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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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blieb nur die Hoffnung, daß der andere von selbst verschwinden würde, wenn der Kontakt mißlang. Ihm mußte der alles entscheidende Zeitpunkt T null genausogut bekannt sein wie uns. Sollte man sich nicht besser auf die Intelligenz des Fremden verlassen und gleich umkehren? Nein, es war schon richtig, was wir taten. Bis zur letzten Sekunde würden wir alles unternehmen, um den Konflikt unblutig zu lösen.
    Das Außendruckmanometer neben dem Helmmikrofon zeigte null Komma zwei Atmosphären. Das dauerte wirklich lange heute! Auf der anderen Seite leuchteten die Symbole des Sauerstoffs und Stickstoffs auf der Anzeige des Gasanalysators.
    Ich machte mir einen Plan. Zuerst wollte ich die Kugel nach einer Einstiegsöffnung absuchen, dort, wo das Netz der waben-artigen Vertiefungen wie eine Gänsehaut die ebene Kugelober-fläche unterbrach. Der kugelförmige Bugteil war sicher die Wohn-und Kommandosektion. Ich ging bei meinen Überlegungen ganz von irdischen Konstruktionstypen aus, wie sollte ich auch anders. Lieber wollte ich mich an existierenden Grundsätzen orientieren als mich wilden, systemlosen Spekulationen hinzugeben. Wir hatten ja absolut keine Anhaltspunkte.
    Wenn sich die Natur in so vielen, scheinbar völlig verschiedenen Dingen auf verblüffende Weise schließlich doch wiederholt, warum sollte sie sich nicht auch in den Ansichten ihrer Intelligenzformen über den Bau eines Raumkreuzers wiederholen?
    Bob mußte über telepathische Fähigkeiten verfügen. Er me ldete sich bei mir mit einer handfesten Hilfe. „Pyron, denke daran: Das Chlorgasgemisch strömte aus dem ersten und zweiten zylindrischen Teil. Dort werden sich kaum die aufhalten, die wir suchen.“
    Das war richtig, daran hatte ich tatsächlich nicht gedacht.
    Gut, daß er mich noch einmal darauf hinwies! Das bestärkte mich in meiner Vermutung, die Kommandozentrale des Fremden – wenn es sie oder etwas Vergleichbares gab – sei im Kugelteil zu suchen.
    Während ich die Kugel nach einem Schott absuchte, wollte ich – so kindisch das auch in der Zeit der Tachyonentechnik klingen mag – mit den Magnetsohlen meiner Schuhe Klopfzei-chen geben. Sicherlich würde es recht eigenartig aussehe n, wenn ich wie ein Ballettänzer Morsesignale auf die Oberfläche des Raumschiffes steppte. Doch es ging wohl nicht anders.
    Sollte mein Indianertanz auch nichts nützen, müßten sich Achternak und Reg etwas einfallen lassen.
    Das Außendruckmanometer zeigte null Komma nullnulldrei.
    Es war soweit. Das Schott glitt lautlos zur Seite, und der spärliche Rest Luft entwich als zarter Nebelschleier in das All. Ich stieß mich ab und segelte wie Ikarus in den schwarzen Schlund des Universums hinein. Obschon hundertmal erlebt, packte mich wieder dieses Gefühl der Verlorenheit, eine seltsame Mischung aus instinktiver Furcht vor der bodenlosen Unendlichkeit und scheuer Ehrfurcht vor dem, was schon immer war und ewig sein wird. Es ist etwas ganz anderes, durch das Meer der drei Dimensionen zu schwimmen, das keine Ufer und keinen Grund kennt, nur Inseln, unendlich weit voneinander entfernt, als in die Tiefen des Stillen Ozeans hinabzutauchen.
    Die Menschen haben zu voreilig einem Meer diesen Namen gegeben. Der Stille Ozean, das war für mich etwas völlig anderes…
    Das All ist dennoch nicht Leere. Man spürt es, wenn man den freien Flug wagt. Eine Sicherheitsleine zerstört diese Empfindung. Dann ist man ein Artist, der unter sich das rettende Netz weiß. Wenn er ohne Netz turnt, dann nicht für die Zu-schauer, nein. Ich bin davon überzeugt, er sieht kein Publikum mehr, wenn das Trapez auf ihn zuschwingt. Er springt um der einen Sekunde willen ohne Netz. Um den winzigen Augenblick zu genießen, den Triumph, mit dem Einsatz des Lebens ein Zugeständnis der Natur erkämpft zu haben, ein Verbot übertre-ten zu haben. Das gilt freilich nur für romantisch veranlagte Akrobaten. Und die sind leider sehr selten. Weil sie meistens abstürzen… Ich bin nicht besonders romantisch veranlagt. Das hindert mich aber nicht daran, gelegentlich so zu empfinden.
     
    Alles zu seiner Zeit und in ausgewogenem Maß.
    Ich fiel gemächlich auf den fremden Raumkreuzer zu und korrigierte nur dann und wann etwas mit dem Mikrobooster, einem winzigen Flüssigkeitstriebwerk auf dem Versorgungsteil des Skaphanders.
    Das All erscheint mir jedesmal wie das weit aufgerissene Maul eines gähnenden Riesen. Ich weiß nicht, warum, ich weiß nur, daß dieser Riese schon viele meiner Gefährten

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