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Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Alissa 2 - Die geheime Wahrheit

Titel: Alissa 2 - Die geheime Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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gesehen!«
    Offenkundig erleichtert rückte er seinen Mantel zurecht. »Wenn seine Unverschämtheit den Pfeifer nur einen Finger gekostet hat, kann er sich glücklich schätzen. Ich habe euch gewarnt, Bailics Fähigkeiten und seine abgrundtiefe Verdorbenheit nicht zu unterschätzen.« Der Meister runzelte die Stirn, als er ihren finsteren Blick bemerkte. »Bedauerlicherweise ist der Verlust eines Fingers nicht genug, um unsere Vereinbarung für nichtig zu erklären. Geht es Strell gut?«
    »Nein«, sagte sie mürrisch. »Und dann hat er uns gezwungen, ihn nach Ese’ Nawoer zu begleiten.« Sie schlug die Augen nieder und kam sich vor wie ein Kind, das sich über seinen großen Bruder beklagt. »Er wollte herausfinden, ob er das Buch benutzen kann, obwohl es geschlossen ist. Strell sagt, er hätte die Stadt erweckt –«
    Die Augen ihres Lehrmeisters weiteten sich. »Ese’ Nawoer erweckt? Bailic besitzt nicht genug Finesse, um die Toten zu wecken.« Er räusperte sich. »Ich übrigens auch nicht. Und wenn er sie erweckt hätte, läge er jetzt nicht schlafend in meinen Gemächern; er würde seinen nächsten Zug planen.«
    »Aber Strell hat sie gesehen«, beharrte Alissa. »Er hat gesagt, der Hain sei voller Menschen gewesen! Bailic weiß nicht, dass er die Stadt aufgeweckt hat, weil er sie nicht gesehen hat.«
    »Hast du sie denn gesehen?«
    Alissa verzog verlegen das Gesicht. Es war ja nicht so, dass sie Strell nicht glaubte, aber es hörte sich unwirklich an. »So etwas wie Geister gibt es nicht«, sagte sie leise und war sehr erleichtert, als sie den Meister nicken sah. Im vergangenen Herbst hatte sie noch behauptet, so etwas wie Magie gebe es nicht.
    »Das dachte ich mir«, erwiderte er. »Tiefländer sehen Geister, wenn der Wind den Sand aufwirbelt. Das liegt in ihrer Natur. Ich würde eher glauben, dass einem Fisch Haare gewachsen sind, als dass es Bailic gelungen wäre, Ese’ Nawoer zu erwecken. Vielleicht sollten wir noch üben, wie du meine Gedanken aus der Ferne erreichen kannst, ehe wir für heute Schluss machen – nur für den Fall, dass Bailic dumm genug ist, die Feste erneut zu verlassen.«
    Alissa streckte die Hände nach dem warmen Feuer aus und war froh, dass auch Nutzlos der Ansicht war, Strell hätte sich das nur eingebildet. Das kleine Beutelchen mit dem Staub, das ihre Mutter ihr gegeben hatte, rutschte unter ihrem Mantel hervor, und sie schob es zurück. »Bailic hat gesagt, es sei schlau von ihm, die Feste zu verlassen, während der Schnee so tief liegt«, bemerkte sie, den Blick auf die Flammen gerichtet.
    Nutzlos räusperte sich erneut. »Es einmal zu versuchen und damit durchzukommen war schlau. Es ein zweites Mal zu versuchen und sich dabei erwischen zu lassen wäre dumm. Er wird es nicht noch einmal wagen.«
    Ein unbehagliches Schweigen senkte sich herab, während Nutzlos sein Kästchen mit Tee unter der Bank hervorholte. Er streute eine Handvoll Teeblätter in die dampfende Kanne und ließ sie ziehen. Die Kanne und die beiden Becher waren irgendwann plötzlich erschienen, nachdem Nutzlos auf dem Dach gelandet war, um sie zu wecken, aber noch bevor sie die Feuerstelle erreicht hatte. »Darf ich mir dieses Beutelchen kurz ansehen?«, fragte er beiläufig. Alissa zögerte verwirrt, und er fügte hinzu: »Das Säckchen, das du gerade unter deinen Mantel gesteckt hast.«
    Verwundert zog sie die Schnur über den Kopf und nahm es ab. Nutzlos streckte die Hand aus, und sie ließ es widerstrebend hineinfallen, wobei sie sich selbst darüber wunderte, warum sie das so ungern tat. »Oh, das ist nicht gut«, murmelte er und strich mit dem Zeigefinger sacht über die Initialen ihrer Mutter. Stirnrunzelnd gab er ihr das Säckchen zurück. »Sobald wir einmal genug Zeit haben, werde ich dir zeigen, wie du diese Quelle binden kannst, die zur Unzeit in deine Hände gelangt ist. Bis dahin darf Bailic sie keinesfalls entdecken. Wenn er sie an sich nimmt, kann ich sie nicht ersetzen. Eine so große Menge, wie du sie da hast, erhält man für gewöhnlich nur aus – äh – Asche. Das ist ein gut gehütetes Geheimnis. Nicht einmal Bewahrer wissen das.«
    Alissa hängte sich das Beutelchen wieder um den Hals und steckte es an seinen üblichen Platz unter ihrem Kittel. Das unruhige Gefühl, das sie erfasst hatte, sobald Nutzlos es in der Hand hielt, ließ nach. »Aber mir wollt Ihr es sagen?«, fragte sie und freute sich, dass sie erraten hatte, was das war.
    »Ich mag dich«, brummte er. »Und nun«, sagte

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