Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
Vom Netzwerk:
eine Ewigkeit vor, bis die Türflügel geöffnet wurden und eine blasse Gestalt in einem langen, mit eleganter Borte verzierten Hausmantel vor ihnen stand.
    »Zu Asche will ich verbrannt sein«, flüsterte Alissa. Ihre Augen weiteten sich, und ihre Knie drohten nachzugeben. Die Erinnerung ihres Papas war kein Traum gewesen. Der Mann, der hier vor ihr stand, hatte ihn getötet. Die vergangenen Wochen waren kein Albtraum gewesen, sondern verrückte Wirklichkeit. Sie war eine Bewahrerin. Nutzlos gab es wirklich, und sie konnte vielleicht – zaubern?
    Er kannte sie nicht. Er kannte sie nicht. Er kannte sie nicht, sagte Alissa sich halb von Sinnen immer wieder vor, um nicht einfach davonzulaufen. Strells fester Griff um ihren Ellbogen half ebenfalls. Ihr Pulsschlag dröhnte ihr in den Ohren, als Bailic stirnrunzelnd eine hastige Geste machte. Sie stolperten über die Schwelle, und die Tür schloss sich donnernd hinter ihnen.
    Die Stille war beinahe greifbar. Die Kerze, die er in der Hand hielt, flackerte, drohte zu verlöschen und brannte dann wieder beständig. Ihr Blick huschte nervös zu der großen Treppe. Die Tür zu der Kammer war auf der Rückseite verborgen, doch Alissa wusste, dass sie da war.
    »Welch ein Glück«, sagte Bailic, dessen leise Stimme erschreckend weich klang. »Unterschlupf zu finden, gerade als der Schneesturm einsetzt. Ihr müsst ein Liebling des Navigators sein.« Er stand stocksteif vor ihnen und musterte sie von Kopf bis Fuß. Alissa spürte dieselbe harte Anspannung an ihm, die sie in Erinnerung hatte, und fühlte einen Knoten im Bauch. Warum hatte sie nicht einfach zugestimmt, zur Küste zu gehen?
    »Kein allzu großer Liebling, hoffe ich«, sagte Strell mit aufgesetztem Grinsen. »Würdet Ihr Euren Herrn fragen, ob wir über Nacht bleiben dürfen?«
    Bailic schüttelte den Kopf. »Ich bin hier der Herr, und ich glaube nicht, dass Ihr nur eine Nacht bleiben werdet. Ich nehme eher an, es dürfte der gesamte Winter werden.« Seine Züge wirkten weicher, als sich ein gemächliches, beinahe raubtierhaftes Lächeln über sein Gesicht breitete. Irgendetwas hatte sich gewandelt. Alissa spürte, wie ihr die Brust eng wurde. Was zum Teufel tat sie hier?
    »Wurdet Ihr denn nicht gewarnt?«, fragte Bailic. Mit einem sachten Schütteln seines Hausmantels verlor er den Rest seiner harten Haltung und strahlte stattdessen warme Herzlichkeit aus. »Wenn es in den Bergen einmal zu schneien anfängt, hört es nicht mehr auf.« Er wandte sich Alissa zu. Sein Lächeln wurde starr, und ein Hauch Abscheu zeichnete sich in seinem Gesichtsausdruck ab, als er ihre gemischte Herkunft erkannte. Erneut verbarg er seine wahren Gefühle hinter einem Lächeln, und Alissa senkte den Blick mit einem Schamgefühl, für das sie sich selbst verabscheute. »Es ist kalt in der großen Halle, meine Liebe«, sagte er und beugte sich fürsorglich zu ihr hinab. »Gehen wir in die Küche, um die Bedingungen Eures Aufenthalts auszuhandeln.«
    Leichten Schrittes machte Bailic kehrt und ging auf eine kleine Tür zu. »Bailic?« , schienen Strells Augen zu fragen. Alissa nickte und hob die Hand, um Kralles Füße zu berühren, die beruhigend auf ihrer Schulter ruhten. Bailics blasse Augen und noch blassere Haut bildeten einen starken Kontrast zum satten Schwarz seines Mantels. Trotz seines kultivierten, geschliffenen Auftretens sah er irgendwie verkehrt aus. Er war hochgewachsen, sogar für einen Tiefländer, fast einen Kopf größer als Strell, und dünn, beinahe hager. Er strahlte den stolzen Hochmut aus, den jene besaßen, die in der Wüste aufgewachsen waren. Doch sein Teint war ganz und gar Hügelland, mit seiner unnatürlich weißen Haut, heller als die der verwöhntesten Bauerntochter. Sein Haar war kaum vorhanden, so kurz trug er es. Allerdings stand ihm das sehr gut. Wäre er nicht so bleich gewesen, hätte er kaum zehn Jahre älter ausgesehen denn Alissas Papa, als sie ihn zuletzt gesehen hatte.
    Während sie ihm durch den hallenden Saal zu einer schmalen Tür folgten, regten sich all die Zweifel, die Alissa in den vergangenen Wochen ignoriert hatte. Sie würden niemals damit durchkommen, dachte sie, und ihr Atem beschleunigte sich. Er musste schon beinahe wissen, wer sie waren. Sie würden Nutzlos niemals befreien können. Das Buch ihres Vaters würde sie auch nicht finden. Sie setzte ihr Leben für ein Buch aufs Spiel, und sie wusste nicht einmal, weshalb!
    Alissa war einer Panik nah, als Strell sich dicht zu ihr

Weitere Kostenlose Bücher