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Alle Familien sind verkorkst

Alle Familien sind verkorkst

Titel: Alle Familien sind verkorkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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massierte sich die sonnenverbrannten und von Feuerameisen zerbissenen Schultern mit den frischen Schrammen, die davon kamen, dass Shw ihn vorhin gegen den Beton gesetzt hatte. Bryan fragte: »Alles in Ordnung, Wade?«
    Wade holte tief Luft. »Nein, nichts ist in Ordnung. Genau genommen bin ich schwer damit beschäftigt, hier zu sitzen und zu sterben.«
    »Sei nicht so ein melodramatisches Weichei«, sagte Ted.
    »Ich bin nicht melodramatisch, Dad. Ich sterbe tatsächlich - einen langsamen, schmerzhaften, hässlichen und offen gesagt ziemlich langweiligen Tod.«
    »Blödsinn. Steh auf. Bryans geisteskranke Freundin ist gerade mit meiner Chance auf Geld weggefahren.«
    Wade krempelte seine Hose hoch und enthüllte eine Haut voller Schwären, die einer mit Rotweinflecken übersäten Tischdecke ähnelte. Bei diesem Anblick verzog Ted angewidert das Gesicht. »Schon gut. Krempel deine Hosenbeine runter. Himmel. Sonst sieht das noch jemand.«
    Wade war zu müde, um weiter zu streiten. »Bryan, wo fährt Shw wohl hin - irgend 'ne Ahnung?«
    Bryan fragte: »Wo sind wir denn hier?«
    »Keine Panik«, erwiderte Ted. »Frauen hinterlassen immer eine Spur. Moment - ›Spur ‹ ist das falsche Wort. Was ist noch ein bisschen offensichtlicher als eine Spur?«
    »Einem Hinweis?«, schlug Bryan vor.
    Ted bespritzte ihn mit dem Schlauch. »Ein Hinweis ist weniger offensichtlich als ein Spur, Dummkopf.«
    »Ruft ein Taxi«, sagte Wade.
    »Und wohin fahren wir?«, fragte Ted.
    »Ich weiß, wo wir ein Auto herbekommen«, sagte Wade.
    Ein Taxi wurde bestellt, während Wade auf die Herrentoilette ging, um sich zu waschen. Er zitterte, war weiß wie die Wand, und seine Augen waren rot. Das Taxi kam, und der Fahrer fragte, wo es hingehen sollte. Ted stieg vorne ein, Wade und Bryan saßen hinten. Wade nannte ihm die Adresse der Brunswicks.
    " »Wieso grade dahin?«, fragte Bryan.
    »Da wohnt Howie«, sagte Wade. »Bei der Familie Robinson des Weltraums.«
    Ted moserte: »Howie kann ich jetzt gebrauchen wie ein Loch im Kopf. Dieser kleine Wichser.«
    Bryan fügte hinzu: »Er tut immer so, als sei er der Größte. An der High-School war er bestimmt einer von den Typen, die einen immer anlächeln, weil sie sich nicht vorstellen können, dass jemand sie nicht mag, und dabei sind sie allen verhasst.«
    Ted sagte: »Herrje, Bryan, hör auf, über die High-School herzuziehen. Du hast den Laden vor fast zwanzig Jahren verlassen.«
    Bryan ließ sich nicht einschüchtern: »Du warst immer auf der Seite des Schulleiters, wenn ich bei irgendwas erwischt wurde. Lass mich einfach in Ruhe, ja? Ich fühle mich, als hätte man mich gegrillt, und ich dachte, wir könnten einfach mal nett zueinander sein und uns wie eine echte Familie benehmen.«
    Ted biss sich auf die Lippe und warf Wade einen Blick zu. Dieser sagte: »Ich glaube, das kannst du vergessen, Bryan.« »Wieso?«
    Ted fuhr ihn an: »Weil deine schwangere Freundin meine Zukunft in einer Plastiktüte in ihrem Kofferraum hat - deshalb!«
    »Bryan, ich glaube nicht, dass sie abtreiben wird.« Bryan drehte sich zu Wade um. »Woher willst du das wissen?«
    Wade erzählte ihm, wie Shw am Tag zuvor geduscht hatte, um ihren Körper von allen Conterganspuren zu reinigen. Bryans Gesicht morphte zu einem lebenden Vorher-Nachher-Foto. Wade merkte, dass der Taxifahrer der Versuchung, zu lauschen, nicht widerstehen konnte.
    Ted fragte: »Was hat es denn nun mit diesem Florian auf den Bahamas auf sich?«
    »Folgendes«, sagte Wade. »Ich habe vor ein paar Jahren für ihn gearbeitet. Er ist der Erbe eines pharmazeutischen Vermögens aus der Schweiz. Er stellt die Hälfte aller Schmerzmittel und Pestizide auf der ganzen Welt her, aber er ist ein totaler England-Freak - sein Gärtner hat mir erzählt, dass sein Kindermädchen ihn jeden Sonntag nach der Kirche versohlt hat -, daher lebt er jetzt auf den Bahamas. Die sind nämlich sehr englisch, und darüber hinaus treiben sich dort die zwielichtigsten Gestalten der Welt herum - das Ganze ist eine Art Themenpark der Kriminalität. Die Leute rutschen da in die Szene hinein, und wenn sie versuchen, sich wieder zum Rest der Welt zu gesellen, erscheint ihnen der immer so langweilig, dass sie am Ende auf den Bahamas bleiben. Die sind wie 'ne Droge. Abgesehen davon kann er von dort aus an jeden beliebigen Ort der Staaten fliegen. Ach ja - außerdem muss man dort keine Steuern zahlen.«
    »Es sind immer die Steuern«, sagte Ted.
    »Klar, Dad, du kennst dich ja mit so was

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