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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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mit ihm zu unterhalten, meint ihr nicht?«, äußerte sich Miranna. »Er könnte unsere einzige Gelegenheit sein, je etwas aus erster Hand über die Cokyrier zu erfahren.«
    Semari saß schweigend da und knabberte abwesend an einem Fingernagel. Auch wenn sie fast eineinhalb Jahre jünger war als meine Schwester, bildeten die beiden dank ihres überschäumenden Wesens und ihrer Neugier für Mädchenangelegenheiten ein perfektes Gespann.
    »Was denkst du?«, fragte Miranna.
    Semari seufzte hoffnungslos und schien mit ihren Überlegungen in einer Sackgasse gelandet zu sein.
    »Im Kerker kommen wir niemals an ihn heran. Das ist bei den vielen Wachen einfach ein Ding der Unmöglichkeit.«
    Ich lachte in mich hinein, da ich etwas wusste, von dem die beiden keine Ahnung hatten. Schließlich winkte ich sie näher zu mir heran und flüsterte ihnen etwas zu.
    »Bist du dir da sicher?«, fragte Miranna ungläubig zurück.
    Ich nickte voller Überzeugung.
    Semari strahlte. »Das ist doch perfekt! Ich weiß genau, was wir jetzt tun müssen.«
    Wir steckten die Köpfe so eng zusammen, dass unsere Stirnen sich fast berührten, und heckten einen Plan aus.
    Semari übernachtete wie vorgesehen bei Miranna, und am nächsten Tag setzten wir unser Vorhaben in die Tat um. Um herauszufinden, wo genau sich der Gefangene befand, unternahm ich einen Spaziergang in den Gästetrakt, der sich in der östlichen Hälfte des dritten Stockwerks befand. Ich hielt es für wahrscheinlich, dass man den Cokyrier in einem der Zimmer auf der Rückseite des Palastes untergebracht hatte, und mied das Treppenhaus der Königsfamilie. Stattdessen benutzte ich das direkt neben der Prunktreppe gelegene, um nach oben zu gelangen. Üblicherweise waren im dritten Stock keine Wachen postiert, es sei denn, Gäste benutzten eines der Zimmer. Aber ich hatte natürlich kein Interesse daran, auf den Flur zu treten und über Destari zu stolpern.
    Mein Auftrag lautete, den Gästebereich auszuspähen, bis ich herausgefunden hatte, in welchem Zimmer man den Gefangenen festhielt. Danach sollte ich in die Bibliothek zurückkehren, wo Miranna und Semari sich die Zeit vertrieben. Das einzig Schwierige an meiner Aufgabe war Tadark, der mir einfach nicht von der Seite wich.
    »Ich verstehe nicht, was wir hier sollen«, beschwerte er sich gelangweilt von meiner Aktivität beziehungsweise dem Mangel an derselben.
    »Das musst du auch nicht verstehen, Tadark. Lass mich nur machen.«
    »Führt Ihr irgendetwas Verbotenes im Schilde? Destari sagte doch etwas von den Gästezimmern …«
    »Ich flehe dich an, still zu sein, Tad«, stichelte ich, weil mir soeben wieder eingefallen war, wie sehr ihn dieser Spitzname geärgert hatte.
    »Nennt mich nicht so.« Seine braunen Augen blickten finster.
    »Wenn du auf der Stelle ruhig bist, werde ich dich nie wieder Tad nennen.«
    Er nickte, trat einen Schritt von mir zurück und kein Ton kam mehr über seine fest zusammengepressten Lippen.
    »Und nun warte hier. Ich bin sofort wieder zurück.«
    Tadark zuckte mit den Achseln und tat wie ihm geheißen.
    Der Gästebereich umfasste sieben Zimmer, fünf lagen entlang der Außenmauer, zwei fensterlose befanden sich an der Innenseite des Stockwerks. Ein Flur führte an allen vorbei, sodass ich sämtliche Räume passieren und wieder an meinen Ausgangspunkt zurückkehren konnte.
    Ich ging Richtung Westen los und wandte mich dann nach Norden, um in den Flur einzubiegen, der den Gästeflügel von den Quartieren der Dienerschaft trennte. Am Ende des Korridors spähte ich rechts um die Ecke und den Gang entlang. Ich hielt nach Destari Ausschau. Er stand mit dem Rücken zu mir vor dem näheren der beiden Zimmer ohne Fenster und wirkte, als könne er mühelos den gesamten Flur blockieren. Auch wenn vom Objekt seiner Bewachung keine Spur zu sehen war, so nahm ich doch an, den Aufenthaltsort des Cokyriers gefunden zu haben. Die Unterbringung unseres Gefangenen in einem fensterlosen Raum schien mir ohnehin am sinnvollsten.
    Ich zog mich zum vorderen Treppenhaus zurück und stieg die Stufen in den zweiten Stock hinunter, währendTadark gehorsam hinter mir hertrottete. Am königlichen Speisesaal vorbei hastete ich in Richtung Bibliothek auf der Rückseite des Schlosses, wo ich Miranna und Semari abholen sollte. Als ich eintrat, saßen die beiden auf der breiten Fensterbank des Erkers. Vor ihnen saß Halias in einem Lehnstuhl und ließ sich von den Mädchen Teile seines langen blonden Haares zu Zöpfen

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