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Alle meine Schuhe

Alle meine Schuhe

Titel: Alle meine Schuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hepburn Lucy
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gelegentlich mit ihr tanzt!
     
     
    »Braves Mädchen, Debs«, flüsterte Amy in Richtung Bildschirm. »Zeig uns allen, wie es geht.«
     
    Danach war er besser drauf, irgendwie lockerer. Er hat mich einigen seiner Kumpels vorgestellt, ein paar echt lustige Vögel, und er hat schön aufgepasst, dass ich immer einen Drink in der Hand hielt. Es lief alles ganz gut, bis zum Essen …
    Halte durch, Amy-Liebes, es wird noch besser!!!
    Also, das Essen war ein bisschen enttäuschend, um ehrlich zu sein. Wir gingen paarweise zu Tisch, und man servierte uns diesen Wursteintopf mit Knödeln – laut Gabe eine »berühmte polnische Delikatesse«. Ich kam mir ein bisschen unhöflich vor, weil ich meine Portion nicht aufgegessen habe, aber weißt du, wenn man so etwas wie Lachs oder Roastbeef erwartet und dann Wurstgulasch bekommt! Ich bin sicher, dass du mit mir übereinstimmst, Amy! Gabriel hat seine Portion verschlungen und dann auch noch den größten Teil von meiner verdrückt. Mich wunderte jedoch, dass er die Wodkas mittlerweile nur so runterstürzte. Ich dachte, er würde zu betrunken sein, um später noch zu tanzen. Aber ich muss fairerweise zugeben, dass er es gut wegsteckte. Er wurde lediglich immer lauter, wenn er mit seinen Kumpels redete. Wahrscheinlich hat das Essen einen Teil des Alkohols aufgesogen. Außerdem ist er ein ziemlich kräftiger Kerl, wie du sicher bemerkt hast, vermutlich kann er also einiges vertragen – haha!!! Dann versuchte er, mich mit meinem Nachtisch zu füttern. Er dachte wohl, es hätte etwas Verführerisches, löffelweise supersüßen Wackelpudding in mich reinzuschaufeln, aber wie du weißt, steh ich nicht auf so was. Ich habe einfach gesagt, ich sei zu satt dafür. Wie er darauf hereinfallen konnte, da er doch meinen Hauptgang verdrückt hat, weiß ich nicht. Aber, hey, genug jetzt vom Essen!!!
     
     
    Amy genoss es, in Debbies Geschichte einzutauchen, über das Wurstgulasch und den Wackelpudding zu lachen und für eine Weile zu vergessen, dass sie in einem riesigen Haus auf einem anderen Kontinent ganz allein war. Nicht zum ersten Mal überkam sie eine Welle der Zuneigung für ihre Freunde zu Hause.
     
    Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass wir am selben Tisch wie diese schrecklichen Zwillinge saßen? Marta trug ein schwarzes Kleid und Iwona ein … Überraschung ! … schwarzes Kleid! Gääähn!!! Die beiden versuchten immer noch ihr Glück bei Gabriel und kümmerten sich nicht die Bohne um ihre Begleiter, was irgendwie zum Brüllen war. Zu mir sagten sie den ganzen Abend über kein Wort! Ich hatte sie übrigens mit den Worten begrüßt: »Wie ich sehe, Ladys, habt ihr für heute Abend doch noch Schuhe gefunden, in die ihr reinpasst!«, was zugegeben nicht gerade der netteste Gesprächseinstieg ist!
    Ach, und ich muss auch betonen, dass es kein richtiger Ball war, so wie bei Aschenputtel – womit ich eigentlich gerechnet hatte. Es war ein Abend, den man als Sobotka bezeichnet, was, wie mir eines der Mädchen erklärte, in Polen ein traditionelles Fest ist, mit dem jedes Jahr die Sommersonnenwende und die Johannisnacht gefeiert werden (gut aufpassen, Amy, ich werde dich später abfragen). Dabei kann man jede Menge Bräuche beobachten. Nach dem Essen zum Beispiel kamen diese weiß gekleideten polnischen Mädchen und sangen Liebeslieder – sie sahen so was von zuckersüß und jungfräulich aus (Gabriel war offenkundig angetan). Aber mir gefiel es auch, es war irgendwie rührend. Jedenfalls gibt es normalerweise auch Freudenfeuer, aber das war ausgeschlossen, da wir uns in einem vornehmen Landhotel befanden, wo man von einem Feuerchen im Garten nicht sonderlich angetan gewesen wäre. Die Männer müssen dann über die Flammen springen – hat doch Symbolcharakter, oder? Gabriel erzählte mir, dass er dabei immer am höchsten und am weitesten gesprungen sei, also ließ ich ihm seinen Spaß und sagte: »Natürlich, mein Mäuschen«, und damit schien er zufrieden zu sein. Überall hingen wunderschöne Blumenkränze und üppige Kräuterbündel, die wunderbar dufteten – Basilikum, Estragon, Dill, Salbei, Minze, Zitronenmelisse. Ich habe ein paar Zweiglein stibitzt und in meiner Handtasche versteckt. Meine Idee war, sie mir später unters Kopfkissen zu legen oder etwas Romantisches in der Art, aber dazu kam ich nie. Die Kräuter müssen immer noch in meiner Tasche sein, fällt mir gerade ein! Wenn ich das nächste Mal ausgehe, werde ich riechen wie ein riesiger menschlicher

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