Polizei macht ihre Arbeit nicht, deshalb möchte ich, dass du das tust.“
„Dir ist aber klar, dass ich keinerlei Handhabe gegen die Leute habe, oder? Ich kann sie nicht dazu zwingen, mit mir zu reden. Deshalb haben Privatdetektive gewöhnlich nichts mit Mordfällen zu tun. Wir haben weder die Zuständigkeiten noch die Kontakte der Polizei.“
Sie sah ihm tief in die Augen. Ihre Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. „Und trotzdem wirst du es tun, oder?“
Er zögerte und zuckte dann mit den Schultern. „Wenn es das ist, was du willst? Ich liebe Herausforderungen.“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete sie aufmerksam. „Es ist dein Geld. Aber wenn du nicht willst, dass alles in meiner Tasche landet, müsstest du mich in deine Welt einführen. Ich bin nicht gerade der Country-Club-Typ.“
Victoria überlegte einen Augenblick. „Nein, das bist du nicht, aber ist das denn so wichtig?“
„Die Chancen stehen relativ hoch, dass diese Typen ohne deine Empfehlung nur sehr zögerlich mit mir reden.“ Oder dass sie ein Gespräch rundweg ablehnen.
„In Ordnung.“
„In Ordnung, dass sie nicht mit mir reden oder dass du …?“
„Ich werde dich vorstellen.“
„Stimm nicht einfach so zu, ohne vorher genau darüber nachzudenken“, warnte er sie. „Das könnte ganz schön zeitaufwendig werden.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist mir egal, wie lange es dauert.“ Sie stand auf und sah zu ihm hinab. „Wenn es dazu beiträgt, Jareds Unschuld zu beweisen, damit wir alle wieder unser normales Leben führen können, tue ich alles, was nötig ist. Sag mir einfach, was du von mir brauchst.“
Er dachte darüber nach, während sie das Büro verließ. Darüber, was er von ihr brauchte. Oh Himmel. Dann dachte er daran, wie er mit seinem Leben weitermachen sollte. Vor zwei Tagen war noch alles in bester Ordnung gewesen. Er lachte wenig amüsiert. Mist. Jetzt hatte er plötzlich eine Tochter, und er hatte keine Ahnung, wie er mit der Situation umgehen sollte. Ganz abgesehen von dieser Frau, die nichts wollte, als dass er das Leben ihres Bruders wieder in Ordnung brachte. Danach sollte er verschwinden, wie er gekommen war. Sein normales Leben weiterleben. So ein
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