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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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der wie ein überlanger Bruder von Mogwied aussah, war der Erste, der sich bewegte. Ein leichtes Kräuseln der Lippen und die entspannte Haltung verrieten, dass er nicht sonderlich beunruhigt war. Er hob die Hand, deutete mit einem Finger auf Tol’chuk und sprach mit glockenheller Stimme: »Anscheinend bin ich nicht der Einzige, der in dieser stürmischen Nacht in ein Gebiet weit weg von seinem Zuhause abgetrieben wurde.«
    Bei den Worten des Mannes verspürte Tol’chuk einen Zug an seinem Herzen, als ob Haken tief in seine Brust eingeschlagen worden wären, und dieser Zug ging von dem Herzstein an seinem Schenkel aus. Dieses Zusammentreffen war kein Zufall! Er starrte die kleine blonde Frau und ihren massigen Freund an. Tol’chuk bemühte sich, die allgemeine Sprache zu benutzen. »Wer du sein?«
    Dass er sprechen konnte, schien den Mann mit der Axt und die kleine Frau zu verblüffen. Sie wich sogar einen Schritt zurück. Nur der dürre Kerl wirkte völlig unbeeindruckt.
    »Wer sein ihr alle?« wiederholte Tol’chuk.
    Der dünne Mann sprach und vollführte eine Handbewegung, die die ganze Gruppe einschloss. »Suchende wie du, Og’er. Die Hexe zieht uns an wie die Flamme die Motten.«
    Tol’chuk wischte sich die Nase; er war verwirrt. Der Schmerz in seinem Herzen ließ allmählich nach. »Ich nicht verstehen. Welche Hexe?«
    Der Mann lächelte, doch seine Stimme klang nicht fröhlich. »Die Hexe, die unsere Welten zerstören wird.«
     
    Mogwied kauerte an der Öffnung im Berg. Das Geröll aus Steinbrocken beim Eingang des alten Tunnels war von nassem Moos und flockigen Flechten bedeckt. Eine knorrige Eiche, die an dem Hang über der schwarzen Öffnung wuchs, streckte ihre Wurzeln über dem Eingang aus wie Gitterstangen vor einem Gefängnis. Der Größe des Baums und der Dichte der Steinflechten nach zu urteilen, war dieser Tunnel so alt wie der Wald selbst. Mogwied fiel auf, dass das ganze Tal übersät war von bröckelndem Gestein und den Überbleibseln alter Mauern.
    Vielleicht handelte es sich um ein verlassenes Bergwerk. Mogwied hatte gehört, dass das Zahngebirge durchbohrt war von Eisenerz- und Edelsteinminen, die wie alte Höhlen aussahen. Der Gedanke an Diamanten und Gold trieb Mogwied näher zum Tunneleingang.
    Als er sich bei der Öffnung bückte, rümpfte er die Nase bei dem Geruch, der dem Loch entströmte. Es roch nach altem Tierkot und dem Moschus von Bären. Doch der Geruch musste schon alt sein, denn das Gewirr von Wurzeln vor dem Eingang war zu dicht, als dass ein Bär sich hätte hindurchzwängen können. Selbst Ferndal hatte Mühe gehabt, eine Öffnung zu finden, um den Tunnel zu erforschen.
    Sofern hier keine Gefahren lauerten, böte der Tunnel einen sicheren Hafen, um das Abflauen des Sturms abzuwarten. Er hörte seinen Bruder tiefer im Innern des Tunnels schnüffeln. »Hast du etwas entdeckt?« rief er.
    Natürlich konnte sein Bruder nicht antworten. Selbst wenn man von Ferndals Wolfsgestalt absah, bedurfte es des direkten Augenkontakts, um sich in der Geistsprache seines Volkes zu unterhalten. Doch die stimmhaft ausgesprochene Frage trug ein wenig dazu bei, das Unbehagen zu lindern, das sich wie Spinnweben um sein Herz herum verdichtete, während er draußen im Regen zwischen diesen fremdartigen Bäumen saß. Er hätte schwören mögen, dass er gerade erst einen Schrei von irgendwoher, nicht allzu weit entfernt, gehört hatte. Doch der Donner und der Regen dämpften den Schrei, und jetzt war Mogwied unsicher, ob es nicht einfach nur das Heulen des Windes gewesen war.
    Und wo war der Og’er?
    Mogwied wunderte sich ein wenig über das Gefühl der Besorgnis, das sich in dieser zwiespältigen Situation bei ihm einstellte. Eigentlich hätte er erleichtert sein sollen, weil das schwerfällige Wesen, das ihn mit einem Schulterzucken in zwei Hälften hätte brechen können, nicht hier war. Doch inzwischen war Mogwieds Zuversicht gewachsen, dass der Og’er nichts Böses im Schilde führte, und hier und jetzt, so allein in dem dunklen Wald, wäre ihm das Erscheinen dieses kantigen Gesichts mit den scharfen Ohren sehr recht gewesen.
    Mogwied richtete sich wieder auf und betrachtete forschend die Hänge ringsum, während Blitze die Umgebung erleuchteten. Er hatte gewusst, dass Tol’chuk langsamer vorankam. Die schleimige Krankheit, unter der der Og’er litt, wurde immer schlimmer. Was er wirklich brauchte, war ein Tag Ruhe an einem warmen Feuer und in einem trockenen Unterschlupf.
    Mogwied zog

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