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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terézia Mora
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knautschend, lief sie auf und ab, die Bleistiftschrift verschmierte. Anrufen, nicht anrufen. Schließlich fiel ihr ein, dass es, selbst wenn es gelänge, Mira zu informieren, kaum etwas gäbe, was diese tun könnte. Herkommen? Als ob das so einfach ginge, das geht nicht mehr so einfach, das Aufkommen am Bahnhof hat sich seit den zwei Tagen, die er jetzt schon schläft, verdoppelt, falls das überhaupt möglich war, es wird einen Krieg geben, oder es gibt schon einen. Gottgottgott.
    Sie setzte sich auf den Küchenstuhl, auf dem sie zuvor ihm gegenüber gesessen hatte. Es reicht doch, wenn ich ihr Bescheid gebe, wenn er tot ist. Hallo, ich habe Ihren Sohn umgebracht.

    Prime bjen esasa ndeo , sagt der Junge. Prime .
    Was?
    Songo. Nekom kipleimi fatoje. Pleida pjanolö.
    Was sagt er? Hören Sie, Schwester?
    Drei Männer, jeder von ihnen könnte sein Vater sein, einer sogar der Großvater, um sein Bett versammelt. Sie tragen Pyjamas, Morgenmäntel und Verbände. Beugen sich über ihn wie die Trauerweiden. Die Schwester teilt mit ihrem Körper die Zweige, rückt näher, berührt seine Stirn.
    Sicher nur das Fieber, sagt sie. Er ist Ausländer.
    Man denkt, man versteht, was er sagt, und dann versteht man’s doch nicht, sagt der eine, der Jüngste, der einen gestreiften Bademantel trägt. Deutsche, russische Wörter. Die anderen verstehe ich nicht. In der Landessprache ist auch was dabei.
    Stehen da. Später setzt sich der Älteste, weil er müde geworden ist, auf das Bett daneben. Eine Weile sagt der Junge nicht mehr so viel. Später fängt er wieder an. Die drei sitzen oder liegen in ihren Betten und horchen. Manchmal sind Wörter zu verstehen, aber insgesamt …
    Avju mjenemi blest aodmo . Bolestlju. Ai.
    Ist das hier vielleicht das Sterbezimmer? fragt der Gestreifte und schaut mit glitzernden Augen die anderen beiden an. Hm? Was meinen Sie? (Grinst.) Sie kennen doch den Witz mit dem Sterbezimmer?
    Die anderen beiden murmeln. Der Großvater zieht sich die Decke über die nackten Füße.
    Kennen Sie den Witz mit dem Sterbezimmer? fragt der Gestreifte die Schwester.
    Die Schwester antwortet nicht, sie misst Abels Puls.
    Jeder kennt den Witz mit dem Sterbezimmer, sagt der Dritte Mann.
    Reden Sie keinen Unsinn, sagt die Schwester. Niemand wird hier sterben.
    Sie stopft die Decke um Abel herum fest. Als ob es nötig wäre. Als ob er sich rührte.
    Aber was hat er?
    Die Schwester zuckt die Achseln.
    Abel seufzt.
    Er hat geseufzt.
    Danach: nichts mehr. Er schläft.

    Drei Tage, in denen sich sein Zustand nicht wesentlich änderte. Das Fieber stieg und sank, wie es wollte. Manchmal sprach er, aber mehr zu Anfang, gegen Ende wurde er immer ruhiger, er seufzte nur noch, und schließlich, am dritten Tag, erwachte er. An seinem Bett standen drei ältere Männer.
    Hallo, sagte der Jüngste im gestreiften Bademantel, der Fremdsprachen spricht. Na, wach?
    Schaut nur. Gott, hat der Junge Augen.
    Verstehst du, was ich sage? fragte der Gestreifte.
    Mit Verzögerung, aber er nickte. Die drei Männer brachen förmlich in Jubel aus. Er versteht’s! Sie sagten ihm noch andere Sätze, er machte bei jedem einzelnen ein Gesicht, als hörte er eine Offenbarung, und am Ende nickte er jedes Mal, als setzte er den Punkt. Ja, ja, ja, ja.
    Sag nichts, sagte Bora, küsste ihn ab, drückte seinen Kopf zwischen ihre Brüste. Sag nichts, sag nichts, sag nichts.
    Er sagte nichts. Vorerst hörte er nur zu. In den letzten Jahren hat er die Muttersprache seines Vaters fast vergessen, zu Bora sagte er nicht mehr als drei radebrechende Sätze, und nun war es so, dass er jedes einzelne Wort, jeden Satz, den er hörte, sofort verinnerlichte, und auch wenn er noch nicht alles verstand, er merkte bereits, wo sie einen Fehler machten, er sah die Konstruktionen vor sich, als würden kleine Astgebilde aus den Mündern seiner Mitpatienten wachsen. Er starrte sie an.
    Irgendwie, murmelte der Großvater dem Dritten Mann zu, schaut mir der aber doch zu lang auf einen Punkt.

    Später fragte Abel Bora, ob sie ihm Münzen oder eine Karte für ein Auslandsgespräch leihen könnte, und sie war so glücklich, dass sie die Veränderung in seiner Grammatik und seiner Aussprache gar nicht bemerkte.
    Ohne zu wissen, was er ihr sagen wollte, rief er Mira an.
    Als wäre sie außer Atem: Wo bist du? Hast du ihn gefunden?
    Pause. Ihr hektischer Atem.
    Nein.
    Der Teufel soll ihn…! Wo bist du? Bist du bei ihr? Bleib dort oder geh woanders hin, suche ihn, wenn du kannst, dieser

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