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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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gefragt, ob ihr manchmal die Hände wehtun? Und wie sehr sich Maddy für London und Amys Arbeit interessiert hat und bei Amys Verlegenheit, einen derart unkreativen Job zu haben, nachdrücklich abwinkte: »Hey, Sweetheart, Arbeit ist das, was wir tun, aber nicht unbedingt das, was wir sind .«
    Später, als sie es sich mit dampfenden Kaffeetassen bequem gemacht hatten, brachte Maddy das Thema noch einmal auf Schuhe.
    »Hast du nicht gesagt, dass du dir nur, was war es noch, anderthalb Paare zurückholen konntest?«
    »Ja, ich habe versagt. Das ist amtlich.«
    »Was hat es mit dem halben Paar auf sich?«
    Amy seufzte und nippte am Kaffee. »Wie viel Zeit hast du denn? Es waren Spitzenschuhe. Ich habe nur einen von zwei Spitzenschuhen zurückbekommen.«
    Maddy zuckte leicht zusammen.
    »Wenig nützlich für deine Skulptur«, scherzte Amy, »aber sie gehörten meiner Mutter. Sie war Ballerina. Und eben diese Schuhe hat sie bei ihrem letzten offiziellen Auftritt getragen. Sie waren mein kostbarster Besitz. Das waren sie, bis vor ein paar Tagen jedenfalls.«
    »Tatsächlich?«, fragte Maddy leise.
    »Ja. Ich konnte die Schuhe zurückverfolgen bis zu einer netten alten Dame namens Alice in einem Altersheim im Staat New York, aber als die den Karton öffnete, fand sich nur ein Schuh darin.« Sie schwieg einen Moment. Beim Gedanken an Alice musste sie auch an Jack denken und sofort hatte sie Schmetterlinge im Bauch.
    »Und die alte Dame hat dir den Schuh zurückgegeben?«, drängte Maddy. »Das war sehr freundlich von ihr.«
    Und dann erzählte Amy ihr alles. Über Sergei, Jack und Alice, Liebesbriefe in Spitzenschuhen und das Geheimnis, das der Schuh offenbarte. Als sie fertig war, ließ sich Maddy nach hinten in die dicken Kissen fallen und sah Amy nachdenklich an.
    Amy zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, ist total bescheuert. Aber ich bin drüber weg. Sogar darüber, diesen Lügner jemals wiedersehen zu wollen.«
    Maddy trank den letzten Rest Kaffee aus ihrer Tasse. » Au contraire, Sweetheart, für mich klingt es so, als seiest du noch meilenweit davon entfernt.«
    Amy war es nicht gewohnt, dass ihr jemand widersprach, wenn es um die Erinnerungen an ihre Mutter ging, warf ihr einen finsteren Blick zu und zuckte dann erneut mit den Schultern.
    »Das war eindeutig ein Charlotte-Blick!« Maddy lachte. »Wie alt bist du noch mal, Amy?«
    »Du bist aber auch ganz schön frech!«
    »Wie dem auch sei«, fuhr Maddy mit ernstem Gesicht fort, »was diese Ballettschuhe angeht …«
    Amy gähnte. »Können wir nicht das Thema wechseln? Genau genommen sollte ich lieber darüber nachdenken, ins Hotel zurückzufahren.«
    »Nein, ich fürchte, das geht noch nicht. Würdest du noch mal mit mir rüber ins Atelier gehen?«
    »Klar doch.« Verwundert raffte sich Amy auf. Ihr verletzter Knöchel begann wieder zu pochen. Trotz der Müdigkeit folgte sie Maddy gehorsam nach nebenan ins Atelier. Als Maddy das Halogenlicht einschaltete, blendete es Amys müde Augen, es war ein zu scharfer Kontrast zu dem sanften Kerzenlicht im Wohnzimmer. Da war wieder die Stiletto-Skulptur. Mit ihrer bestechenden Erotik wirkte sie bei Nacht geradezu unanständig. Kompromisslos und stolz beherrschte sie den ganzen Raum. Amy gefiel sie jetzt fast noch besser.
    »Hier drüben.« Maddy führte sie zu der Werkbank. »Ich hatte ganz vergessen, es zu erwähnen, aber in einem der Kartons, die ich aus England bekam, war mehr drin, als ich gekauft hatte.«
    Nein, doch nicht etwa …
    Aber noch bevor sich Maddy hinkniete, um die unterste Schublade der Werkbank zu öffnen, wusste Amy, was sie darin finden würde. Der Schuh war immer noch in das elfenbeinfarbene Seidenpapier gehüllt, wie an dem Tag, als ihre Mutter ihn ihr überreichte. Maddy zog das Päckchen heraus und reichte es Amy vorsichtig, als wäre es aus Glas.
    »Ich bin sehr froh, das hier seinem Eigentümer zurückgeben zu können, Amy. Eigentlich hatte ich überlegt, es als Modell für Zeichenübungen zu nutzen. Aber jetzt kannst du zwei vollständige Paare von deiner Reise mit nach Hause nehmen!«
    »Vielen Dank«, stammelte Amy. Dann ging sie auf Maddy zu und umarmte sie umständlich. Maddy versteifte sich. Was Umarmungen anging, war sie wohl ein bisschen aus der Übung.
    »Gern geschehen.«
    Sie standen einen Moment lang einfach nur so da, und Amy wusste nicht recht, was sie tun sollte. Sie konnte sich nicht einfach nur bedanken und sich verabschieden, nicht nachdem Maddy so nett gewesen war und doch

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