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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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nicht erreichen. Du bist in dieser Welt körperlos. Höre auf mich!«
    Die Erscheinung wurde langsamer und verharrte endlich schluchzend über dem schwarzen Fels. »Er braucht mich.«
    Elena reichte Er’ril das Buch des Blutes. »Ich muss sie beruhigen«, flüsterte sie ihm zu. »Hüte du das Buch.«
    Sie breitete die Arme aus. »Ich weiß, Cho. Ich kann deinen Schmerz verstehen. Auch ich habe einmal meinen Bruder verloren. Aber ich brauche deinen Rat. Ich bin dein Gefäß in dieser Welt, deine körperliche Verbindung zu dieser Ebene des Seins.«
    Cho schwebte herab, ging auf der steinernen Handfläche nieder und griff hinter sich in den Schwarzstein. Es fiel ihr offensichtlich schwer, sich von Chi zu lösen. »Also müssen wir meinen Bruder gemeinsam befreien.«
    Elena atmete auf. »So ist es. Gemeinsam.«
    Cho wandte sich ihr zu. Aus ihren Augen sprach die Leere, sie waren kalt und von einer Intelligenz, die auf dieser Welt ihresgleichen nicht hatte. Doch dann sah Er’ril für einen winzigen Moment einen Funken Menschlichkeit in der Kälte aufblitzen. Fila war gekommen. Die Lippen des Geistes bewegten sich. »Nein! Elena, nein! Du darfst nicht …«
    Fila wurde wieder in die Leere gerissen und verschwand. Nur Cho blieb zurück.
    Elena flüchtete sich erschrocken in Er’rils Schatten und sah ihren Paladin verwirrt an, als wollte sie ihn fragen: Wovor versuchte Fila mich zu warnen?
    »Gemeinsam …« , wiederholte Cho.
    Er’ril sah in Elenas Augen Verstehen und Entsetzen aufkeimen. Sie drehte sich hastig wieder um. Cho huschte so schnell wie ein Mondscheinreflex auf dem Wasser durch Tol’chuk und durch die Zwerge hindurch. Niemand konnte sie halten.
    »Du musst die Brücke unterbrechen!« schrie Elena. »Schließe das Buch!«
    Er’ril wollte gehorchen, aber er war zu langsam. Der Geist hatte Elena schon erreicht, legte sich um sie, drang in sie ein. Eine Magik Entladung von gewaltiger Stärke schleuderte Er’ril zurück. Er landete auf dem Rücken und rutschte über den Arm der Statue, ohne das Buch des Blutes loszulassen.
    Als er sich aufrichtete, qualmten seine Augenbrauen, vom Hexenfeuer gestreift.
    Dann sah er, was am anderen Ende des Granitarms mit Elena geschehen war. Sie stand noch an der gleichen Stelle wie eben, aber das Feuer hatte ihr die Kleider vom Leib gebrannt und ihr sogar das Haar abgesengt. Nackt stand sie in der Nacht, indes vom Kopf bis zu den Zehen die Magik in rubinrot leuchtenden Spiralen über ihren Körper tanzte.
    Langsam ging sie auf den Schwarzstein zu.
    Hinter ihr waberte ein leuchtender Nebel, der allmählich die vertraute Gestalt des Geistes aus dem Buch annahm, nur war er nicht so scharf umrissen, sondern verschwamm an den Rändern. »Elena …« Die Stimme klang gequält. Er’ril erriet, dass nicht Cho sprach, sondern Fila.
    Er wollte zu Elena eilen, doch die Erscheinung hob abwehrend den Arm. »Nein, Er’ril. Bleib zurück!« Ihre Stimme wurde lauter. »Das gilt für euch alle. Tretet beiseite. Versucht nicht, sie aufzuhalten! Wer sie berührt, ist des Todes!«
    Er’ril hätte ohne weiteres durch Filas Geist hindurchgehen können, aber er blieb, wo er war. »Was ist mit ihr geschehen?«
    »Cho ist nicht mehr zu halten. Sie hat die Schreie ihres Bruders gehört. Nun muss sie zu ihm.«
    »Und Elena?«
    »Das Mädchen hatte Recht. Wenn Cho auf dieser Ebene etwas verändern will, braucht sie Elena. Deshalb ist sie fast vollständig mit ihr verschmolzen.«
    »Heißt das, Cho hat Elenas Körper übernommen?«
    »Nein, Cho befindet sich in der Leere. Elena allerdings wurde von Chos gewaltigen Energien unversehens überwältigt und ist nun Chos Wünschen hilflos ausgeliefert. Ihr Körper folgt Chos Befehlen. Jetzt kommt es darauf an, ob Elena stark genug ist, sich selbst zurückzuerobern.«
    Er’ril machte eine Bewegung auf Elena zu.
    »Nein, Er’ril. Jeder Eingriff von außen könnte ihr zum Verhängnis werden.«
    Elena ging an Tol’chuk vorbei auf den Schwarzstein zu und blieb, rubinrot vor nachtschwarz, davor stehen. Sie musterte den riesigen Block, als hätte sie ihn noch nie gesehen.
    Elena, flehte Er’ril stumm. Weiche von ihm.
    Sie legte den Kopf schief und streckte die Hand aus.
    »Nein!« schrie Er’ril. »Elena, halt ein!«
    Elena jedoch trat ohne einen Blick zurück in das Wehrtor und verschwand.
    23
    Elena war von Chos Überfall völlig überrascht worden, und nun hatte sie jede Orientierung verloren. Sie spürte wie aus weiter Ferne, wie ihr Körper durch das

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