Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
Vom Netzwerk:
König Rys toten Körper besetzt und mit falschem Leben erfüllt hatte. Steckte diese Dämonin etwa auch hinter dem veränderten Verhalten der Blutgeister? Wenn ja, worin bestand wohl ihre Macht über die wilden, seelenlosen Geschöpfe? Wie war es ihr gelungen, deren Wahnsinn in den Dienst ihrer eigenen üblen Sache zu stellen?
    Draußen steigerte sich das Geheul ins Fieberhafte.
    In Krals Innerem regte sich die Bestie. Sie wollte einstimmen in die gellenden Schreie, wollte dem wilden Chor ihre Stimme leihen. Aber Kral kämpfte sie nieder. Noch war Legions Zeit nicht gekommen, noch nicht.
    Er schloss die Augen und schickte seine tierischen Sinne aus. Da er die Hand des Herrn der Dunklen Mächte selbst gespürt hatte, kannte er das Kribbeln, das die versammelten Angreifer durchlief.
    Sie ist da draußen, dachte er. Die Dämonin selbst hatte die Streitmacht bis vor ihre Tür geführt. Sie versteckte sich zwischen den Geistern, aber einen anderen Bösewächter konnte sie damit nicht täuschen. Kral wusste nun, wer der Anführer dieser Horde war, konnte allerdings seine Gefährten nicht warnen, ohne sein eigenes Geheimnis preiszugeben.
    Ni’lahns Stimme holte ihn wieder in den Raum zurück. Sie griff nach ihrer Laute. »Ich werde ihnen entgegengehen.«
    Mikela legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich weiß nicht, ob das Lied deiner Laute diesem Ansturm gewachsen ist.«
    »Du wärst wie ein einzelner Ton in einem Orkan«, warnte auch Merik. »In diesem Geheul wird das Lied deines Baumes untergehen.«
    »Ich muss es versuchen. Es ist das einzige Mittel, um sie zu vertreiben.«
    »Ich helfe dir«, sagte Rodricko und hob seinen Krückstock. »Vielleicht gibt dieser Rest Leben im Verein mit dem Lied der Laute den Ausschlag.«
    »Aber ihr müsst euch alle bereithalten«, sagte Ni’lahn. »Falls es mir gelingt, einen Keil zwischen sie zu treiben, müsst ihr laufen, so schnell ihr nur könnt.«
    »Was sollen wir tun?« fragte Tyrus.
    »Packt die Sachen zusammen.« Sie nickte zu dem Stapel mit warmer Kleidung und Proviant hin. »Wenn es Rodricko und mir gelingt, eine Bresche zu schlagen, müsst ihr alle die Gelegenheit nutzen und unverzüglich fliehen.«
    »Und was wird aus dir?« fragte Mikela.
    Aus Ni’lahns Blick sprach bange Entschlossenheit. »Ich muss bleiben und das Kind beschützen.«
    Mogwied trat von einem Fuß auf den anderen, seine Augen huschten unstet nach allen Seiten und suchten vergebens nach einem Schlupfloch. »Warum nimmst du das verfluchte Balg nicht einfach mit? Wenn der Baum ohnehin tot ist, was willst du dann noch hier? Und allein haben wir im Wald nicht die geringste Chance.«
    Ni’lahn war schon im Begriff, das Ansinnen abzulehnen, da schaltete sich Mikela ein. »Mogwied hat Recht. Hier schwebt das Kind in ständiger Gefahr. In nur zwei Tagesmärschen haben wir den Wald hinter uns. Wenn du es wegbringen könntest …«
    Rodricko nickte. »Vielleicht solltest du den Rat befolgen, Ni’lahn.«
    »Aber ich kann nicht einfach …«
    »Dieser Baum ist nur ein leeres Grab. Solange das Kind bei dir ist und du die Laute hast, sollte ihm nichts geschehen.« Der Holzschnitzer blickte hinaus in die wachsende Dunkelheit. »Außerdem steht der Junge kurz vor der Reife. Bald wird er den Samen werfen. Vielleicht sollte das besser nicht hier geschehen, wo der Boden von der Fäule vergiftet ist. Möglicherweise wurden eure Schritte deshalb hierher gelenkt damit du den Jungen fortbringst.«
    »Ich … ich weiß nicht«, murmelte Ni’lahn.
    »Die Entscheidung sollte jedenfalls rasch fallen«, sagte Mogwied und zeigte zum Fenster. »Sonst wird sie uns abgenommen.«
    Jenseits des Sees war kein Baum mehr zu sehen. Sie waren von einer Mauer aus dichter Schwärze umringt.
    Ni’lahn biss sich auf die Unterlippe. Dann wandte sie sich an Mikela. »Nimm du den Jungen. Packe ihn gut ein, damit er vor der Kälte geschützt ist. In diesem zarten Alter kann ihm der Frost noch großen Schaden zufügen. Ihr anderen rafft so viel Gepäck zusammen, wie ihr nur könnt.«
    Angespornt vom Geheul der Geister, machten sich alle rasch ans Werk. Im Handumdrehen hatten sie die warmen Sachen angezogen und sich Bündel mit Lebensmitteln und anderen Vorräten auf den Rücken geschnallt. Mikela hatte sich zudem das Kind mit Gurten vor die Brust gebunden. An einen Schwertkampf war mit dieser Bürde zwar nicht zu denken, aber Kral war klar, dass Schwerter gegen diesen Gegner ohnehin nichts ausrichten konnten.
    Nachdenklich betrachtete er

Weitere Kostenlose Bücher