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Aldebaran

Aldebaran

Titel: Aldebaran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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dem Herzen. »Bismillah irrahman irrahim …« ,rezitierte er innerlich. Dann steckte er sich eine Zigarette an.
     
    »Hier ist geschlossen«, sagte der Schwarze.
    »Sind Sie Dug?«, fragte Diamantis.
    »Worum gehts?«, grummelte er überrascht.
    »Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Sind Sie Flic?«
    Statt zu antworten, machte Diamantis einen Schritt nach vorn. Dug hielt ihn nicht auf. Diamantis betrat den Saal. Die Deckenbeleuchtung war eingeschaltet. Es stank nach kaltem Zigarettenrauch. Eine Frau war dabei, die Tische zu wischen. Sie sah auf, als Diamantis hereinkam, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Dug schloss die Tür wieder hinter sich.
    »Und?«, fragte er.
    »Ich bin ein Freund von Nedim. Sie wissen, wen ich meine?«
    »Er schuldet neunhundert Francs.«
    Dug war jetzt nicht mehr beunruhigt. Er ließ seine Muskeln spielen, zum Vorzeigen. Er trug ein eng anliegendes, ärmelloses, schwarzes T-Shirt, und das war mehr als beeindruckend.
    »Bist du gekommen, um seine Schulden zu bezahlen?«
    Diamantis konnte diese Art von Duzerei nicht ausstehen. Die dicken Arme mochte er auch nicht. »Wie bitte?«
    »Er steht mit neunhundert Francs in der Kreide. Entweder du zahlst, oder du verschwindest.«
    »Sind Sie der Wirt?«
    »Hier gibt es keinen Wirt.«
    »Wer sind Sie dann? Der Herr mit den starken Armen?«
    Diamantis hatte fünfundzwanzig Jahre Erfahrung mit dieser Sorte. Das Einzige, was diese Typen aus der Fassung brachte, war Frechheit, nicht Muskeln.
    Dug schätzte ihn ab. Diamantis brachte nicht viel auf die Waage. Dug war gut zwanzig Kilo schwerer. Ein Tritt in die Eier, und der Typ ging zu Boden. So viel brauchte es vielleicht nicht einmal. Eine einfache Ohrfeige, gut platziert, würde ausreichen. Aber man weiß nie, sagte er sich. Und Diamantis hielt sicheren Abstand zu ihm. Zu viel sogar. Die Hände in den Taschen. Er konnte ein Messer haben, dieser Idiot.
    Diamantis ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Was wollen Sie?«
    »Seinen Pass wieder haben. Und seinen Seesack.«
    »Machen Sie Witze oder was?«
    »Seh ich so aus, als würde ich Spaß machen, Dug?«
    Die Putzfrau hielt inne, sah die beiden an und verschwand in einem Hinterraum. Das könnte brenzlig werden, dachte Diamantis. So wie er stand, konnte er nicht sehen, was links von ihm geschah. Dort, wo die Putzfrau verschwunden war. Er hätte mit dem Rücken zur Tür stehen bleiben sollen. Diese Nachlässigkeit ärgerte ihn. Offensichtlich wurde er alt.
    »Nein, aber ich will nicht mein Geld verlieren.«
    »Erstmal ist das nicht dein Geld. Außerdem, wer sagt denn, dass du es verlieren sollst?«
    »Aha, Sie schreiben mir also einen Schuldschein aus, richtig?«
    »Genau.«
    Dug schüttelte den Kopf in alle Richtungen. Zweifellos seine Art, das für völlig idiotisch zu erklären. »Ich glaub, ich spinne!«, rief er.
    Gaby erschien im hinteren Türrahmen. Als sie Diamantis bemerkte, zog sie sich langsam zurück. Er sah sie nicht. Er bekam nichts mit. So beschäftigt, wie er war, Dug nicht aus den Augen zu lassen. Er war vor ihm auf der Hut, auch wenn er mit der Rückkehr zur förmlichen Anrede ein paar Punkte erzielt hatte. »Ein Typ, der dich siezt, hat Respekt vor dir. Er wird dir nicht so einfach die Faust in die Fresse schlagen«, hatte Hans ihn gelehrt, der Erste Offizier auf der Alabama. »Vergiss das nie, Kleiner.« Auch die zahlreichen Ausnahmen dieser Regel hatte er kennen gelernt. Im Milord, einer Bar in Morondava auf Madagaskar, hatte er das Lehrgeld dafür bezahlt.
    Sie nannte sich Juju. Eine Animierdame. Wie Lalla. Wie Gaby. Wie tausende überall auf der Welt. Und Diamantis war ihr in die Falle gegangen. Wie Nedim und wie alle jungen Seeleute. Gestern Abend hatte er Nedim seine Geschichte erzählt. Seine Geschichte mit Juju. Nur um die Atmosphäre zu entspannen. Dieses Mädchen, Juju, hatte sich an ihn herangemacht, als er aus der Poststelle kam. Sie trug ein blaues Kopftuch um ihre toupierten Haare. Einen schwarzen Minirock mit dickem, beschlagenem Gürtel und jede Menge Armreifen an beiden Armen.
    Diamantis hatte Jujus Geschichte geglaubt. Zum Heulen ernsthaft. Sie wollte nicht mit ihm schlafen, hatte sie ihm mit Tränen in den Augen bei einem Glas Coca Cola gestanden. Nein, sie suchte die große Liebe. Die wahre. Die Vazaha. Den Mann, der ihr Leben dadurch verändern würde, dass er sie mit in seine Heimat nahm, wo es zwangsläufig besser sein würde als auf Madagaskar.
    Diamantis war gerade zweiundzwanzig. Es war sein erster großer Ausflug in die

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