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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Mit einem sehr gealterten, todgeweihten Adherbal und seinem Helfer, einem listigen jungen Mann namens Hamilkar, bespricht er viele Dinge. Er erfährt, daß im fernen Hellas der König der Makedonen mit seinem neugebildeten Heer die Phoker vernichtet hat; er löst sein Guthaben bei einer Bank auf und läßt sich von einem Gerber und Lederwerker einen hohlen Gürtel anfertigen, in dem er viele Münzen aufbewahren kann. Hamilkar nimmt ihn eines Abends mit zu einer Unterredung mit einem persischen Fürsten, Bagoas, einem etwa dreißig Jahre alten Mann mit den Augen einer Giftschlange, den Händen eines Schnitzers und der Rede eines Verführers. Bagoas der Heile– so genannt, weil er anders als die meisten Träger dieses Namens kein Eunuch ist– macht ihm in Hamilkars Anwesenheit geschäftliche Vorschläge, gelegentliche Berichte betreffend; mit einem Schulterzucken hält Dymas die offene Hand hin und billigt das Gewicht des Beutels, den er erhält. Die Beziehungen zwischen Persien und Karchedon sind nicht unproblematisch, da die lange von Persien beherrschten Gebiete um Karchedons Mutterstadt Tyros sich vom Großkönig losgesagt haben und Karchedons Verbundenheit schwer wiegt; nicht schwer genug allerdings, um die Flotte, die das gesamte westliche Meer beherrscht, zur Unterstützung der Phöniker in den Osten zu schicken. In Persien hat man nicht vergessen, daß Karchedon die Hoheit des Großkönigs über Tyros, die sich nach Meinung der Perser dann auch über Karchedon als Tochterstadt erstrecken müßte, nie ernstgenommen hat: daß Karchedon vor langer Zeit Befehle des Xerxes, Schiffe zum Angriff auf Hellas zu stellen und mit dem widerwärtigen Verzehren von Hunden aufzuhören, durch eine Geschenksendung besonders fetter Masthunde und einen Angriff auf Syrakus zu eigenem Nutzen (oder Nachteil; er scheiterte) beantwortet hatte. Aber der gemeinsame Feind, Hellas, sorgt immer für Ausgleich; Hamilkar hat keine Einwände dagegen, daß Dymas nun ihn und Demaratos (er weiß es, natürlich) und Persien mit Nachrichten beliefert. Mit einem der letzten Herbstschiffe verläßt Dymas Karchedon und reist nach Syrakus, um Musik zu machen.
    » Dann kamen die Makedonen zurück nach Thessalien, drangen weiter nach Süden vor und vernichteten das Heer der Phoker in einer großen Schlacht auf dem Krokusfeld. Daraufhin schlossen sich Thebaner und Athener, die eben noch gegeneinander gekämpft und gezetert hatten, sehr schnell zusammen, und als Philipp nach Delphi ziehen wollte, um die Phoker, die Schänder des Heiligtums, endgültig zu strafen, fand er die Thermopylen gesperrt– gesperrt von einem Heer aus Thebanern und Athenern, vereint in einem Bündnis, zu dem Demosthenes beigetragen hatte. Er begann sich nun von Eubulos zu lösen.«
    Eubulos ist in seinem großen Arbeitsraum, mit Schreibern und Sklaven; er spricht mit einem Heerführer, der einen roten Umhang trägt und den verzierten buschigen Helm in der Hand hält. Demosthenes hockt auf einem Schemel, den Rücken an eine Säule gelehnt, und spielt mit seinen Kieseln.
    Eubulos wirkt verbittert, aber gleichzeitig entschlossen. » Nein, und abermals nein. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen; was mich angeht, muß es auch keine geben. Ich sage dir aber noch einmal: Wir können uns nicht auf eine derartige Gefahr einlassen.«
    Der Stratege verzieht das Gesicht. » Wir sind aber doch längst mittendrin, Eubulos. Auf beiden Seiten kämpfen Hellenen, sowohl für den Großkönig als auch für die abtrünnigen Satrapen. Memnon und Mentor, um nur zwei zu nennen.«
    Eubulos schnaubt. » Rhodier, beide; Söldner. Du wirst zugeben, es besteht ein Unterschied zwischen rhodischen Söldnern und athenischen Bürgern, oder?«
    » Aber du weißt doch, was auf dem Spiel steht. Die hellenischen Städte in Asien… Sie brauchen Hilfe. Der Großkönig hat den Streit gegen Artabazos und Memnon fast gewonnen; danach wird er die Städte an der Küste überfallen. Artaxerxes bedroht alle Freiheit, die sich die Städte in den vergangenen Jahrzehnten erworben haben. Und wer soll ihnen helfen, wenn nicht Athen?«
    Eubulos rauft sich die Haare. » Nein, nein, nein. Wir und andere haben diese Städte vor Jahrhunderten gegründet; sie mögen jetzt, in der Not, zu uns aufschauen wie Kinder zu den Eltern. All das, ja. Aber sobald keine Not mehr da ist, wenden sie sich wieder von uns ab. Hast du den Bundesgenossenkrieg vergessen? Sollen sie sich selbst schützen! Außerdem– wie könnten wir,

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