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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Sessel nahe den Flammen fallen. Miranna und meine Mutter setzten sich aufs Sofa und hielten sich an den Händen. Nur mein Vater blieb stehen. Obwohl sich außer meiner Familie niemand im Studierzimmer befand, schwiegen wir alle. Erst ein deutliches Klopfen an der Tür beendete nach ein paar Minuten die Stille. Cannan und Narian traten ein. Wie schon Steldor hatte auch Narian Schrammen im Gesicht, allerdings nicht nur am Kinn, sondern auch an der Schläfe.
    Narian ließ den Blick durch den Raum schweifen, und ich erinnerte mich an seine Lektion in Selbstverteidigung. Damals hatte er mir geraten, meine Umgebung stets aufmerksam zu beobachten und jede Person und jeden möglichen Ausgang in einem Zimmer zu registrieren. War ihm dieses Verhalten in Fleisch und Blut übergegangen? Ob er in seiner Wachsamkeit jemals nachließ?
    »Ich habe Narian bereits von den Forderungen der Hohepriesterin unterrichtet«, berichtete Cannan und schloss die Tür.
    Mein Vater nickte und wandte sich an den jungen Mann, der respektvoll vor ihm stehen geblieben war.
    »Möchtet Ihr mit ihr sprechen?«
    Narians Augen waren so kalt wie Stahl, und er schien bar jeglichen Gefühls.
    »Nein, Eure Majestät, das möchte ich nicht.«
    »Sehr gut. Und was ist mit ihrer anderen Forderung – wünscht Ihr, nach Cokyri zurückzukehren?«
    Narians Miene änderte sich ebenso wenig wie sein Ton.
    »Nein, das wünsche ich nicht.«
    »Dann sollt Ihr hierbleiben«, konstatierte mein Vater, der Narians Reserviertheit gewiss als Versuch verstand, seine Angst zu verbergen. Ich bezweifelte, dass Narian sich fürchtete, doch seine wahren Gefühle waren auch für mich unergründlich.
    Cannan begleitete Narian aus dem Studierzimmer und mein Vater erteilte den Befehl, die cokyrische Delegation noch einmal vor uns zu bringen. König und Königin nahmen wieder ihre Throne ein, wie auch Miranna und ich uns zu unseren Plätzen begaben, während unsere Leibwachen sich hinter uns postierten. Cannan kam aus seinem Dienstraum, in den er Narian gebracht hatte, und war soeben zurück an der Seite meines Vaters, als die Türen des Vorzimmers bereits aufschwangen.
    Die Hohepriesterin und ihre Wachen traten in der gleichen Formation ein wie zuvor, nur waren sie diesmal in Begleitung von Kade und den zahlreichen Palastwachen, die sie zuvor in die Versammlungshalle eskortiert hatten. Nachdem unsere Wachen ihre Plätze entlang der Wände und Kade den neben meiner Mutter wieder eingenommen hatten, näherten sich die Cokyrier erneut der Empore, bis die Hohepriesterin vor meinem Vater stehen blieb.
    »Narian wird Euch nicht treffen«, verkündete meinVater. »Und er wird auch nicht nach Cokyri zurückkehren.«
    Die Augen der Hohepriesterin sprühten Funken, während ihr Gesichtsausdruck beherrscht blieb.
    »Ihr könnt sagen, was Ihr wollt, hytanischer König, aber Narian muss zurück in meine Obhut«, erwiderte sie in deutlich feindseligem Ton. »Ihr könnt ihn uns entweder freiwillig ausliefern oder wir holen ihn uns mit Gewalt. Ich rate Euch, sorgsam darüber nachzudenken, und erwarte Eure Antwort morgen früh.«
    Daraufhin gab sie ihren Wachen einen Wink, und der kleine Trupp verließ in strenger Formation und hallendem Gleichschritt den Saal.
    Nachdem sich die Vorzimmertüren hinter den Cokyriern geschlossen hatten, brachen unter den im Saal Versammelten lautstarke Diskussionen aus. Fast jeder schien von Furcht ergriffen. Was hatte »wir holen ihn uns mit Gewalt« genau zu bedeuten? Planten die Cokyrier, den Krieg wieder aufzunehmen? Würde es das gesamte Königreich in Gefahr bringen, wenn man Narian beschützte? Und die drängendste Frage: Was sollte der König antworten, wenn die Hohepriesterin am nächsten Morgen zurückkehrte?
    Die Debatte wurde immer heftiger. Man diskutierte Vorschläge und verwarf sie sogleich wieder. Mein Vater sprach sowohl mit Kade als auch mit Cannan, der als Einziger noch Ruhe zu bewahren schien.
    Ich selbst war verzweifelter denn je, und Miranna warf mir einen Blick zu, der mir zu verstehen gab, dass es ihr nicht anders erging. Narian war aus Cannans Dienstraum gekommen, wohl um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen, und lehnte jetzt mit einer Schulter an der Wand. Ganz untypisch für ihn war seine besorgte Miene.
    »Ruhe!«, brüllte Cannan plötzlich und alle verstummten erschrocken. »Schon besser«, murmelte er. Dann rieb er sich mit zwei Fingern den Nasenrücken und schloss nachdenklich die Augen.
    Eine entschiedene Stimme brach das danach

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