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Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
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jeden Fall waren die Deutschstämmigen in der Sowjetunion nicht gerade privilegiert«, ergänzte Woodstock, »die wären bestimmt nicht so leicht zum Geheimdienst gekommen.«
    »Er kann ja eine Deutschstämmige geheiratet haben«, sagte Renan zwei Stühle abstellend, »oder er hat sich falsche Papiere besorgt. Wir können nur hoffen, dass er auf legale Weise eingereist ist, sonst …«
    »Ich wünsche jedenfalls viel Erfolg«, Woodstock drückte Renan und gab Alfred die Hand, »ich muss jetzt zur Besprechung mit der Pressestelle. Lasst es mich wissen, wenn ich helfen kann.«
    »Weißt du übrigens«, wandte sich Alfred an Renan, nachdem Woodstock den Speisesaal verlassen hatte, »dass Regler dich damals für die Jugendkontaktstelle haben wollte?«
    »Wie bitte?«, rief sie.
    »Also, bitte. Du bist jung, türkischer Abstammung, sprichst die Sprache. Ist doch klar, dass der zuständige Bereichsleiter da ein Auge auf dich wirft!«
    »Und warum bin ich dann zu dir gekommen?«
    »Weil Herbert meinte, mir damit eins auswischen zu müssen. Außerdem wärst du bei der Arbeit mit deinen Landsleuten ja automatisch ›befangen‹!«
    »Hat der einen Sprung in der Schüssel?«
    »Also, da bin jetzt ich befangen!«

VI. EINHEITSBIER UND EINHEITSWELT
    »Darf ich die Kollegen nun um Ruhe bitten«, eröffnete Göttler die Besprechung am nächsten Morgen. Es war acht Uhr und Herbert Göttler hatte den kompletten gehobenen Dienst des ersten Dezernats antreten lassen. Da saßen sie nun alle im größten Schulungsraum des Präsidiums auf blau gepolstertem Schichtholz mit Chromgestell, während der Herr Kriminaldirektor am Katheder vor der mausgrauen Wandverkleidung mit dem Mikrofon hantierte. Nicht dass es nötig gewesen wäre, in einem Zimmer von höchstens 45 Quadratmetern die Stimme künstlich zu verstärken …
    »Geht das jetzt?« – buff, buff- Göttler klopfte auf das Mikrofon, »hören Sie mich?«
    »Laut und deutlich«, antwortete jemand aus der letzten Reihe.
    Die Fenster des Raumes gingen nach Osten und die Morgensonne brannte schon unbarmherzig herein. Die Beamten waren allesamt in legerer Sommerkleidung erschienen, was jedoch nicht viel nützte, denn die Luft war schon jetzt ziemlich dick. Leider war es nicht möglich, die Fenster zu öffnen, da dieser Teil des Präsidiums über eine Klimaanlage verfügte, die jedoch im Schulungsraum III seit geraumer Zeit ausgefallen war.
    »Guten Morgen«, sagte Göttler schließlich, »ich habe Sie heute früh aus drei Gründen alle hierher gebeten. Erstens geht es um eine neue, flexiblere Handhabung der verschiedenen Sachgebiete und Kommissariate, zweitens möchte ich ein paar Worte zu der geplanten Großkundgebung der Gewerkschaft am Wochenende in München verlieren und drittens – das ist der Grund für die Dringlichkeit dieser Sitzung – ist heute in den frühen Morgenstunden Peter Hartmann entführt worden!«
    »Wer zum Henker ist das?«, zischte Renan.
    »Der Bier-Baron«, flüsterte Alfred mit wichtigem Gesicht.
    Peter Hartmann war Erbe und Chef der Freiherren-Brauereigesellschaft, einer fabrikähnlichen Großbrauerei, die seit Kriegsende viele kleine Brauereien im Großraum geschluckt hatte. Nun besaß die Freiherren-Brauerei so etwas wie eine Monopolstellung und wurde dafür verantwortlich gemacht, dass in vielen brauereigebundenen Nürnberger Lokalen ein florierender Handel mit Landbier unterhalb der Schanktische stattfand.
    »Das ist auch langsam Zeit geworden«, schallte es auch schon aus den hinteren Sitzreihen.
    »Ich verbitte mir derartige Zwischenrufe«, giftete Göttler, »Ihnen ist natürlich klar, dass wir sofort eine Sonderkommission einsetzen müssen. Das bringt mich zum eben erwähnten Punkt eins: flexiblere Handhabung der Kommissariate. Wir haben hier eine gute Gelegenheit, um zu beweisen, dass die Polizei eine moderne Organisation ist, die ihre Ziele mit bestmöglicher Effizienz verwirklicht. Wir wollen die sicherste Großstadt der Republik werden und dazu bedarf es einiger Neuerungen. Für den einen oder anderen mögen diese Reformen schmerzhaft sein, es führt jedoch kein Weg daran vorbei! Wir werden über kurz oder lang zu einem Punkt kommen, wo die bisher bekannte Organisationsstruktur erheblich gelockert werden wird. Sie sind dann als Polizisten flexibel für alle Arten der Verbrechensbekämpfung einzusetzen. Unsere Kriminellen tun uns ja nicht den Gefallen, auf eine gleichmäßige Verteilung der verschiedenen Delikte zu achten.«
    »Entschuldigung«,

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