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Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

Titel: Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Kassel, »wenn ich hierherkäme, um Sie abzuholen. Sie brauchen zwar keine Eskorte, aber meine Anwesenheit könnte die Dinge etwas vereinfachen.«
     
    Die Stadt bestand aus einer Kollektion von Türmen, Kugeln, Pyramiden und Polyedern, die mit technischer Präzision und höchstem ästhetischem Empfinden zusammengefügt schienen. Ich möchte damit nicht sagen, dass das Gesamtbild in irgendeiner Weise symmetrisch gewesen wäre, nein, es war einfach nur ein Lehrstück harmonischer Architektur. Einem dominanten Turm im Norden standen zwei Globen im Süden gegenüber. Pyramiden standen in Zweier- oder Dreiergruppen beisammen, und das ganze Gebilde wurde verbunden durch ein komplexes Muster leuchtender Polygone und Himmelsstege.
    In einem schweren Regen setzten wir auf der Landeplattform auf, fuhren mit einem Fahrstuhl einige Stockwerke hinab und wurden in einen privaten Speisesaal hoch oben über den Dächern der Stadt geführt. Bei uns zu Hause wäre es einer erheblichen Beleidigung gleichgekommen, einer fremden Regierungsdelegation bei einem offiziellen Essen lediglich den Bürgermeister einer kleinen Stadt beizuordnen, und ich sah, wie sich Giambreys Gesichtsausdruck verhärtete, als wir uns an den Tisch setzten, der für uns gedeckt worden war, und niemand sich noch zu uns gesellte.
    »Es ist nicht so, wie Sie denken«, erklärte Kassel leise. »Wir haben keinen Bedarf an feierlichem Zeremoniell. Wir brauchen es nicht.« Er legte seine Speisekarte auf den Tisch und versuchte sich an einem Lächeln. »Unsere Kommunikation geht direktere Wege.« Er hatte seinen Stimmgenerator auf eine niedrige Lautstärke eingestellt.
    Ich sah ein vergnügtes Funkeln in Circes Augen. Gleich darauf beugte sie sich zu mir herüber und flüsterte: »Ganz recht so!«
    »Sie feiern nicht gern?«
    »Chase, bei diesen Leuten wäre das, als würden Sie dem feierlichen Zeremoniell unbekleidet beiwohnen!«
    Kassel verbeugte sich vor ihr. »Ich glaube, Frau Doktor, es war einer Ihrer Denker, der gesagt hat, der erste Schritt zur Weisheit sei, sich selbst zu erkennen.«
    »Mit Zeremonien feiert man Erfolge«, sagte sie, »aber sie dienen ebenso dazu, Dinge zu verschleiern.«
    Kassel gab sein Lächeln zum Besten. »Genau«, bekräftigte er. Er hatte eine Seelenverwandte gefunden.
    Rasch übersetzte er die Speisekarte für uns. Dieses Gericht schmeckt ein bisschen wie frittiertes Hühnchen. Jenes ist einem Salat mit Rindfleischstreifen ähnlich. Meiden Sie diese Speisen hier, die kann Ihr Organismus nicht verarbeiten!
    Alles in allem waren die Speisen essbar, einige hatten sogar ein recht gefälliges Aroma. Zwar hätte ich nichts davon zu Hause irgendwelchen Gästen vorsetzen mögen, aber ich gehe davon aus, dass die Ashiyyur weder Brot noch Tomaten oder irgendwelche anderen Delikatessen kennen, die einen wichtigen Bestandteil der menschlichen Ernährung ausmachen.
    Kassel wollte Abbitte leisten. »Soweit ich weiß, war bereits seit zwei Wochen bekannt, dass Sie kommen werden«, sagte er. »Leider wurde ich erst in letzter Minute informiert. Ich hatte keine Zeit …«
    »Das macht gar nichts, Kassel«, unterbrach Giambrey ihn. »Ihre Gegenwart ist das, was zählt!«
    Kassel sah mich mit einem Funkeln in den Augen an. Giambrey hatte vergessen, dass sein Gastgeber genau wusste, was er dachte. Ein Fehler, der unsereinem allzu leicht unterlaufen konnte.
     
    Später setzten wir uns in Giambreys Suite zusammen und schalteten das Omikron an. »Sehen wir mal, was in dieser Welt so passiert!«, meinte er.
    In mancherlei Hinsicht war es nicht viel anders als Interworld; da gab es Nachrichten und Leute – falls dieser Begriff genehm ist –, die über aktuelle Themen oder auch über Wissenschaft und Kunst diskutierten. Wir erhielten Bilder von Diskussionsforen, sahen und hörten einen Hurrikan, der über einer Stummenstadt wütete, sahen etwas wie ein Kreuzfahrtschiff vom Stapel laufen. Ein Kanal übertrug einen Schwimmwettkampf. Trotz ihrer äußeren Erscheinung waren die Stummen begeisterte Schwimmer. Zweifellos, weil ihre Vorfahren aus den Meeren gekommen waren. Die Diskussionen verliefen natürlich tonlos, und die nonverbalen Signale, die bei Debatten unter Menschen üblicherweise zu sehen waren, fehlten beinahe vollständig.
    Wir entdeckten nichts, was Ähnlichkeit mit den Komödien und Dramen gehabt hätte, die für die menschliche Zerstreuung schon seit dem klassischen Zeitalter unverzichtbar waren. Ich weiß nicht, woran das liegt. Vielleicht daran,

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