Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
sie zunächst gedacht hatte.
Ich habe dich enttäuscht, Leibgefährtin. Das Schuldbewusstsein quälte ihn mehr als die Verletzung.
Sie beugte sich vor und rieb ihm den Hals. »Niemals, mein geliebter Drache. Niemals.« Sie sah zurück zu dem bedrängten Schiff, das wie eine Flammenwolke am Himmel stand, und betete. Mehr konnte sie nicht tun.
Als die Wilder Adler über den Blitze verschießenden Blüten zu sinken drohte, rannte Joach zum Achterdeck, wo sich die anderen versammelt hatten. Hoch oben in der Takelage wurde das brennende Vorsegel losgeschnitten und flatterte davon. Elv’en Matrosen bildeten eine Löschkette und reichten Eimer von Hand zu Hand, um die Taue zu benetzen und Wasser auf den qualmenden Fockmast zu gießen.
Joach kletterte die Heckleiter hinauf. Überall auf dem Schiff stieg jetzt Rauch auf. Die Feuerlanzen hatten auf den Rumpfplanken zahlreiche Brandspuren hinterlassen. Joach betrat das Achterdeck und rief Hant und Richald zu: »Wir brauchen mehr Höhe. Wir müssen den Kiel zwischen uns und die Blüten bringen.«
»Richald tut, was er kann«, sagte Hant, »aber er ist mit dem Schiff verbunden und wird von jedem Treffer geschwächt.«
Jetzt hörte auch Joach den Elv’en Prinzen stöhnen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Kesla stand besorgt neben der hoch gewachsenen Gestalt. »Wir müssen einen Weg finden, ihm zu helfen.«
Joach schaute flehentlich zum Himmel und wünschte sich seine Schwester herbei. Jetzt hätten sie Elenas Magik gebraucht. Ob Kaltfeuer oder Hexenfeuer beide wären willkommen gewesen. Alles, womit man diese Pflanze bekämpfen konnte!
Hinter ihm war ein krachender Einschlag zu hören. Das Schiff machte einen Satz. Joach wurde auf die Planken geschleudert und rollte sich ab. Ein Lichtspeer drang von unten durch das Deck und schoss himmelwärts. Er hatte den ganzen Rumpf durchschlagen. Brennende Holzteile spritzten in die Höhe und flogen davon. Das Großsegel ging in Flammen auf.
Zwei von den Elv’en Matrosen in der Takelage wurden vom Feuer erfasst und stürzten über die Reling in die Tiefe. Ein weiterer verbrannte auf Deck.
Der grelle Speer erlosch so unvermittelt, wie er eingeschlagen hatte. Die Blüten, die ihn abgeschossen hatten, waren erschöpft. Aber für wie lange? Das Kraut wurde zusehends gerissener. Nun lernte es auch noch, seine Kräfte zu bündeln.
»Joach! Hilf mir!«
Joach war fast blind vom grellen Licht, doch als er sich umdrehte, sah er, wie Kesla verzweifelt zu verhindern suchte, dass Richald zusammenbrach. Der Elv’e litt Höllenqualen, sein Gesicht war vom Grauen gezeichnet. »Mein Schiff …«
Hant war bereits auf den Beinen. »Kümmere du dich um den Kapitän. Die Feuer müssen gelöscht werden, bevor sie sich ausbreiten!« Der Blutreiter schwang sich über die Reling auf das Mitteldeck und rückte mit der bereits stark verminderten Matrosenbesatzung den neuen Brandherden zu Leibe.
Joach kroch auf allen vieren zu Richald und Kesla. Das Schiff schlingerte unaufhaltsam den tödlichen Feldern entgegen. Joach packte den Elv’en Prinzen unter dem anderen Arm und zog ihn hoch. »Du darfst nicht aufgeben!« beschwor er ihn. »Du musst weiterkämpfen!«
»Die Adler … Ich kann nicht mehr …«
Joach stellte den Mann mit Keslas Hilfe auf die Beine. »Doch, du kannst. Oder bist du nur ein Sack voll Wind und sonst nichts? Du bist so stolz auf dein königliches Blut! Nun kannst du beweisen, was es wert ist!«
Richalds Blick huschte zu Joach. Hinter der Hoffnungslosigkeit blitzte ein Zornesfunke auf.
»Du hast immer noch ein Schiff! Und du hast Segel! Du behauptest, das Herz dieses Kahns zu sein? Dann benimm dich entsprechend, Richald! Da stehst du nun und flennst wie ein Kind! Merik würde sich niemals so unterkriegen lassen!«
Der Zorn schlug um in gekränkten Stolz. Der Elv’e schüttelte Joachs Hand ab, stieß Kesla von sich, richtete mit einem wütenden Blick auf den jungen Mann die Augen zum Himmel und hob die Arme. Seine Elementarmagik entlud sich in knisternden Blitzen.
Die Winde kehrten zurück. Das sinkende Schiff wurde vorwärts getrieben und gewann wieder an Höhe. Die Bewegung löste neue Angriffe aus. Wieder verschwand das Schiff in Rauch und Flammen.
Joach sah, wie sich auf der Backbordseite mehrere Lichtspeere anschickten, zu einem zweiten Riesenblitz zu verschmelzen. Noch einen koordinierten Angriff dieser Art würden sie nicht überstehen. Es musste etwas geschehen. Er beugte sich über die Reling. Der Wind peitschte ihm
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