Alarm auf Wolke sieben
erzählen?“
Als sie sich umdrehte, erwischte sie ihn dabei, wie er wieder einmal ihre Beine bestaunte. Sofort riss er seinen Blick los und sah ihr in die Augen. „Ja. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jared die Stadt verlassen hat, hat sich erhöht. Ich habe den Taxifahrer gefunden, der ihn in der Mordnacht gefahren hat.“
„Oh nein.“ Victoria spürte, wie ihre Knie weich wurden und zog sich einen Hocker heran. „Was hat er gesagt? Wohin hat er ihn gefahren?“
„Er sagte, der Junge war sehr ruhig und wirkte wie betäubt. Als ob er einen Schock hätte. Als er fragte, ob alles in Ordnung sei, fing Jared hysterisch an zu lachen, beruhigte sich dann aber wieder und ließ sich zum Busbahnhof fahren.“
„Weißt du, wohin er von dort aus gefahren ist?“
„Nein, ich konnte niemanden finden, der sich daran erinnerte, ihm einen Fahrschein verkauft zu haben. Die meisten Jugendlichen, die von zu Hause abhauen, zieht es aber in eine Stadt. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass er sich nach Denver verzogen hat.“
Sie stand abrupt auf. „Wir können in zehn Minuten fahren.
„Hey, hey, immer schön langsam. Beruhige dich.“ Er fasste sie an den Schultern und sah sie ernsthaft an. „Wir fahren nirgendwohin.“
„Aber wenn du glaubst, dass er …“
„Glauben ist das entscheidende Wort. Es bringt uns nicht weiter, wie kopflose Hühner herumzurennen. Wir machen es richtig, und das heißt, ich frage erst einmal bei meinen Kontakten nach, zum Beispiel bei Stand Up For Kids in Denver.“
„Was ist das?“
„Eine Organisation, die Ausreißern und Straßenkindern hilft. Ich werde sie anrufen und Jareds Foto rüberfaxen, damit sie sich nach ihm umsehen können. Die Kids bekommen von ihnen jeden Sonntag und Dienstag im Skyline Park einekostenlose Mahlzeit und andere Dinge. Sollte Jared in Denver sein, wird er früher oder später dort auftauchen. Ich habe schon oft mit diesen Leuten zusammengearbeitet. Sie kennen mich und wissen, dass ich niemals ein Kind in eine Falle locken würde. Im Gegenzug kann ich darauf vertrauen, dass sie mich anrufen, sobald sie ihn sehen.“
„Und dann fahren wir nach Denver?“
„Dann fahre ich nach Denver.“
„Wenn du glaubst, dass ich dich ganz allein losschicke, um ihn zu holen, dann kannst du das vergessen. Jared ist vermutlich halb verrückt vor Angst, und er kennt dich doch gar nicht.“
Er drückte ihre Schulter ganz leicht. „Warum warten wir nicht einfach ab, bis wir ihn gefunden haben, bevor wir weiterreden?“
Dieser vernünftige Vorschlag machte ihr klar, wie albern es war, hier herumzustehen und über ungelegte Eier zu diskutieren. Unfreiwillig musste sie lächeln. Sie stupste ihn an. „Abgemacht.“
Überraschenderweise nahm er ihre Geste nicht so auf, wie sie es erwartet hatte. Stattdessen runzelte er die Stirn. „Verdammt Tori, ich wünschte, du hättest das nicht getan“, grummelte er. „Jetzt brauche ich unbedingt eine Antwort auf die Frage, die mich seit gestern beschäftigt.“
„Und welche Fra…“ Der Satz hatte ihren Mund noch nicht ganz verlassen, da zog er sie schon gegen seinen schlanken muskulösen Körper. Ein Arm schlang sich um ihre Taille, der andere umfasste ihren Nacken.
Sie sah ihn ungläubig an, während die Hitze, die sein Körper abstrahlte, sich langsam auf ihren eigenen übertrug. „Was zur Hölle tust du da, Migli…?“
Johns Mund bedeckte heiß und fordernd ihren eigenen und erstickte kurzerhand ihre Frage.
Einen Augenblick lang war sie vor Überraschung wie gelähmt. Dann schmeckte sie ihn und spürte seine Zunge. Ihr Herz schien förmlich aus ihrer Brust springen zu wollen. Aus Angst, nie wieder normal mit diesem Mann umgehen zu können, legte sie die Hände auf seine breite Brust und versuchte, ihn von sich zu schieben.
Er bewegte sich keinen Millimeter, und sie wurde sich wieder seiner enormen Kraft bewusst. Sie hatte in ihr einst die Sehnsucht nach einem Beschützer geweckt, der sich mutig zwischen sie und die Welt warf.
Diese Sehnsucht hatte sie schon vor langer Zeit begraben. Ihr war klar geworden, dass sie sich nur auf sich selbst verlassen konnte. Noch einmal nahm sie all ihre Kraft zusammen und befahl ihren Händen, die inzwischen damit beschäftigt waren, seine Brust zu streicheln, ihn wegzuschieben.
Obwohl sie ihn mit aller Kraft von sich schob, hielt er sie mit spielerischer Leichtigkeit fest. Er war kein bisschen grob, aber er ließ sie deutlich spüren, dass er nicht vorhatte, sie in absehbarer Zeit
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