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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Picknicks meine Schmerzgrenze für Steldors Eitelkeiten noch weiter gesenkt hatte. Mirannas Anwesenheit half zwar ein wenig, aber Steldor flirtete mit mir, nicht mit meiner Schwester. Ich tat mein Bestes, um ihn stumm davon abzubringen, indem ich mich betont auf die vorüberziehende Landschaft konzentrierte.
    Die sanften Hügel Hytanicas waren um diese Jahreszeit üppig grün, die bald erntereifen Flachsfelder mit hübschen hellblauen Blumen durchsetzt. Während die Pferde dahintrabten, sahen wir zahlreiche Bauersleute bei ihrer harten Arbeit auf den Feldern. Gelegentlich winkte mein Begleiter ihnen huldvoll zu.
    Ungerührt von meiner Weigerung, auf ihn einzugehen, bewies Steldor einmal mehr, dass er durchaus in der Lage war, eine Unterhaltung ganz alleine zu bestreiten. Nach einem ermüdenden Monolog, der inhaltlich dem glich, den er bei unserem gemeinsamen Abendessen gehalten hatte, beugte er sich zu mir herüber.
    »Wie heißt der Freund Eurer Schwester noch mal?«
    Temerson hatte sich uns allen schüchtern vorgestellt,aber Steldor war zu beschäftigt mit sich selbst gewesen, um darauf zu achten.
    »Lord Temerson«, klärte ich ihn auf und merkte, wie meine Geduld rasch zur Neige ging. »Ich vermute, Ihr kennt seinen Vater, Leutnant Garreck. Er ist ehemaliger Bataillonskommandant und unterrichtet seit fünfzehn Jahren an der Militärakademie. Seine Mutter, Lady Tanda, ist eine Freundin meiner und vermutlich auch Eurer Mutter.«
    »Ah«, erwiderte er und warf einen Blick nach hinten auf den Mann, mit dem meine Schwester bislang vergeblich versucht hatte, ins Gespräch zu kommen. »So, Temerson, dann bist du also an der Militärakademie?«
    Angesichts von Temersons Alter und Kleidung war diese Frage vollkommen überflüssig, aber ich schätzte, dass die Armee das einzige gemeinsame Thema der beiden war.
    Ich musterte Mirannas Begleiter, während seine Antwort auf sich warten ließ, und bemerkte den Ausdruck eines in die Enge getriebenen Tieres in seinem Gesicht. Er öffnete den Mund, aber kein Ton kam heraus, stattdessen nickte er nur zweimal. Mir wurde klar, dass Steldor auf jemand mit zurückhaltendem Wesen extrem einschüchternd wirken konnte. Diese Wirkung verdoppelte sich bei einem jungen Kadetten, der in seinem Rang weit unter ihm stand, wahrscheinlich noch. Möglicherweise war Temerson auch einmal Opfer von Steldors und Galens Quälereien gewesen.
    »Ein stiller Typ«, bemerkte Steldor an mich gewandt, als sei Temerson gar nicht anwesend. »Erinnert mich an jemand anderen seines Alters.«
    »Und wer sollte das bitte sein?« Meine guten Manieren gewannen doch die Oberhand über meinenEntschluss, ihn durch Nichtbeachtung zum Schweigen zu bringen.
    »Dieser cokyrische Junge.«
    »Ihr meint, dieser hytanische Junge«, korrigierte ich ihn, da ich annahm, er kenne die wahre Identität des jungen Mannes.
    Steldor tat meinen Einwand brüsk ab. »Er wurde nach cokyrischem Brauch erzogen. Er denkt und handelt wie sie. Mehr muss ich darüber gar nicht wissen.«
    »Ja, aber er ist gebürtiger Hytanier«, argumentierte ich und konnte kaum glauben, wie schnell Steldor ein Urteil über Narian gefällt hatte. »Mehr muss ich darüber nicht wissen.«
    »Darum geht es doch sowieso nicht. Ich wollte nur sagen, dass er, seit wir ihn in den Palast geschafft haben, kaum ein Wort gesprochen hat und dass ich das ziemlich seltsam finde.«
    »Vielleicht ist er einfach noch überwältigt von allem, was ihm widerfahren ist. Er wurde von den Menschen gefangen genommen, die zu fürchten man ihn gelehrt hat. Und jetzt ist er wiedervereint mit seiner Familie, die er nie gekannt hat. Ich denke, an seiner Stelle würde ich auch erst einmal nicht viel sagen.«
    »Vielleicht schweigt er aber auch nur, weil er nichts im Kopf hat.«
    »Dass man anderen nicht bei der erstbesten Gelegenheit seine komplette Biografie aufnötigt, muss kein Zeichen für mangelnde Intelligenz sein, Steldor.« Ich spürte, wie mein Widerspruchsgeist ihm langsam auf die Nerven zu gehen begann, aber ich genoss seinen Unmut zu sehr, um davon ablassen zu können.
    »Warum verteidigst Ihr ihn? Schließlich wisst Ihr auch nicht mehr über ihn als ich.«
    »Und warum verhöhnt Ihr ihn?«
    »Ich denke, wir kommen hier zu keiner Einigung.«
    »Sehr richtig, weil ich Ihrem Standpunkt nicht zustimmen werde.«
    Der Rest der Fahrt verlief mehr oder weniger schweigend. Steldor und ich unterhielten uns nicht weiter, und Miranna unternahm zwar einige Versuche, Temerson aus der Reserve

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