Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
eingeführt wurden, damit die Stadtoberen Bestechungsgelder und Zölle von den Reisenden eintreiben konnten. Mikela wusste, dass sie keine Wahl hatte, also richtete sie sich im Sattel auf. »Gut«, rief sie hinauf. »Öffne das Tor!«
    Der Mann nickte und gab einem anderen, der anscheinend versteckt weiter unten saß, ein Zeichen. Das Rasseln von Ketten und ächzende Seile kündeten das Öffnen des Tores an. Sobald das Fallgitter weit genug oben war, trieb Mikela ihren Wallach an, gefolgt von Ferndal, der im Schatten des Pferdes gleichmütig hinter ihr her trottete.
    Innen flankierten zwei weitere Wachen das Tor. Als der Wolf den Durchgang passierte, wich der nächststehende Wachmann einen Schritt zurück und zog sein Schwert aus der Scheide.
    »Tu meinem Hund etwas zuleide«, warnte Mikela, »und die Spitze meines Schwertes wird sich in deinen Bauch bohren, noch bevor der Hund aufheulen kann.«
    Der Mann steckte die Klinge wieder ein und trat einen weiteren Schritt zurück, als Ferndal an ihm vorbeiging.
    Der Wachposten auf der anderen Seite räusperte sich. Er hatte die O Beine eines Seemannes, aber der fehlende linke Arm und seine mürrische Miene deuteten darauf hin, dass die Verletzung ihn von der anständigen Arbeit an Bord eines Schiffes weggeholt hatte. Nun verdiente er seine Kupferstücke wohl mit allen Arbeiten, die sich ihm gerade boten, wie etwa die Stadttore bewachen.
    Er musterte Mikela anerkennend. »Ich gehöre der Söldnerkaste an«, sagte er mit schwerer Zunge und ebensolchen Lidern. »Du findest Meister Fallen in der Drurigasse im Ostviertel. Gegen eine kleine Gebühr kann ich dich hinführen.« Er hielt ihr einige Papiere hin.
    Mikela ging davon aus, dass jede Münze, die sie ihm anbot, sie nur in eine noch dunklere Gasse führen würde, wo andere seines Schlages schon auf sie warten würden. »Ich kenne die Stadt«, sagte sie und nahm die Papiere. »Ich finde den Weg allein.«
    »Das ist nur eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis. In der Abenddämmerung verliert sie ihre Gültigkeit.« Er senkte die Stimme und sprach in verschwörerischem Ton zu ihr. »Wenn du Meister Fallen bis dahin nicht gefunden hast und sein Siegel nicht auf deinem Papier angebracht ist, werden dich die Wachmänner mitnehmen. Mit meiner Hilfe wirst du viel schneller zur Loge der Söldner gelangen.«
    Sicherlich, dachte Mikela im Stillen, er würde sie hinbringen
    jedoch in Ketten gelegt und hergerichtet zum Verkauf auf dem Sklavenmarkt. Sie grinste den Mann an. Bedrohlich verzog sie die Lippen. »Ich werde ihn finden.«
    Sie drückte dem Pferd die Fersen in die Flanken und betrat das Südviertel der Stadt. Hier hatten die Künstler und Handwerker ihre Werkstätten, denn auch in Port Raul mussten einige Grundbedürfnisse befriedigt werden. Sie kam an einer kleinen Schusterwerkstatt vorbei. Ihre Nase wurde von den vertrauten Gerüchen der Lederfarben und trocknenden Tierhäute begrüßt. Offenbar brauchten selbst Piraten vernünftiges Schuhwerk.
    Ein paar Schritte weiter kündete das Dröhnen eines Hammers auf einem Amboss von der Arbeit eines Schmiedes, schon lange bevor die offene Werkstatttür den Blick auf die Glut in der Esse und den kräftigen Handwerker freigab. Des weiteren gab es einen Kerzenmacher, der Kerzen in allen Größen und Formen in seinem Fenster ausgestellt hatte, einen Schneider, der die Stoffballen auf der Türschwelle zur Schau stellte, und sogar einen Silberschmied, dessen Arbeit höchstwahrscheinlich nur darin bestand, unrechtmäßig erworbene Schmuckstücke einzuschmelzen und ihnen neue, unverfängliche Konturen zu verleihen.
    Aber obschon die Werkstätten ganz normal wirkten, hätte niemand diesen Ort für eine gewöhnliche Stadt gehalten. Hier trugen die Handwerker und Ladenbesitzer allesamt auffällige Schwerter, und die Gesichtsausdrücke wirkten alles andere als einladend. Selbst der schmächtige Schneider, dessen winzige Hände sicherlich gut geeignet waren für sein Handwerk, hatte einen stämmigen Wachmann neben seinem Eingang stehen. Es schien, dass mit den Waren, die hier verkauft wurden, keineswegs auch Vertrauen angeboten wurde. Und dem Benehmen der Kunden nach zu urteilen, die diese Werkstätten aufsuchten, wurde auch nicht nach Vertrauen gefragt.
    Ein paar verhärmte Frauen zogen ihre Umhänge fester um sich, da Mikela sich ihnen näherte. Als sie bemerkten, dass es sich bei dem Reiter um eine Frau handelte, legten sie die Zurückhaltung ab und starrten sie offen an. Einige

Weitere Kostenlose Bücher