Alasea 01 - Das Buch des Feuers
jagen. Pass auf.«
Tol’chuk dachte an seine eigenen Gefährten, die munter durch den nassen Wald marschierten. »Auch ich habe Freunde in diesem Wald. Welche…«
Plötzlich drang ein entsetzliches Geheul durch das nachlassende Rauschen des Regens. Alle Augen wandten sich dem Geräusch zu. Doch so schnell, wie es die Nacht durchbohrt hatte, verebbte es wieder.
»Wölfe«, brummte der Mann mit der Axt.
»Nein, einer meiner Freunde«, widersprach Tol’chuk, der die Stimme seines wölfischen Begleiters erkannt hatte. »Ferndal wird angegriffen. Ich muss ihm helfen.« Der Og’er wollte gerade in die Richtung loslaufen, aus der das Heulen gekommen war.
»Augenblick, Og’er!« rief der Mann mit dem dichten Bart und hob die Axt höher. »Wenn du nichts dagegen hast, begleite ich dich. Vielleicht sind es diese üblen Geschöpfe, die uns in die Berge verfolgten, die deine Reisegesellschaft überfallen haben. Wenn das so ist, brauchst du meine Hilfe.«
»Ja«, sagte die kleine Frau, »Kral hat Recht. Gestatte bitte, dass wir beide dich begleiten.«
»Nein, Ni’lahn«, widersprach der große Mann. »Es ist zu gefährlich.«
»Heute Nacht ist es in diesem Wald nirgendwo sicher. Ich komme mit.«
Tol’chuk widerstrebte es, ihre Hilfe anzunehmen, er hatte jedoch keine Zeit für eine Auseinandersetzung. Ohne ein Wort drehte er sich um und tappte schwerfällig in die Richtung davon, aus der das Heulen gekommen war. Er bemerkte, dass der Dürre ihm folgte.
Auch Ni’lahn bemerkte es. »Elv’en, du bist nicht willkommen. Geh deinen finsteren Machenschaften nach und lass uns in Ruhe.«
»Oh, ich hatte nicht die Absicht, euch zu helfen«, sagte der Dürre, während er hinter ihnen herschritt. »Der Mondfalke ist nur zufällig in diese Richtung davongeflogen.«
»Deine Absichten sind töricht. Es ist kein König von euch in diesem Gebiet zurückgeblieben.«
»Das haben euresgleichen immer behauptet.«
»Ruhe!« brüllte Kral. »Genug des Gezänks! Ihr lenkt die Aufmerksamkeit des Untiers auf uns. Von jetzt an gehen wir schweigend weiter.«
Tol’chuk dankte dem bärtigen Mann wortlos. Warum mussten diese Rassen so viel reden? Selbst Mogwied, der keinen Gesprächspartner hatte, erging sich in ermüdenden Monologen, als ob der Klang seiner eigenen Stimme ihn tröstete.
Auch wenn ihn seine plauderfreudigen Gefährten mit Groll erfüllten, führte er die Gruppe dennoch unbeirrt über den Hügelkamm und den nächsten Hang hinunter. Aufgrund der steilen Neigung war der Hang schwierig zu begehen, doch Haufen von Felsgeröll bedeckten den Weg vor ihnen und boten einen Halt für die Füße zwischen den Kaskaden nasser Blätter. Die Gruppe arbeitete sich schnell von einem Stein zum anderen den Hang hinunter bis zum Boden der Senke.
Nachdem sie diese Strecke unbeschadet hinter sich gebracht hatten, blieb Tol’chuk zögernd stehen. Es hatte sich angehört, als ob der Schrei irgendwo ganz aus der Nähe gekommen wäre, doch der Wald verfälschte seine Sinneseindrücke. Wohin sollte er sich wenden? Plötzlich fiel ihm eine Bewegung ins Auge. Er drehte sich blitzschnell um und sah Mogwied, der den Rücken der Gruppe zugewandt hatte und zwischen den Wurzeln einer großen Schwarzeiche herumzappelte, als ob der Baum ihn angriffe. Einen Herzschlag später erkannte Tol’chuk die charakteristische schwarze Öffnung einer Höhle vor Mogwied, der sich einen Weg ins Freie erkämpfte und sein Gepäck dabei hinter sich herzog. Ein stumpfes Wurzelende riss seine Tasche auf, und als er sie mit Schwung freizerrte, wurde er herumgeworfen, mit dem Gesicht der Gruppe zu. Beim Anblick der Fremden klaffte Mogwieds Mund weit auf, und er flitzte in das Wurzeldickicht zurück.
Tol’chuk trat vor. »Hab keine Angst, Mogwied. Diese Leute tun dir nichts zuleide.«
Mogwied schluckte ein paar Mal und versuchte die Sprache wieder zu finden.
Er stieß einen Arm in Richtung des versteckten Höhleneingangs. »Fern… Ferndal ist in Schwierigkeiten.«
»Ich haben Schrei deines Bruders gehört«, sagte Tol’chuk. »Was sein geschehen? Wo sein dein Bruder jetzt?«
»Ein Vogel… irgendein verdammter leuchtender Falke hat ihn tiefer in den Tunnel hineingelockt.«
»Der Mondfalke!« schrie Ni’lahn mit einer Stimme, die vor Abscheu schrill klang. »Das war der Vogel des Elv’en. Seht ihr, ich habe es doch gesagt! Man kann ihm nicht trauen.«
»Mein Tier hat deinem Freund nichts zuleide getan«, widersprach der Elv’e, »es sei denn, er war töricht
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