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Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition)

Titel: Alle vier Martin-Schlosser-Romane: Kindheitsroman - Jugendroman - Liebesroman - Abenteuerroman: Mit einem Vorwort von Frank Schulz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Henschel
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Neunten hatten wir einen Leserbrief gekriegt.
    Ich finde es ungeheuerlich, daß Ihr keine Rücksicht auf die Wünsche Eurer Leser nehmt. Es gab schon genug Schüler, die sich über Eure politischen Artikel beschwert haben. Glaubt Ihr, daß uns die Lebensgeschichte von Franz-Josef Strauß oder die Erklärungen zur Bundestagswahl interessieren? Außerdem finde ich es eine Sauerei, daß Ihr die »Bravo« dermaßen kritisiert. Ihr könnt Euch doch wohl kein Urteil über diese Jugendzeitschrift erlauben. Die »Bravo« ist hundertmal besser und interessanter als Eure »et cetera« …
    Wahr daran war, daß die Bravo in unserer Schülerzeitung kritisiert worden war, aber wieso hätten wir uns kein Urteil über diese Jugendzeitschrift erlauben dürfen?
    »Wenn diese Schnalle sich nicht für Artikel über Strauß interessiert, dann soll sie doch ihre eigene Schülerzeitung aufmachen«, sagte Hermann. »Mit Schminktips und Kochrezepten.«
    Hoppy, der jetzt in die Zwölfte ging, schaute einmal rasch rein in die Redaktion und kniff gleich wieder aus.
    Den könne er nicht ab, sagte Axel Reinert. Hoppy sei ein »Hänger«. Der engagiere sich für nichts und hänge immer bloß rum.
    In Deutsch nahmen wir ein Gedicht von Eichendorff durch. Da zogen »zwei rüstge Gesellen« in die hellen, klingenden, singenden Wellen des Frühlings hinaus. Der eine ließ sich nieder und gründete eine Familie; den anderen zogen Sirenen »in der buhlenden Wogen / Farbig lockenden Schlund«. Als ob man sein Leben aufs Spiel gesetzt hätte, wenn man sich als kinderloser Playboy in die buhlenden Wogen stürzte.
    In Mathe ging’s los mit unendlichdimensionalen Vektorräumen. Da konnte ich mich entspannen, weil ich diesen Schmodder selbst mit der größten mir möglichen Anstrengung nicht begriffen hätte. Und ich hatte Schwein: Der Lehrer war so’n junger, lockenmähniger, der einen nicht triezte, sondern auch bodenlos schlechte Leistungen milde benotete. Wiepert hieß der, doch man durfte auch Joachim zu ihm sagen.
    Heikes Bio-Leistungskurs verreiste für eine Woche nach Prag. Andreas Pohl und Henrik waren auch dabei. Da sollte ein Konzentrationslager besucht werden. Der Französisch-Leistungskurs fuhr nach Paris, und ich war froh darüber, daß der Deutsch-Leistungskurs nirgendwo hinfuhr.
    Keilereien und Kissenschlachten?
    Nicht mit mir.
    In ihren Fernsehwahlwerbe-Spots führte die Union ihren Kanzlerkandidaten Franz-Josef Strauß als Weltpolitiker vor, der unglaublich viel herumkomme und überall wohlgelitten sei (außer im Ostblock), und man sah, daß dieser Mann vor Fett kaum laufen konnte.
    Lächerlich war aber auch die Werbung der Grünen. Da kamen ein Pärchen und ein Opi bei ihnen angelatscht, mit schlecht geschauspielerter Neugier, und ein schnauzbärtiger Parteivertreter hatte bei der Begrüßung die eine Hand in der Hosentasche stecken.
    In einer Wahlkampfbroschüre der FDP warnte Hans-Dietrich Genscher vor dem »Eurokommunismus« der gemäßigten kommunistischen Parteien Italiens, Spaniens und Frankreichs: Die würden eine »Machterschleichung auf Filzpantoffeln« betreiben.
    Und wie war Genscher an die Macht gelangt? Etwa barfuß?
    In Englisch war eine Kurzgeschichte von Ernest Hemingway dran, in der ein fiebernder Junge Fahrenheit und Celsius verwechselte und sich als todgeweiht betrachtete.
    Lernen sollten wir daraus, daß es hier einen Mangel an Kommunikation gegeben habe ( »a lack of communication«), und damit erklärte mir Hermann fortan jeden seiner eigenen Fehltritte. Er machte sich auf unserer Tischfläche zu breit? »Lack of communication.« Er stieß versehentlich meine Schultasche um? »Lack of communication.« Sein Pausenkakao war auf mein Englischheft geflossen? »Lack of communication.« Ich konnt’s bald nicht mehr hören.
    Von Heike kam ein Brief.
    Ich habe die Unzufriedenheit;
    und Dich lieb. –
    Weil wir uns nicht haben.
    01. 09. 1980, 23.30
    Lieber Martin,
    gestern haben wir in Bamberg (Bayern; igitt) ’nen Breiten gemacht. Heute haben wir in Prag ’nen kleinen Breiten gemacht. Nein, stimmt gar nicht. Als wir hier ankamen, hat der Busfahrer den Bus am Straßenrand geparkt, um sich mit Herrn Kleinschmidt in das Hotel zu begeben und Formalitäten zu erledigen. Plötzlich schoß eine Straßenbahn blitzschnell auf uns zu.
    Äh. Also eine Straßenbahn näherte sich dem Bus und hielt hinter uns an. Nach etwa zehn Minuten kam endlich der Busfahrer, um die Gleise vom Bus zu befreien. Das war vielleicht spannend!
    In

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