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Albspargel

Albspargel

Titel: Albspargel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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Frau Fischer bringen die Schuhe ja ganz bestimmt in Zusammenhang mit Frau Riegeler.«
    »Nun wäre dieses Unterfangen aussichtslos, wenn nicht ein Kollege vor zwanzig Jahren besonders gründlich, besonders genial oder besonders pedantisch gewesen wäre. Aber als alle Verantwortlichen die fehlenden Schuhe an der Leiche für nicht besonders wichtig hielten, weshalb sie ja auch nicht gesucht und asserviert wurden, ging er auf eigene Faust der Frage der Schuhe nach. Ein einfacher Zwiefalter Polizist aus Huldstetten, Johannes Glimpfle. Er hielt Augen und Ohren offen und hörte wohl von den im Eiskeller und dann in der Kiesgrube gefundenen Schuhen. Sein Bericht ist in den Akten erhalten, wir sind mit Sicherheit die Ersten, die ihn lesen.«
    Er reichte uns eine Kopie.
    Protokoll
    Am 14. September 1991 wird befragt die Bauernmagd Mechthild B., Tigerfeld, Alter 73 Jahre, Familienstand ledig, von Polizeimeister Glimpfle
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    Auf die Frage, ob sie in den letzten Tagen Frauenschuhe gesehen hätte, die niemand gehörten, antwortet sie mit ja. Befragt, wo das gewesen ist, sagt sie: Bei Josephine Egle, Pfründnerin in Tigerfeld, wohnhaft in ihrer Nachbarschaft. Zufällig hat sie, Mechthild B., gerade den Hof betreten und die Schuhe gesehen. Auf die Frage, wann das gewesen ist, antwortet sie: Zwei Tage, nachdem man die Tote Amelie Riegeler im Hart gefunden hat. Auf Nachfrage: Es kann auch nur ein Tag gewesen sein. Woher hatte die Egle die Schuhe? Von Melchior Niklaß, ihrem Nachbarn, der nicht ganz richtig ist im Kopf. Woher hatte sie dieser? Mechthild B. hat ihn sagen hören: Gefunden am Eiskeller im Alten Hau. Was hat er gemacht mit den Schuhen? Frau Egle geschenkt. Sie haben aber nicht gepasst. Was hat die Egle dann mit den Schuhen gemacht? Das weiß Mechthild B. nicht. Auf die Frage, wie die Schuhe ausgesehen hätten, gibt sie zur Antwort: Ein Paar Schuhe für eine Frau, sie haben noch ziemlich neu ausgesehen, so dass ich mich gewundert habe, dass man sie im Wald gefunden hat. Welche Form? Lang, schmal, niedere Absätze, vermutlich bequem. Teuer? Weiß Mechthild B. nicht, vermutlich ja. Welche Farbe? Dunkelblau. Sonst noch etwas Besonderes? Ja, es war etwas wie ein Muster auf dem Rist, als wenn jemand mit einer dicken Nadel ein Herz aus lauter Löchern in das Leder gestochen hätte. Auf die Frage, ob Mechthild B. bereit ist, diese Aussage vor Gericht zu beschwören, überlegt sie und antwortet dann mit ja
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    Der Mechthild B. vorgelesen
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    Für die Richtigkeit: Polizeimeister Johannes Glimpfle aus Huldstetten, Polizeidienststelle Zwiefalten
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    Die Sommertagsschuhe, die bunten Menschen, der blaue oberschwäbische Himmel, die weißen Sommerwolken, die Basilika, Amelies Sommerlachen.
    Ich nickte.
    »Man kann es drehen und wenden, wie man will«, sagte Hauptkommissar Hohwachter nachdenklich, »Frau Egle, die Oma, hat den Täter offenbar geschützt. Denn als die Schuhe gefunden wurden, musste ihr längst klar geworden sein, dass sie den Mörder kannte.«
    »Denn erstens«, zählte mein Nachfolger an den Fingern auf und redete sehr schnell, »erstens muss sie den Täter ja am Abend erkannt haben, wenn sie ihn von vorne gesehen hat, sonst hätte sie die beiden nicht gegrüßt. Auch sagte sie nach der Begegnung zu den Kindern: Ungehörigkeit! Und meinte damit, dass ein Mädchen in der Dämmerung allein mit einem Mann hinaus in den Wald geht. Zweitens, sie kennt den Täter und erhält höchst verräterische Schuhe«, Dr. Hagenbach redete sich wieder einmal in Begeisterung, »da lässt sie die Beweismittel einfach verschwinden – in der Kiesgrube.«
    »Wäre es dann nicht besser gewesen, sie hätte sie verbrannt oder sonst wie entsorgt, wo sie nie wieder jemand finden würde? Und was, bitte, war an den Schuhen vom Eiskeller verräterisch?« Steinhilber lächelte wie ein Haifisch.
    Aber mein Kollege zählte weiter: »Drittens, wir können aus den Schuhen schließen, jedenfalls schlage ich das vor«, er war auf einmal selbstbewusst wie ein Staatsanwalt und blickte stolz um sich, »dass der Tatort dieses Mordes vor zwanzig Jahren in Wirklichkeit beim Eiskeller war. Wie sollen die Schuhe sonst dort hingekommen sein? Denn dass es sich um die Schuhe des Opfers handelte, ist ja nun geklärt.«
    »Nicht schlecht, junger Kollege«, lobte Hohwachter, »manches noch sehr unausgegoren, aber insgesamt denken wir genauso. Und wir werden auf alle anstehenden Fragen noch Antworten finden. Und was ich noch einmal sagen muss: Vorsicht!«
    Dr. Hagenbachs

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