Alarm auf Wolke sieben
verbringen. Victoria hatte sich fest vorgenommen, sich John und Dee Dee vorzuknöpfen und den ganzen Verlobungszirkus zu beenden.
Diesmal wollte sie jedoch ausgesucht höflich bleiben. Leidenschaftslos. Unpersönlich.
Die beiden waren bereits im Esszimmer und sahen auf, als sie hineinkam. John hatte seinen bewährt ausdruckslosen Gesichtsausdruck aufgesetzt, während Dee Dee sie breit angrinste.
„Da ist ja die angehende Braut“, sagte sie so voller Wärme und Freude, dass Victoria wie angewurzelt stehen blieb.
Aber nicht lange. Sie durchquerte das Zimmer und setzte sich auf den Stuhl an Johns Seite. Dee Dees exzessive Freundlichkeit kam ihr mehr als verdächtig vor, deshalb musterte sie sie eingehend. „Wegen der …“
„Ja, das war ja eine Überraschung!“ Dee Dee winkte mit der Hand in Johns Richtung. „Der Bursche hier hat’s ja wirklich eilig. Obwohl man ja von Anfang an die Funken gesehen hat, die zwischen euch geflogen sind.“
Du willst mich wohl verschaukeln, was? Doch plötzlich war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Tatsache war, Dee Dee mochte sie nicht besonders, und das wussten sie beide ganz genau. Victoria hatte eher hämisches Feixen ob ihrer misslichen Lage erwartet. Stattdessen bemerkte sie eine gewisse Selbstgefälligkeit in Dee Dees Gesicht, als hätte sie letzten Endes recht behalten. Vorsichtshalber beugte sie sich zu ihr hinüber und sagte ernsthaft: „Hör mal, wegen der Bekanntmachung gestern …“
„Mach dir mal keine Sorgen. Ich habe mich schon um die Formalitäten gekümmert.“ Sie lächelte die beiden an. „John ist nicht der Einzige, der zur Eile fähig ist.“
Toris Magen drehte einen Looping. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie John sich langsam aufrichtete. Ohne lange nachzudenken, nahm sie seine Hand. „Was soll das heißen?“
„Einer der größten Vorteile des Lebens an Fords Seite war, all die wirklich wichtigen Leute kennenzulernen. Ich weiß nicht, ob es dir bei all den Menschen gestern überhaupt aufgefallen ist, aber Henry, der Herausgeber der Gazette, war auch da. Also habe ich ihn mir geschnappt. Hier, seht selbst!“ Sie holte eine Zeitung hervor und schlug die Gesellschaftsseite auf. „Tadaaa! Ist es nicht irre, wie schnell gewisse Dinge erledigt werden, wenn man die richtigen Leute kennt?“
Victoria lehnte sich vor, um die Zeitung zu lesen, die Dee Dee ihr über den Tisch hinweg zuschob. Während ihr Gehirn versuchte, den Worten einen Sinn zu geben, erstarrte sie.
Oh.
Mein.
Gott.
Da stand es, schwarz auf weiß. Ihr Mund wurde staubtrocken, und ihr Herz hämmerte wie wild in ihrer Brust. Sie schluckte mühsam, dann las sie laut vor: „Wir freuen uns, die Verlobung von Victoria Evans Hamilton und John Miglionni bekannt zu geben. Die Trauung findet am Samstag, den …“ Sie riss den Kopf hoch und starrte ihre Stiefmutter ungläubig an. „Du hast ihnen ein Datum genannt?!“
„Na ja, das musste ich doch. Die Gazette akzeptiert solche Anzeigen bis spätestens sechs Wochen vor dem Datum der Hochzeit. Aber deshalb seid ihr ja nicht festgelegt. Du solltest ihnen sowieso noch ein Foto von euch schicken, dann kannst du ihnen ja das endgültige Datum nennen. Oder wir geben es auf dem Verlobungsball bekannt. Das hier ist doch nichts weiter, nur eine kleine Ankündigung. Sag mal, John“, Dee Dee sah ihn mit großen Augen interessiert an, „ las st sie dich eigentlich einen Ehevertrag unterschreiben?“
„Welcher Verlobungsball?“, forderte Victoria. Ihre Stimme klang so schrill in ihren Ohren, dass sie sich wunderte, dass das Kristall auf dem Tisch nicht zersprang.
„Na, der Ball, den ich den Leuten gestern versprochen habe.“ Dee Dee holte einen Ordner hervor und schob Besteck und Geschirr beiseite. Sie begann, in einer Reihe von Notizblättern nach etwas zu suchen. Schließlich sah sie Victoria an. „Das Datum, das ich Henry gegeben habe, ist schon in sechs Wochen; wir sollten die Party sofort schmeißen. Wie wäre es nächsten Sonntag?“
John war sprachlos, und Victoria fuhr sie an: „Bist du völlig verrückt geworden?“
„Ich weiß, ich weiß.“ Dee Dee nickte verständnisvoll. „Sonntag ist nicht der beste Tag für einen Ball, aber manchmal muss man die Dinge eben einfach so nehmen, wie sie kommen. Der Club war vollkommen ausgebucht, aber im Broadmoor ist überraschend was frei geworden. Ich habe flink reservieren lassen und auch schon eigenhändig die wichtigsten Leute angerufen. Und wisst ihr was?“ Sie beugte sich vor und
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