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Alle Weihnachtserzählungen

Alle Weihnachtserzählungen

Titel: Alle Weihnachtserzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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meine. Haha! Wir passen alle zu unserem Geschäft, und wir passen gut zusammen. Kommt in die gute Stube! Herein in die gute Stube!“
    Die gute Stube war der Raum hinter dem Fetzenvorhang. Der alte Mann scharrte die Glut mit einer alten Läuferstange zusammen, und als er seine rauchende Lampe (denn es war abends) mit dem Pfeifenstiel geputzt hatte, steckte er diesen wieder in den Mund.
    Währenddessen warf die Frau, die schon gesprochen hatte, ihr Bündel auf den Fußboden und setzte sich prahlerisch auf einen Schemel, verschränkte die Ellbogen auf den Knien und sah die beiden anderen herausfordernd an.
    „Was macht das schon? Was macht das, Mrs. Dilber?“ sagte die Frau. „Jeder Mensch hat das Recht, an sich zu denken. Er hat das immer getan.“
    „Das stimmt wahrhaftig!“ sagte die Waschfrau. „Niemand mehr als er.“
    „Na also, dann steh nicht da und glotze, als ob du Angst hättest. Wer weiß schon davon? Wir kratzen uns doch nicht gegenseitig die Augen aus, nehme ich an?“
    „Nein, wahrhaftig nicht!“ sagten Mrs. Dilber und der Mann gleichzeitig. „Wir wollen’s nicht hoffen.“
    „Also dann!“ rief die Frau. „Genug davon. Wer hat schon durch den Verlust von ein paar Sachen wie denen da Schaden erlitten? Ein Toter nicht, denke ich.“
    „Nein, wahrhaftig nicht!“ sagte Mrs. Dilber lachend. „Wenn er sie nach dem Tode hätte behalten wollen, der garstige alte Geizkragen“, fuhr die Frau fort, „warum war er dann nicht zu Lebzeiten menschlicher? Wäre er das gewesen, hätte er jemanden gehabt, der bei ihm war, als ihn der Tod ereilte, und hätte nicht mutterseelenallein sein Leben aushauchen müssen.“
    „Das ist das wahrste Wort, was je gesprochen wurde“, sagte Mrs. Dilber. „Das ist seine Strafe.“
    „Ich wünschte, die Strafe wäre etwas härter“, antwortete die Frau, „und sie wäre härter ausgefallen, darauf könnt ihr euch verlassen, wenn ich noch mehr zu fassen bekommen hätte. Mach das Bündel auf, alter Joe, und sag mir, wieviel es wert ist. Sag es freiheraus. Ich habe keine Angst, die erste zu sein, und auch nicht, daß die es sehen. Wir wußten ganz genau, glaub ich, ehe wir uns hier trafen, daß sich jeder was genommen hatte. Das ist keine Sünde. Mach das Bündel auf, Joe.“
    Aber die Höflichkeit ihrer Freunde wollte das nicht zulassen, und der Mann in dem verblichenen schwarzen Anzug sprang als erster in die Bresche und holte seine Beute hervor. Sie war nicht bedeutend. Ein oder zwei Siegel, ein Bleistiftkasten, ein Paar Manschettenknöpfe und eine Brosche von unerheblichem Wert waren alles. Sie wurden vom alten Joe einzeln geprüft und geschätzt. Er schrieb die Beträge, die er für jedes Stück geben wollte, mit Kreide an die Wand und addierte sie, als er feststellte, daß nichts mehr dazukam.
    „Das ist deine Rechnung“, sagte Joe, „und ich würde dir keine sechs Pence mehr dafür geben, und wenn ich gargekocht werde, weil ich’s nicht tue. Wer ist der nächste?“
    Mrs. Dilber war die nächste. Laken und Handtücher, etliche Kleidungsstücke, zwei altmodische silberne Teelöffel, eine Zuckerzange und einige Paar Stiefel. Ihre Rechnung wurde in derselben Weise an der Wand aufgestellt.
    „Damen gebe ich immer zuviel. Das ist eine Schwäche von mir, und damit ruiniere ich mich selber“, sagte der alte Joe. „Das ist Ihre Rechnung. Wenn Sie mich um einen Penny mehr gebeten und geschwankt hätten, würde ich es bereuen, so großzügig zu sein, und eine halbe Krone abziehen.“
    „Und jetzt pack mein Bündel aus, Joe“, sagte die erste Frau. Joe ließ sich auf die Knie nieder, um es beim öffnen bequemer zu haben, und als er eine Menge Knoten aufgelöst hatte, zog er eine große, schwere Rolle schwarzen Stoff heraus.
    „Was ist denn das?“ fragte Joe. „Bettvorhänge?“
    „Ha!“ erwiderte die Frau lachend und beugte sich auf ihren gekreuzten Armen nach vorn. „Bettvorhänge!“
    „Du willst doch nicht sagen, daß du sie mit den Ringen und allem runtergenommen hast, während er noch dalag?“ fragte Joe.
    „Doch“, gab die Frau zurück, „warum nicht?“
    „Du bist dazu geboren, dein Glück zu machen“, sagte Joe, „und du wirst es gewiß schaffen.“
    „Ich werd bestimmt nicht meine Hand stillhalten, wenn ich was ergattern kann und sie dazu nur auszustrecken brauch, und das wegen eines Mannes wie dem, das versprech ich dir, Joe“, erwiderte die Frau kaltblütig. „Laß das Öl nicht auf die Laken tropfen, Joe.“
    „Seine Bettlaken?“

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