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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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Flügelschlägen über seinen Körper hinweg, und scharfe Krallen streiften im Vorbeifliegen seine Hände.
    Dann war es weg, verschwunden in den Tiefen des Tunnels.
    Mogwied richtete sich verstört auf. Ferndal zwängte sich zwischen den Wurzeln hindurch, um zu beobachten, wie der Lichtschein in dem dunklen Gang verschwand. Sobald er hinter einer fernen Biegung verblasst war, drehte sich Ferndal um und schnupperte an Mogwieds aufgekratzter Hand. Mogwied war sich nicht sicher, ob er dies aus Mitleid mit seinem verletzten Bruder tat oder einfach nur, um den Geruch des Vogels zu ergründen.
    Ferndals Nase fuhr kitzelnd über den Striemen, den die Kralle in Mogwieds Hand geritzt hatte, und sein Atem fühlte sich heiß auf der Wunde des Bruders an. Offensichtlich zufrieden wich Ferndal zurück. Er wandte sich um und lief ein paar Schritte in den Tunnel hinein.
    »Wohin gehst du?« wollte Mogwied wissen.
    Ferndal sah über die Schulter zurück. Eine Wölfin kauert sich nieder und beschützt ihre Jungen vor der im Gras versteckten Schlange. Dann verfolgte sein Bruder mit weiten Sprüngen den leuchtenden Vogel.
    »Warte!«
    Doch Ferndal hielt nicht inne, und bald war Mogwied wieder allein. Im Trocknen und dank des Umstandes, dass der Eingang durch den Vorhang aus Wurzeln geschützt war, hätte er sich eigentlich recht behaglich und sicher fühlen müssen. Dennoch pochte sein Herz wie wild, und das Blut rauschte ihm in den Ohren, während er angestrengt den tappenden Schritten seines Bruders lauschte. Mogwied hielt sich immer noch die Hände an den Hals, um die Kehle zu schützen.
    Die Fremdartigkeit des Vogels war ihm gespenstisch vorgekommen. Als Bewohner der Westlichen Marken war er vertraut mit den meisten gefiederten Geschöpfen. Doch so etwas wie diesen Vogel hatte er in seiner Heimat noch nie gesehen. Vielleicht waren solche Wesen hier, im Land der Menschen, nichts Ungewöhnliches, aber irgendwie spürte er, dass der Vogel auch hier fremd war. Er wirkte in diesem Wald irgendwie fehl am Platz, wie ein Wesen aus einer anderen Welt.
    Während er wartete und über die Erscheinung nachdachte, ebbte der Sturm ab, und der Regen prasselte leiser. Zumindest der Höhepunkt des Unwetters schien vorüber zu sein. Mit dem Nachlassen des Regens erhob sich jedoch ein neues Geräusch. Vielleicht war es die ganze Zeit über schon da gewesen, übertönt vom Platschen des Regens. Oder vielleicht hatte es auch gerade erst angefangen.
    Das Geräusch kam nicht von draußen, sondern irgendwo aus der Tiefe der Höhle - wo sowohl der Vogel als auch sein Bruder verschwunden waren.
    Die Härchen auf Mogwieds Armen stellten sich auf.
    Jetzt kamen ihm Ferndals letzte Worte vielsagend vor: Eine Wölfin kauert sich nieder und beschützt ihre Jungen vor der im Gras versteckten Schlange. Das Geräusch, ein leises Zischen, das abwechselnd lauter und leiser wurde, als ob der Tunnel atmete, strömte aus der Tiefe zu ihm herauf wie tausend unsichtbare Schlangen.
    Plötzlich durchbohrte ein scharfes Heulen das leise Zischen. Es war ein schmerzerfülltes Heulen, ein Heulen, das Mogwied inzwischen kannte - Ferndals Heulen!
    Die Stille, die danach folgte, lastete wie ein Stein auf Mogwieds Herz.
     
    »Ich weiß nichts von einer Hexe«, sagte Tol’chuk und beäugte dabei abwechselnd die drei Fremden. Obwohl der große Mann mit der Axt höchst bedrohlich wirkte, war es der Dürre mit dem geflochtenen Silberhaar, vor dem Tol’chuk besonders auf der Hut war. Das andauernde höhnische Grinsen und die von der Kapuze bedeckten Augen warnten vor einer Gefahr, die zerstörerischer schien als die Klinge einer Axt.
    »Das gehen mich nichts an«, fuhr Tol’chuk fort. »Ich euch wünschen gute Reise.« Er legte eine Hand auf den Mund mit den scharfen Fangzähnen - eine Og’er-Geste, die friedliche Absichten ausdrückte -, obwohl er sich nicht sicher war, ob die anderen die Bewegung richtig deuten würden. Er wich ein paar Schritte zurück, blieb jedoch weiterhin wachsam.
    »Warte«, sagte die kleine Frau, die sich offensichtlich bemühte, ihre anfängliche Angst zu überwinden, und sich tropfende Haarsträhnen aus dem nassen Gesicht strich. »Dies ist eine schwarze Nacht, voller Gefahren. Hüte dich vor diesem Wald.«
    Tol’chuk hielt in seinem Rückzug inne. Er bemerkte, dass die Frau dem dürren Mann gleichzeitig mit ihrer Warnung einen kurzen Blick zuwarf.
    »Es gibt wilde Tiere, böse im Herzen, die im Wald frei herumlaufen«, fuhr sie fort, »und unsere Freunde

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