Aliens in Armani: Roman (German Edition)
Er hat gelernt, automatisch Schlafblockaden zu errichten. Paul hat mir erzählt, dass Jeff wie ein Stein schlafen kann und das auch tut, außer, jemand in seiner Nähe schwebt in echter Gefahr. Die Gefühle, die die Empathen auffangen, müssen außergewöhnlich stark und sie müssen negativ sein – Angst, Hass, und so weiter –, oder die Blockaden wehren sie ab.«
»Dann können du und Paul also im Nebenzimmer romantisch werden, ohne dass es Martini merken würde?«
Reader lachte. »Merken würde er es vielleicht schon, aber er würde nicht aufwachen und unsere Leistungen bewerten. Er würde es ignorieren, das ist nämlich auch Teil der Blockaden. Sie helfen ihm, all die Gefühle um ihn herum zu ignorieren. Wie Daredevils Sarg, nur ohne das Wegschließen und das Wasser.«
Wir saßen eine Weile still da. »Wann hat sich das Talent des stärksten Empathen denn der Welt gezeigt?«
Reader räusperte sich. »Bei seiner Geburt.«
»Ähm, du veräppelst mich, oder?«
»Nein, kein bisschen. Jeffs Eltern haben keine empathischen Fähigkeiten und auch keine anderen Talente. War nicht leicht für sie, soviel ich weiß.«
»Für ihn wohl auch nicht.«
»Stimmt. Jeff musste als Kind viel Zeit in Isolation verbringen. Und wie das ist, musst du ihn schon selbst fragen, ich war noch nie in einem der Isolationszimmer.«
»Warum nicht?«
»Sie machen mir Angst. Dagegen wirkt Daredevils Sarg wie ein Solarium. Aber Jeff meint, so schlimm wären sie gar nicht. Christopher will mir allerdings nicht sagen, was er von ihnen hält.«
»Muss er auch in die Isolationszimmer? Und können wir ihn nicht gleich jetzt wieder dort hinbringen?«
»Nicht dass ich wüsste.« Er sah zum Beifahrersitz hinüber. »Aber als Kind war Christopher nicht viel besser dran als Jeff.«
»Er ist auch Empath?« Das konnte ich mir schwer vorstellen.
»Nein, er hat ein anderes Talent. Aber es ist auch bei ihm schon bei der Geburt aufgetreten. Deshalb sind sie ein Team – mit ihnen kann es keiner aufnehmen, jedenfalls nicht in dieser Hinsicht.«
»Und trotzdem hat es meine kleine Vorstellung mit dem Terroristen in die Nachrichten geschafft. Weißt du, irgendwie bin ich nicht besonders beeindruckt.«
Reader lachte wieder. »Sie sind auch nur Menschen, wenn du verstehst, was ich meine. Jeder macht Fehler, sogar du, meine Süße.«
»Und welche Fehler soll ich heute gemacht haben? Ich meine, außer, dass ich vor dem Gerichtsgebäude in die Limo gestiegen bin?«
»Muss fahren, kann nicht denken.« Reader sah mich über die Schulter an und schenkte mir sein Cover-Boy-Grinsen. »Aber wenn du mir ein bisschen Zeit lässt, fällt mir bestimmt was ein.«
»Ganz bestimmt.« Ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Es ging nicht. Ich öffnete die Augen wieder. »Was passiert, wenn sie ausgelaugt sind? Die Empathen, meine ich.«
»Das kommt auch auf den Empathen an. Normalerweise brauchen sie einfach Schlaf. Wenn das nicht klappt, müssen sie in Isolation schlafen. Sie führen eine komplette Systemreinigung durch, um die toxischen Stoffe herauszubekommen, die dadurch entstehen, dass sie ständig den schlechten Emotionen ausgesetzt sind. Dann bauen sie ihre positiven Gefühle wieder auf. Viel mehr weiß ich darüber auch nicht.«
»Weil du nicht gefragt hast?«
»Weil niemand darüber reden will. Die A.C.-Talente scheinen genauso physische wie mentale Auswirkungen zu haben, so kommt es mir jedenfalls vor. Man bekommt kaum eine klare Antwort.«
»Sie wollen nicht, dass wir über ihre Schwächen Bescheid wissen.«
»Man kann es ihnen kaum vorwerfen, oder?«
Ich überlegte. »Ganz ehrlich? Nein. Also, was passiert mit Martini, wenn er erschöpft ist?« Reader blieb stumm. »Hm, James? Werden wir verfolgt oder so?«
»Nein.«
»Warum bist du dann plötzlich verschlossen wie eine Auster?«
Er seufzte. »Je stärker das empathische Talent ist, umso länger halten sie durch, was bedeutet, dass sie sich bis an die Grenzen bringen können.« Das war alles, was er dazu sagte.
Aber natürlich konnte man sich den Rest denken.
»Und der Zusammenbruch ist dann noch schlimmer.«
»Genau.«
Ich sah zu Martini hinüber. »Er sieht aber ganz gesund aus.«
»Das ist er. Und fit und munter. Jedenfalls, solange seine Blockaden halten. Dann lassen zuerst seine empathischen Kräfte nach, und er ist beinahe ein normaler Mensch und kann nicht viel auffangen. Es ist fast, als würden seine Fähigkeiten heruntergefahren.«
»Du hast gesagt ›zuerst‹. Aber was
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