Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
. Grief würde es wissen wolle n …
D rei Stunden später war die Sonne über der Stadt aufgegangen. Grenoble ist eine recht moderne Stadt, die aber außer ihrer Lage in den Bergen wenig zu bieten hat, besonders nicht an einem nasskalten, bewölkten Tag wie diesem.
Vor dem Krankenhaus fuhr ein Wagen vor und Eva Stellenbosch stieg aus. Sie trug ein silbergrau-weiß kariertes Kostüm und einen Hut auf dem kupferroten Haar. Eine Lederhandtasche und das Make-up, das sie ausnahmsweise aufgelegt hatte, sollten ihrem Aussehen Eleganz verleihen, aber sie wirkte eher wie ein Mann in Frauenkleidung.
Eva Stellenbosch ging ins Krankenhaus hinein, direkt zum Empfang.
Eine junge Krankenschwester saß hinter Telefonen und Computerbildschirmen. Mr s Stellenbosch sprach sie in fließendem Französisch an.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie. »Ich habe gehört, dass heute Morgen ein Junge hier eingeliefert wurde. Sein Name ist Alex Friend.«
»Einen Moment bitte.« Die Krankenschwester gab den Namen in ihren Computer ein. Sie las die Informationen, die auf dem Bildschirm erschienen, und ihr Gesicht wurde ernst. »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
»Ich bin die Vizedirektorin der Akademie in Point Blanc. Er ist einer unserer Schüler.«
»Sind Sie sich denn der Schwere seiner Verletzungen bewusst, Madame?«
»Man hat mir gesagt, dass er einen Snowboard-Unfall hatte.« Mr s Stellenbosch nahm ein kleines Taschentuch heraus und betupfte sich die Augen.
»Er hat versucht, nachts mit dem Snowboard die Piste herunterzufahren und ist mit einem Zug zusammengestoßen. Er ist schwer verletzt, Madame. Die Ärzte operieren ihn gerade.«
Mr s Stellenbosch nickte und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. »Mein Name ist Eva Stellenbosch«, sagte sie. »Darf ich hier warten?«
»Selbstverständlich, Madame.«
Mr s Stellenbosch suchte einen ungestörten Platz im Empfangsbereich. Eine Stunde lang beobachtete sie die Menschen, die kamen und gingen, einige zu Fuß, einige im Rollstuhl. Es gab noch mehr Leute, die auf Nachrichten von anderen Patienten warteten. Eine von ihnen war, wie Mr s Stellenbosch bemerkte, eine ernst aussehende Frau mit schlecht geschnittenem schwarzem Haar und sehr dunklen Augen. Sie kam aus England und warf gelegentlich einen Blick in eine Ausgabe der Londoner Times .
Dann öffnete sich eine Tür und ein Arzt kam heraus. Ärzte setzen, wenn sie schlechte Nachrichten zu verkünden haben, eine ganz bestimmte Miene auf. Dieser Arzt hatte sie aufgesetzt. »Madame Stellenbosch?«, fragte er.
»Ja?«
»Sie sind die Direktorin der Schule?«
»Die Vizedirektorin.«
Der Arzt setzte sich neben sie. »Es tut mir sehr leid, Madame. Alex Friend ist vor wenigen Minuten gestorben.« Er ließ ihr Zeit, die Nachricht aufzunehmen. »Er hatte sehr viele Brüche. Die Arme, das Schlüsselbein, das Bein. Hinzu kam ein Schädelbruch. Wir haben operiert, aber leider gab es schwere innere Blutungen. Er hatte eine Schockreaktion. Es gab keine Rettung mehr.«
Mr s Stellenbosch nickte und rang um Fassung. »Ich muss seine Familie benachrichtigen«, flüsterte sie.
»Stammt er aus Frankreich?«
»Nein, er ist Engländer. Sein Vate r … Es ist Sir David Frien d … Ich werde es ihm sagen müssen.« Mr s Stellenbosch erhob sich. »Danke, Doktor. Ich bin sicher, Sie haben alles in Ihrer Macht Stehende getan.«
Aus dem Augenwinkel heraus sah Mr s Stellenbosch, dass die Frau mit dem schwarzen Haar ebenfalls aufgestanden war und die Zeitung auf den Boden fallen ließ. Sie hatte die Unterhaltung mit angehört und sah schockiert aus.
Die beiden Frauen verließen das Krankenhaus gemeinsam und schweigsam.
D as Flugzeug, das auf dem Runway stand, war eine Lockheed Martin C-13 0 Hercules. Es war kurz nach Mittag gelandet. Nun wartete es unter dem wolkenverhangenen Himmel, während drei Fahrzeuge auf es zufuhren – ein Polizeiauto, ein Jeep und ein Krankenwagen.
Auf dem Saint-Geoirs-Flughafen in Grenoble landen nicht viele internationale Flüge, aber dieses Flugzeug war morgens von London aus gestartet. Von der anderen Seite des Umgrenzungszauns aus beobachtete Mr s Stellenbosch durch ein Fernglas das Geschehen. Eine kleine Militäreskorte hatte sich formiert. Vier Männer in französischen Uniformen. Sie hatten einen Sarg hochgehoben, der ganz zierlich aussah, als sie ihn auf ihren breiten Schultern balancierten. Es war ein schlichter Sarg. Kiefernholz mit silbernen Griffen. Darüber war in der Mitte der Union Jack, die britische Flagge,
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