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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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angenehmer Unterhaltung, um sich dann im Geruch von gefrorenem Farn und feuchtem Stein zu verlieren. Eine Zeitlang gab es nur sie beide: kein Buch, keine Feste, keinen brütenden Mann, der finstere Pläne ausheckte. Es war, als wären sie wieder gemeinsam unterwegs, ohne zu wissen, was sie morgen erwartete.
    Wie ahnungslos sie doch gewesen war, dachte Alissa und nippte an ihrem ersten Becher Tee nach dem Essen. Kaum zu glauben. Sie hatte tatsächlich gedacht, sie könnte hier hereinspazieren, Nutzlos finden, sich ihr Buch nehmen und wieder gehen. Sie schnaubte über ihren damaligen Optimismus und weckte damit Strells Aufmerksamkeit.
    »Bist du auch satt geworden?« Besorgt blickte er auf die leeren Teller und Schüsseln hinab.
    »Du meine Güte, ja. Ich könnte keinen Bissen mehr essen.« Zufrieden zog Alissa gegen die feuchte Kälte ihre Decke fest um sich. Plötzliche Wärme hin oder her, der Schnee lag nach wie vor hoch, und es war immer noch kalt. Sie zitterte und betrachtete das Feuer. »Erinnere mich bitte daran, dass ich heute Abend etwas Holz mit nach oben nehme«, sagte sie.
    Strell holte tief Luft. »Alissa, warum suchst du dir nicht ein anderes Zimmer? Das auf der anderen Seite neben meinem hat einen Bann auf dem Fenster. Du brauchst doch nicht zu frieren.«
    Alissa musterte ihn. Das war bereits ein vertrauter Streit zwischen ihnen. »Die Fensterläden tun es auch. Ich ziehe nicht um.« Alissa nippte an ihrem Tee. Seit Wochen ließ er ihr keine Ruhe damit und versuchte ständig, sie zu einem Umzug zu überreden. Offenbar hatte Bailic das Chaos in ihrem Zimmer gar nicht gesehen und ging davon aus, dass nur Strells Fensterbann gebrochen war. Keiner von ihnen wollte ihn darauf aufmerksam machen, was an jenem Abend tatsächlich geschehen war. Alissa hatte die Fensterläden selbst gezimmert, mit Hilfe der Werkzeuge und Materialien, die sie in den Kellern gefunden hatte. Sie waren ziemlich klapprig – sie hätte bereitwillig zugegeben, dass sie als Schreinerin in etwa so tüchtig war wie in der Schuhmacherei –, doch sie hielten die schlimmste Kälte ab. Strell hatte sich erboten, sie für sie zu zimmern, doch zu dieser Zeit war sein Knöchel noch so geschwollen wie ein Kürbis gewesen, und Alissa hatte ihm nicht erlaubt, länger als ein paar Augenblicke zu stehen.
    Strell gab auf und machte es sich mit seinem eigenen Becher neben ihr gemütlich. Sie saßen zusammen und genossen die ungewöhnlich milde Nacht, bis er sich plötzlich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug. »Ich habe meine Flöte vergessen«, stöhnte er. »Es sollte doch heute Abend auch Musik geben.« Er seufzte und stand auf, um den mühsamen Weg nach oben anzutreten und seine letzte verbliebene Flöte zu holen.
    »Warte.« Alissa legte ihm eine Hand auf den Arm. »Meine steckt immer noch in meiner Manteltasche. Da liegt sie, seit wir hier angekommen sind.« Das Ding hatte sich während des ganzen Abendmahls in ihre Rippen gebohrt, und sie würde sie nur zu gerne hergeben. Sie wollte ihn allerdings gehörig schwitzen lassen und blickte sanftmütig zu ihm auf, bis er die Hand sinken ließ. Sie winkte ihn näher zu sich heran und flüsterte: »Aber das wird dich etwas kosten.«
    In gespieltem Schrecken riss er die Augen auf. »Ich habe aber kein Geld.«
    »Du darfst mit deiner Musik bezahlen«, murmelte sie und senkte den Blick wieder auf das Feuer. Er wusste schon, welches Lied sie hören wollte.
    Tatsächlich wich er zurück. »Nicht dieses Stück. Es lullt dich in den Schlaf.«
    »Oh, also schön«, sagte sie, da er vermutlich recht hatte. »Aber du schuldest mir etwas.« Alissa stellte ihren Becher beiseite, tastete in ihrer Manteltasche nach der Flöte und hörte plötzlich Bailics Zettel knistern. Erst holte sie die Flöte aus der einen Tasche und gab sie ihm, dann zog sie den Zettel aus der Kitteltasche und reichte Strell Bailics Botschaft.
    »Was ist das?«, fragte er verwundert. »Ich kann es nicht lesen.«
    »Das ist von Bailic. Da steht: ›Morgen Eier und geröstetes Brot‹.«
    Strell hielt das Papier vors Feuer, brummte und faltete es wieder zusammen. »Das lag auf dem Tisch vor seiner Tür, oder?«
    »Nein.« Ein wenig verärgert über seinen besitzergreifenden Tonfall starrte Alissa in die Nacht hinauf. »Vielleicht ist das einfach nur sein Wunsch fürs Frühstück«, sagte sie. Dann machte sie große Augen. »Ich glaube, er will feststellen, wie viel du weißt. Mein Papa hat mich lesen gelehrt, und er war ein

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