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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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angewiesen. Lesen Sie jeden Bericht. Suchen Sie die Stellen, in denen eine junge Frau erwähnt wird – eine junge Frau oder ein kleiner Hund.«
    Eines der Mädchen kicherte; die anderen waren sichtlich bemüht, ernst zu bleiben.
    »Ich weiß«, sagte er und dachte daran, was Rupert gesagt hätte. »Es klingt wie aus dem Zauberer von Oz. Aber vielleicht haben Sie ja einen Bruder an der Front. Einen Vater, einen Vetter, einen Liebhaber.« Die Mädchen lachten, und ihre Vorgesetzte räusperte sich ermahnend. »Sie glauben, der Krieg findet weit entfernt statt? Heute wird er hier an diesem Tisch ausgefochten.«
    Er wollte die jungen Dinger aufwecken, sie aufrütteln. Stattdessen machte er sie mit den Einzelheiten vertraut, und sie begannen mit der Arbeit. Ein weiterer Strohhalm, aber er würde nach jedem greifen, den er bekam. Irgendetwas aber fehlte ihm noch, etwas Wichtiges, das sagte ihm sein Gefühl. Wieder in seinem Büro, wurde ihm von Illingworth berichtet, dass die Frau mit dem Hund – vermutlich Abendammer – ein oder zwei Straßenzüge weiter auf den Bus gewartet habe und dann verschwunden sei. Seine Männer befragten im Moment die Busfahrer.
    »Was Neues zu Melville?«, fragte Highcastle.
    »Nein, Sir.« Illingworth schob ihm die Kopie seines Berichts über den Schreibtisch.
    Highcastle klopfte sich an die Taschen auf der Suche nach seiner Brille. Nichts Neues also, außer dass die verdammte Brille schon wieder kaputt war. »Fing alles damit an, dass der Hunne sich selbst gestellt hat, um die Gegenspionage zu infiltrieren. Hat funktioniert, aber er sitzt in Hennessey Gate fest. Also schickt er Melville zu Abendammer. Daher weiß sie, dass sie sich eine Bombe zusammenbasteln soll.«
    »Entschuldigen Sie, Sir – Melville ist auf Herz und Nieren geprüft worden.«
    Highcastle grunzte. »Auf den Hunnen konnten wir ihn nicht prüfen. Melville ist durch ein Mikrofon rekrutiert worden. Der Hunne hat …« Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. »Melville wurde umgedreht. Tipcoe wurde verhaftet. Rupert ist tot. Wer hat ihm noch zugehört?«
    »Die anderen Stenotypisten?«
    »Genau.« Highcastle kritzelte sich eine Notiz – Farquhar und O’Brien seien sofort und unter Bewachung herzuschaffen. »Stellt sich nur die Frage: Warum der Mikrofilm? Warum Tom Wall? Angenommen, der Hunne benutzt Wall genauso, wie er Melville benutzt hat. Um eine Botschaft zu übermitteln.«
    »Welche Botschaft?«
    »Wenn ich das wüsste. Dieser verdammte Mikrofilm. Bin mir noch immer nicht sicher, ob ich nicht auf das Spiel des Hunnen reingefallen bin, als ich den Yanks den Film gebracht habe. Aber mehr konnte ich nicht …« Er hielt inne. Das war es, was ihm bislang gefehlt hatte. »Verdammte Scheiße.«
    »Sir?«
    »Haben Sie Rupert gesehen, bevor er … bevor …«
    »Nein, ich …«
    »Er hat Grau getragen. Ein graues Hemd. Und der Manschettenknopf, den wir gefunden haben? Der war aus Gold!«
     
    Tom und Harriet passierten das Blow-Up Gate, sprachen mit einem alten Ungarn, der in Begleitung eines kleinen Jungen von einem Karren Bratwürstchen und Brot verkaufte. Der Mann wollte ein Dutzend Gentlemen gesehen haben, die wie Earl auf dem Foto aussahen, der Junge hatte keinen einzigen gesehen. Harriet kaufte einen halben Laib, dann gingen sie zum Kanal, wo sie im nachlassenden Nieselregen standen und den Enten Brotkrümel zuwarfen. Toms Hand und Gesicht begannen wieder zu schmerzen. Wenn der Mikropunkt echt war, müsste den Japanern eine Nachricht geschickt werden, um ihnen mitzuteilen, dass ihr bevorstehender Angriff auf Hawaii bekannt geworden war. Die Japsen könnten den Angriff dann abbrechen, oder sie müssten sich darauf einstellen, auf eine vorbereitete Streitmacht zu treffen. Wenn dann noch Zeit blieb, sich vorzubereiten – wenn noch nicht der Tag X minus eins war. Er beobachtete die Enten, die sich im Kanal um einen Brotkanten stritten. Glückliche Viecher – wenigstens sie wussten, was sie wollten.
    Harriet brach das lange Schweigen. »Earl hat eigentlich nicht viel Fantasie, oder?«
    »Brauchte er auch nie.« Tom warf den Enten einen weiteren Krumen zu. »Wenn wir Verstecken spielten, suchte er sich immer dieselbe Stelle aus.«
    »Wirklich?«
    »Im Wäscheschrank. Mit Maribeth Carlisle.«
    »Keine Fantasie.« Sie neigte den Schirm nach hinten, so dass er ihr blasses Gesicht sehen konnte. »Ich hab viel zu viel davon. Ich dachte immer, ich bräuchte jemanden Solides, jemanden, der keine Zweifel, keine Ängste hat. Jemanden,

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