Allan Quatermain
bewahren konnte.
»Aber, Monsieur, die Erklärung ist einfach; oh, ganz einfach! Es war so: Isch stand dort 'inter der Kraalmauer, und der kleine graue Monsieur schlug mir in den Magen, so daß mein Gewehr losging; und die Schlacht begann. Isch beobachtete die Schlacht genau, während isch misch von Monsieurs grausamem Schlag erholte. Und dann, Messieurs, begann in meine Adern wieder das 'eroische Blut von meine Großvater zu kochen. Der Anblick der Schlacht machte misch verrückt. Isch knirschte mit den Zähnen! Aus meine Augen schossen Blitze! Isch schrie: ›En avant!‹ Es dürstete misch nach Blut! Vor meine Augen er'ob sisch die Vision von meine 'eroische Großvater! Kurz, isch war rasend! Isch war in der Tat ein schrecklicher Krieger! Aber dann, in meinem 'erzen, da 'örte isch eine leise Stimme. Sie sagte: ›Alphonse, mäßige disch! Gib dieser bösen Leidenschaft nischt nach! Diese Männer sind Brüder, auch wenn es Schwarze sind! Und du willst sie abschlachten? Grausamer Alphonse!‹ Die Stimme 'atte rescht. Isch wußte es. Isch war kurz davor gewesen, die abscheulichsten Grausamkeiten zu bege'en: zu verwunden! Zu massakrieren! Arme und Beine abzureißen! Aber wie sollte isch misch mäßigen? Isch blickte misch um; isch sah den Baum; isch erblickte das Loch. ›Schließe disch ein!‹ sagte die Stimme, ›und 'alte aus! Nur so kannst du die grausame Versuchung widerstehen! Nur dursch brutale Gewalt gegen disch selbst.‹ Es war bitter, wo doch gerade das 'eroische Blut von meine Großvater auf dem Siedepunkt war. Aber dennoch ge'orschte isch! Isch zog meinen unwilligen Leib zu dem Baum; meine Beine wollten mir kaum ge'orchen! Isch schloß misch ein! Dursch das Loch beobachtete isch die Schlacht! Mit gewaltigen Worten schleuderte isch Fluch um Fluch auf den Feind hinab! Mit Befriedigung sa' isch, wie einer nach dem anderen fiel! Warum nischt? Isch 'atte ihnen ja nischt ihr Leben geraubt! Isch 'atte meine 'ände ja nischt mit ihrem Blut befleckt. Das Blut von meine 'eroische Großvater –«
»Ach, hör auf, du kleiner Halunke!« platzte Sir Henry mit schallendem Gelächter heraus und versetzte ihm einen kräftigen Hieb auf die Schulter, der ihn mit kläglichem Gesichtsausdruck auf dem Boden landen ließ.
Am Abend hatte ich eine Unterredung mit Mr. Mackenzie, dem seine Wunden schwer zu schaffen machten. Good, der zwar ein unqualifizierter, aber dennoch geschickter Arzt war, behandelte ihn so gut er konnte. Mackenzie eröffnete mir, dieser Zwischenfall hätte ihn dazu bewogen, die Missionsstation, sobald er wieder gesund sei an einen jüngeren Mann zu übergeben und nach England zurückzukehren. Der junge Mann sei im übrigen schon auf dem Weg zur Station, wo er sich erst noch eine Weile unter seiner, Mackenzies, Führung einarbeiten wolle.
»Sehen Sie, Quatermain«, sagte er, »heute morgen, als wir uns an jene unwissenden Wilden heranschlichen, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen. ›Wenn wir das hier überstehen und Flossies Leben retten sollten‹, sagte ich mir, ›dann werde ich heim nach England gehen. Ich habe genug von den Wilden.‹ Nun, zu jenem Zeitpunkt hätte ich nicht im Traum daran gedacht, daß wir heil aus der Sache herauskommen würden; aber mit Gottes Hilfe und der Hilfe von euch haben wir nun doch überlebt; und ich habe die Absicht, zu meinem Entschluß zu stehen, damit uns nicht eines Tages noch etwas Schlimmeres passiert. Noch ein solches Ereignis, das würde meine arme Frau nicht überstehen. Und, unter uns gesagt, Quatermain, ich bin recht wohlhabend: Ich besitze heute gut dreißigtausend Pfund, und jeden Penny davon habe ich ehrlich erworben, durch ehrbaren Handel und durch die Zinsen meiner Ersparnisse, die auf der Bank von Sansibar liegen. Ich habe sehr viel sparen können, weil mich das Leben hier fast nichts kostet. Und so schwer es mir auch fallen mag, diesen Ort zu verlassen, den ich wie eine Rose in der Wildnis zum Blühen gebracht habe, und so hart es auch sein mag, diese Menschen, die ich lehrte und heranwachsen sah, allein zu lassen; ich habe die feste Absicht, nach England zurückzugehen.«
»Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem Entschluß!« antwortete ich. »Und zwar aus zwei Gründen: zum einen, weil ich glaube, daß Sie das Ihrer Frau und Ihrer Tochter schuldig sind, und insbesondere der letzteren, die eine gute Schulausbildung erhalten und auch unter Mädchen ihrer eigenen Rasse kommen sollte. Wenn sie weiter in der Wildnis aufwächst, wird sie sonst noch
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