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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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»Nein. Wir könnten auffallen. Vielleicht sollten wir sogar in einiger Entfernung voneinander gehen.«
    Sie merkte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. »Bitte, Joach. Ich brauche dich nahe bei mir.«
    »Also gut, El«, sagte er mit einem Anflug von Erleichterung. Anscheinend hegte er die gleichen Gefühle wie sie. »Aber es wäre trotzdem besser, wenn wir uns nicht bei den Händen hielten.«
    Sie drängte die Tränen zurück und zwang sich zu einem Kopfnicken. Tante Filas Bäckerei befand sich nur einige Häuserreihen vom Stadtrand entfernt. Wenn sich Elena konzentrierte - so hätte sie schwören mögen -, hätte sie von ihrem jetzigen Standort aus sogar den Duft von frisch gebackenem Brot riechen können. Eigentlich grüßte sie die ganze Stadt Winterberg mit ihren vertrauten Gerüchen: gebratenem Frühstücksspeck; Rauch von Hickoryholz-Feuern; dem Gärgeruch von der nahen Mostkelterei; sogar dem süßen, lehmigen Geruch nach Pferdedung von den ungereinigten Straßen und Ställen. Elena straffte die Schultern. »Gut, ich bin fertig«, sagte sie mit ruhiger Stimme.
    Joach biss sich auf die Unterlippe und schritt auf die Seitenstraße zu, die in das Kaufmannsviertel führte. Elena schluckte den harten Knoten der Tränen in der Kehle hinunter und folgte ihrem Bruder dichtauf.
    Als Erstes kamen sie zum Metzgerladen. Auf den Auslagen von tranchiertem Schwein, gelbem Hammelfleisch und geköpften Hühnern summten Fliegenschwärme. Durch die Türöffnung hindurch sah man den Metzger selbst, mit einem blutigen Hackmesser in der Hand. Sein struppiges schwarzes Haar erinnerte Elena immer an stachelige Schweineborsten, besonders im Zusammenhang mit der blassen Haut des Mannes, die vor Schweiß und Fett glänzte.
    Elena merkte, wie sie sich innerlich krümmte. Der Metzger mit seiner lauten Stimme und dem ihm anhaftenden Geruch von Fleischabfällen machte sie immer irgendwie unruhig. Er hatte eine Art, Elena zu mustern, als wolle er die Qualität ihres Fleischs und ihrer Knochen abschätzen. Elena ertappte sich dabei, wie sie sich die schlabbrigen Kleidungsstücke enger um den Körper zog. Ein Gefühl des Unbehagens schlich sich in ihr Herz.
    Sie und Joach wechselten auf die andere Straßenseite.
    Da schnappte eine Stimme aus einem dunklen Eingang gleich vor ihnen: »He, ihr Jungs! Bleibt mal stehen!«
    Die beiden erstarrten.
    Ein Soldat in einer roten und schwarzen Uniform, das Schwert noch in der Scheide, sprang ihnen aus dem Eingang in den Weg. Seine knollige Nase zeugte von vergangenen Kämpfen, die nach Elenas Verdacht nichts mit seinen soldatischen Pflichten zu tun hatten.
    »Woher kommt ihr, Jungs?«
    Joach gab Elena mit einem Handzeichen zu verstehen, dass sie ein Stück weit hinter ihm bleiben sollte. »Wir haben draußen unsere Fallen überprüft, Herr.«
    Die Augen des Soldaten wanderten an ihnen vorbei zum Wald hin. »Ihr habt nicht zufällig einen Jungen und ein Mädchen zu Pferde gesehen, oder?«
    »Nein, Herr.«
    Die dunklen Augen des Mannes ruhten jetzt auf Elena. Sie hielt den Kopf zu Boden gesenkt und ihre gefleckte Hand tief in der Tasche vergraben. »Und was ist mit dir, Kleiner?«
    Elena, die Angst hatte, ihre Stimme könnte sie verraten, schüttelte nur den Kopf.
    »Dann haut ab, ihr beiden.« Er winkte sie mit einem Schwenk des Kinns weiter.
    Joach huschte an dem Soldaten vorbei, dicht gefolgt von Elena. Sie wagte einen Blick zurück und sah den Soldaten, der eine Hand erhoben hatte, um seine Augen zu beschatten, und den Waldrand absuchte. Dann zog er sich wieder in seinen schattigen Eingang zurück.
    Keiner von beiden sprach, bis sie um eine Ecke gebogen waren. »Sie machen tatsächlich Jagd auf uns«, flüsterte Joach.
    »Aber warum? Was haben wir denn getan?«
    »Lass uns jetzt einfach zu Tante Fila weitergehen.«
    Obwohl sie sich um einen gemäßigten Gang bemühten, wurden ihre Schritte immer schneller, je näher sie der Ecke kamen, hinter der sich Tante Filas Bäckerei befand. Elena musste beinahe rennen, um mit dem ungestümen Schritt ihres Bruders mitzuhalten. Joach eilte als Erster um die Ecke und blieb so jäh stehen, dass sie gegen seinen Rücken prallte und ihn einen Schritt nach vorn schob. Jetzt konnte Elena ebenfalls um die Ecke sehen.
    Wo Tante Filas Bäckerei einst gestanden und den Duft von Obsttörtchen und Zuckerkuchen verströmt hatte, war nur ein schwelendes Skelett aus verkohlten Pfosten und geschwärzten Balken geblieben. Elenas erster Gedanke galt der Vermutung, dass ihr

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