Alasea 01 - Das Buch des Feuers
die Füße. Blasen blubberten am Rand der Wanne auf. Ihre Unterschenkel und Füße drohten zu verbrühen. Elena sprang aus der Wanne, und im selben Augenblick brodelte das Wasser dampfend auf.
Während Elena zurückwich, schwappte das Wasser über den Wannenrand und platschte zischend auf den Eichenfußboden. Der Raum war angefüllt von erstickendem Dampf. Elenas nacktes Hinterteil stieß gegen die kalte Tür der Badekammer, was ihr einen gehörigen Schreck einjagte. Sie tastete nach dem Griff. Was ging hier vor sich?
Sie stieß die Tür schwungvoll auf und stand im Gang, ein Ruf nach der Mutter erstarrte auf ihren Lippen. In diesem Augenblick spritzte das in der Wanne verbliebene Wasser mit einer letzten Eruption von Dampf auf. Elena wurde von einer Wand aus heißer Luft nach vorn geworfen und nackt in den angrenzenden Raum geschleudert.
Sie landete auf einem Teppich und rutschte über den Boden, wobei sich der lose liegende Teppich unter ihr in Falten zusammenschob. Als sie zum Halten kam, bemerkte sie, dass sie nicht allein im Zimmer war. Ihr Vater sprang von der Ruhebank auf, wo er sich seinem abendlichen Rauchvergnügen hingegeben hatte. Ihr Bruder saß wie gelähmt in einem Sessel am Feuer, sein Mund klaffte auf.
Als sie sich aufsetzte, fiel ihrem Vater die Pfeife aus dem schlaffen Mund und polterte zu Boden. »Elena, mein Mädchen, was… was hast du getan?« fragte er.
»Ich habe gar nichts getan! Das Wasser wurde einfach immer heißer.« Elena spürte jetzt das Brennen der verbrühten Haut, und Tränen traten ihr in die Augen.
Joach hatte sich ein wenig gefangen; er stand auf und stampfte mit den Füßen auf den brennenden Tabak, der aus der Pfeife seines Vaters gefallen war, bevor er den Teppich versengen konnte. Anscheinend war er ganz und gar in dieses Tun vertieft; seine Wangen röteten sich leicht. »Elena, du solltest dir vielleicht ein Handtuch umlegen.«
Elena blickte auf ihre nackte Gestalt hinunter, und jetzt, da ihr die Peinlichkeit ihrer Lage bewusst wurde, entrang sich ein Schluchzen ihrer Kehle.
In diesem Augenblick kam ihre Mutter mit hastigen Schritten die Treppe herunter, lediglich mit ihrem Nachthemd bekleidet, das sie mit einer Hand gerafft hatte. »Was ist geschehen? Ich habe noch nie solchen Lärm gehört!« Ihr Blick blieb auf Elenas Gestalt mit der hitzeschrumpeligen Haut haften, und sie riss die Augen weit auf. Sie eilte zu ihrer Tochter. »Du bist rot wie ein gesottener Krebs. Wir müssen Salbe auf die Verbrennung streichen.«
Elena ließ es geschehen, dass sie in das Nachtgewand ihrer Mutter gehüllt wurde. Doch selbst die weiche Baumwolle fühlte sich wie derber Rupfen auf der empfindlichen Haut an. Wimmernd stand sie auf.
Ihr Vater und Joach waren zur Tür der Badekammer gegangen. »Die Wanne ist gesprungen«, sagte ihr Vater mit belegter Stimme, die seine Fassungslosigkeit verriet. »Und das Wachs am Boden hat sich in Blasen von den Dielen gelöst. Es sieht aus, als ob jemand versucht hätte, einen Brand zu legen.« Er wandte sich mit fragendem Blick an Elena.
»Herrje!« rief Joach mit weit aufgerissenen Augen und schüttelte den Kopf. »Da hast du ja einen schönen Schaden angerichtet, Schwesterchen.«
»Schweig, Joach!« Der Vater wandte sich ihr vollends zu. »Was ist hier geschehen?«
Die Mutter legte beschützend den Arm um Elena. »Also, Bruxton, ich möchte nicht, dass du ihr Vorwürfe machst. Sie ist verletzt. Und überhaupt, wie hätte sie so etwas bewirken können? Siehst du vielleicht irgendwelche Holzasche oder riechst Brennöl?«
Der Vater murrte mit zusammengepressten Zähnen.
»Elena hat einen ausreichenden Schrecken davongetragen. Lass sie in Ruhe. Wir werden die Sache morgen früh klären. Jetzt braucht sie erst einmal Medizin.«
Elena schmiegte sich in die Arme ihrer Mutter. Was war denn nun wirklich geschehen? Welche Erklärung gab es dafür, dass das Wasser in einer Badewanne plötzlich versucht hatte, sie bei lebendigem Leib zu kochen? Elena wusste keine richtige Antwort, aber im Bauch spürte sie, dass das Ganze irgendwie ihre Schuld war. Sie erinnerte sich an den brennenden Apfel, und ihr Kopf begann zu schmerzen. Der ganze Tag hatte aus einem Mysterium nach dem anderen bestanden.
Ihre Mutter streichelte sie zärtlich. »Komm, wir gehen hinauf und behandeln die Verbrennungen.«
Sie nickte, aber der schlimmste Schmerz ließ bereits ein wenig nach. Als sie ihre Handflächen betrachtete, stellte sie fest, dass der Fleck an ihrer rechten Hand
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