Alasea 01 - Das Buch des Feuers
handeln - so falsch es auch war. Doch nachdem Dismarum versagt hatte und seine heidnische Magik benutzte, um seiner gerechten Strafe zu entfliehen, war ich frei, um das Mädchen zu verfolgen. Und ebendies tue ich jetzt.«
»Dann isst ssie immer noch frei?«
»Sie ist schnell und wird beschützt von starken Verbündeten und noch stärkerer Magik.«
»Ssie isst ein Kind.«
Rockenheim zeigte mit dem Finger auf das am nächsten stehende Ungeheuer. »Ein Kind, das einen eurer Artgenossen getötet hat. Ihr tätet gut daran, seine Fähigkeiten nicht zu unterschätzen - so wie es euer unseliger Bruder getan hat.«
Das zweite Skal’tum, dessen Klauen noch rot von Pferdeblut waren, sprang näher heran. Rockenheim zwang sich, nicht zurückzuweichen. Er musste unbedingt Stärke zeigen. »Du lügsst unss an, Mann dess schwachen Fleischss«, sagte das Skal’tum. »Wir haben den Mörder unsseress Bruderss kennen gelernt. Dass war kein Mädchen. Er kannte ssogar die Schwachsstellen unsseress schwarzen Schutzess.«
Verflucht sollte dieser Koloss von einem Mann sein! Warum plapperten alle so freimütig daher? Empörung, unterlegt mit Angst, strömte ihm durch die Adern, doch er beherrschte seine Mimik und behielt einen Ausdruck von huldvoller Aufmerksamkeit bei, während er im Kopf Fäden der Tücke spann. Er schärfte die Stimme, um dem Geschöpf zu antworten. »Und was glaubst du, wer diesem Mann eure Geheimnisse verraten hat?«
Dieser Gedanke ließ das Skal’tum für eine Weile verstummen. Es sah seinen Gefährten an, dann wandte es sich wieder Rockenheim zu. Seine Stimme klang jetzt weniger böse. »Aber ssie isst immer noch nicht gefangen. Die Schuld daran liegt eindeutig allein bei dir.«
»Nun ja, es stimmt, dass sie euch noch nicht in Ketten zu Füßen liegt, in Erwartung der Vergnügungen des Meisters.« Rockenheim konnte ein Zittern, das seinen Körper durchlief, nicht unterdrücken bei der Vorstellung, woran sein Herr und Meister Vergnügen fand. Seine Zunge tat sich schwer, doch er fuhr fort: »A… aber ich habe sie in die Enge getrieben und vor mir hergescheucht wie ein Blatt im Wind, und jetzt sitzt sie in der Falle. Ich muss sie nur noch herbeischaffen.«
»Wo ist sie?«
Rockenheim deutete auf den von Wurzeln überwucherten Eingang des Tunnels. »Sie ist da drinnen gefangen, zu tief, als dass ihr euch zu ihr durchgraben könntet. Ihr würdet es niemals schaffen, vor dem Licht der Morgendämmerung zu ihr zu gelangen.« Beide Skal’ten blickten zum östlichen Horizont; ihre Flügel zuckten in einer schützenden Geste. Es gab also Dinge, die sogar ein Skal’tum nachdenklich stimmten. Rockenheim gestattete sich den Anflug eines Lächelns. »Nur ich kann sie aus ihrem Loch herauslocken.«
»Wenn ssie sso kämpferisch isst, wie kannsst du, ein Hänfling von einem Mann, dann hoffen, ssie hierher zerren zu können?«
»Ich habe etwas, das sie haben möchte.« Rockenheim nickte in Ni’lahns Richtung, deren Gesicht vor Abscheu und Hass erstarrt war. Die nächste Lüge war entscheidend. »Ihre geliebte Schwester befindet sich in meiner Gewalt.«
Er sah, wie sich Ni’lahns Augen vor Schreck weiteten. Sein Lächeln wurde breiter. Manchmal geschah es, dass selbst die Gerechten durch reinen Zufall in seine Betrügereien hineingezogen wurden. Ihr hasserfüllter Ausdruck und der vor Entsetzen offene Mund wirkten sehr echt. Er drehte sich zu den beiden Skal’ten um. »Ich bin wirklich sehr froh, dass ihr genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen seid. Jetzt kann ich sie eurer fähigen Obhut anvertrauen, während ich unsere Beute aus ihrem Gehege treibe.«
Rockenheim winkte Mogwied, der an Ni’lahns Seite stand, und bedeutete ihm, zu ihm zu kommen. Der Si’lura rührte sich nicht von der Stelle. Rockenheim sah, dass er zitterte. »Wenn ihr beide euch der Schwester annehmt«, sagte Rockenheim zu dem Skal’tum, »dann können meine Wache und ich das Mädchen umso schneller verfolgen.«
Erneut winkte er Mogwied heran. Diesmal löste sich der Gestaltwandler von der Stelle, wo er wie angewurzelt gestanden hatte, und taumelte auf Rockenheim zu. Er stellte sich dicht neben ihn, als wäre er zu seinem Schatten geworden.
Eines der Skal’ten rutschte näher zu Ni’lahn heran. Zu ihren Gunsten muss gesagt werden, dass sie nicht einmal zusammenzuckte, als das Ungeheuer hoch über ihr aufragte. Sie starrte nur Rockenheim an.
»Bewacht sie gut«, sagte er. »Sie ist entscheidend für die Gefangennahme der Hexe.«
»Wir
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