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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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frei­en Raums um sich ge­noß, wäh­rend wir üb­ri­gen hin­ten zu­sam­men­ge­quetscht wur­den. Es war, so ver­mu­te­te ich, das Pri­vi­leg der un­ter­drück­ten Dienst­bo­ten­klas­se, selbst wenn sie von ei­nem nicht un­ter­drück­ten Schau­spie­ler re­prä­sen­tiert wur­de. Das be­merk­te ich ge­gen­über ei­ner mit uns fah­ren­den Frau, die mich an­sah, als hät­te ich nicht nur ih­ren Hör­or­ga­nen Ge­walt an­ge­tan.
    Der Un­ter­hal­tung, von der Sta­cy und ich de­mons­tra­tiv aus­ge­schlos­sen wur­den, ent­nahm ich, daß die meis­ten an­de­ren Gäs­te in ir­gend­ei­ner Ver­bin­dung mit der Re­gie­rung stan­den.
    Es wur­de viel da­von ge­spro­chen, daß Pa­pier­krieg und Amts­schim­mel dar­an schuld sei­en, wenn Be­sich­ti­gun­gen wie die­se im­mer zu ei­nem an­de­ren Zeit­punkt als ur­sprüng­lich vor­ge­se­hen statt­fän­den.
    Wir wa­ren vor der Wa­shing­to­ner Kam­mer, fast noch ehe wir merk­ten, daß wir in ih­re Nä­he ge­kom­men wa­ren. Blin­den Alarm der Er­war­tung gab es, als wir an dem Ge­bäu­de vor­bei­fuh­ren, in dem die Aus­ge­mus­ter­ten ih­re Kör­per ab­lie­fer­ten. Ei­ne kur­ze, ver­lo­ren aus­se­hen­de Rei­he war­te­te vor ei­nem Ein­gang. Aus ei­ner der Ab­sor­ber-Sit­zun­gen wuß­te ich, daß der Ein­gang für die Aus­ge­mus­ter­ten ei­ne Fassa­de war, die die wirk­li­chen Ein­gän­ge in die Er­neue­rungs­kam­mer vor der Öf­fent­lich­keit ver­barg. So­bald die Aus­ge­mus­ter­ten ein­mal drin­nen wa­ren, wur­den sie be­täubt und durch un­ter­ir­di­sche Gän­ge zu ih­rem wirk­li­chen Be­stim­mungs­ort ge­fah­ren. Hin­ter dem Schein-Ein­gang la­gen noch meh­re­re Ki­lo­me­ter Öd­land, die wir in un­se­rer Li­mou­si­ne pas­sie­ren muß­ten. Nur Sta­cy und ich wa­ren dar­auf vor­be­rei­tet, daß der Wa­gen an ei­ner Stel­le hielt, die wie die Mit­te vom Nichts wirk­te. Aber trotz mei­nes ab­sor­bier­ten Wis­sens hat­te ich er­war­tet, An­halts­punk­te zu be­kom­men, wo sich der Ort be­fand, ehe wir ihn er­reich­ten – Zei­chen, Be­mer­kun­gen des Chauf­feurs, ir­gend­ei­ne Hüt­te oder Ba­ra­cke, die auf einen Ein­gang schlie­ßen ließ. Als ein Mit­fah­rer den Chauf­feur frag­te, warum er auf ein­mal an­hal­te, ant­wor­te­te der Mann un­be­wegt, wir soll­ten war­ten.
    Aus dem Ne­bel trieb ein Ge­bäu­de auf uns zu. Ein großes, kup­pel­för­mi­ges Ge­bäu­de, dem nicht oh­ne wei­te­res an­zu­se­hen war, auf wel­che Art es sich vor­wärts­be­weg­te. Ein paar Schrit­te vor dem Wa­gen mach­te es halt. Ein Licht flamm­te am Ar­ma­tu­ren­brett auf. Der Chauf­feur, der sich plötz­lich sehr be­hend be­weg­te, stieg aus, wink­te zu dem Ge­bäu­de hin­über und öff­ne­te die Tü­ren. Mit au­to­ri­tär­er Hand­be­we­gung wies er uns an, uns in das Ge­bäu­de zu be­ge­ben. Wir gin­gen durch den un­freund­li­chen Ne­bel dar­auf zu. Die Luft war ei­sig und klamm, sie schi­en mich an­zu­grei­fen und sich an mei­ne Haut zu hän­gen. Als wir dem selt­sa­men Ge­bil­de na­he wa­ren, nahm ich et­was wahr, das ich nur als wis­sen­schaft­li­chen Ge­ruch be­schrei­ben kann – den Ge­ruch ei­nes La­bo­ra­to­ri­ums, einen Hauch öli­ger Ma­te­rie, An­deu­tun­gen von Che­mi­ka­li­en. Mei­ne Hän­de wan­der­ten ner­vös über mei­ne Klei­dung. Warum war ich nur so zap­pe­lig? Ich be­rühr­te al­le Stel­len, wo sich der zer­stö­re­ri­sche Mi­krostaub ver­barg, ich über­zeug­te mich sinn­lo­ser­wei­se, daß al­les in Ord­nung war. Welch ei­ne Dumm­heit! schalt ich mich. Je­dem arg­wöh­ni­schen Au­ge muß­te mich die­se Be­we­gung ver­ra­ten. Ich gab mir al­le Mü­he, mei­ne Hän­de ru­hig nie­der­hän­gen zu las­sen. Dann fiel mir ein, daß die selt­sam stei­fe Hal­tung mei­ner Ar­me eben­falls Ver­dacht er­re­gen muß­te, falls mich je­mand be­ob­ach­te­te. Ich muß na­tür­lich wir­ken, sag­te ich zu mir selbst. Aber zum Teu­fel, wie kann je­mand na­tür­lich wir­ken, wenn er Mord im Sinn hat? Ich ver­such­te, mich zu ent­span­nen. Un­mög­lich.
    Die Tür des Ge­bäu­des öff­ne­te sich. Der Licht­strei­fen, der von drin­nen kam, blen­de­te un­se­re an den Ne­bel

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